Bahnhof Coswig verfällt

Im Januar fiel dann schließlich auch noch die Heizung aus. Ein Wasserrohrbruch war die Folge. „Seit Montag haben wir endlich wieder Wasser“, sagt Claudia Strauß. „Da kann ich mir die Hände wenigstens mal heiß abspülen, wenn sie steif geworden sind.“ Denn die Heizung im historischen Bahnhofsgebäude funktioniert nach wie vor nicht, erklärt die Mitarbeiterin der Reiseagentur Coswig. Fahrkarten und Reisebedarf verkauft sie in dickem Anorack und Schal - „ich bin froh, wenn ich kurz nach neun in mein Auto steigen und mich aufwärmen kann“. Die Heizgeräte, die als Ersatz für die Heizung laufen, schaffen es nicht, den Verkaufsraum durchzuwärmen.
Geöffnet ist der kleine Laden im Erdgeschoss des Bahnhofsgebäudes derzeit von Montag bis Freitag, jeweils von 5 bis 9 Uhr. „Wir haben Stammkunden, die früh ihren Kaffee, die Zeitung oder Zigaretten holen. Insbesondere für ältere Kunden sei sie nicht nur die Verkäuferin im Laden, sondern auch Ansprechpartnerin für alle möglichen Probleme, sagt Claudia Strauß. Immer wieder würde sie gefragt, was nun aus dem Bahnhof werden solle. Aber das wisse sie auch nicht, nur, dass es schade wäre, wenn er und damit der Laden „den Bach runter gehen würden“.
Dabei hatte die Aedificia, der der Coswiger Bahnhof seit 2015 gehört, im September 2019 in der SZ angekündigt, ein Pflegezentrum auf 800 Quadratmetern im Bahnhofsgebäude auszubauen. Dazu wolle sie rund eine Million Euro investieren. Und im Oktober vergangenen Jahres vermeldete die SZ, dass es zwischen der Aedificia und der Coswiger Krankenpflege Lange eine Vereinbarung gibt, wonach es eine ambulante Krankenpflege im Bahnhof und Wohnen mit Service geben soll. Für die Tagespflege sei das Erdgeschoss vorgesehen, einschließlich der einstigen Bahnhofshalle. Der Zutritt solle über die Rückseite des Gebäudes erfolgen. „Zur Tagespflege sollen auch Maniküre, Pediküre und Friseur angeboten werden - speziell für die Besucher. Mit 15 Tagespflegeplätzen könne der Start erfolgen, der Platz gibt eine Erweiterung auf bis zu 25 her. Auf der Bahnhofshalle solle eine Dachterrasse eingerichtet werden, für den schönen Ausblick über die Stadt“, hieß es im Oktober 2020 in der SZ.
Schließlich, so die Pläne, sollten in den beiden Kopfbauten, die sich an die Bahnhofshalle anschließen, jeweils drei Appartements für betreutes Wohnen, die über jeweils einen Aufzug erreichbar sein sollen, entstehen. Schaut man sich der SZ vorliegende Fotografien vom Inneren des Bahnhofsgebäudes an, so erscheinen all diese Ankündigungen wenig glaubhaft, lässt Aedificia das Haus doch offenkundig verfallen.


