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Coswiger Maler-Azubi tauscht für einen Tag die Rollen

Eine Serie der Handwerkskammer will Jugendliche erreichen und zeigen, wie vielfältig das Handwerk ist. Ein Lehrling aus Coswig erzählt, warum er mitgemacht hat.

Von Martin Skurt
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Lehrling Nicklas Jendik aus Coswig arbeitet derzeit auf einer Baustelle in Dresden. Er war einer von sieben Lehrlingen, die für die Handwerkskammer den Beruf getauscht haben.
Lehrling Nicklas Jendik aus Coswig arbeitet derzeit auf einer Baustelle in Dresden. Er war einer von sieben Lehrlingen, die für die Handwerkskammer den Beruf getauscht haben. © Arvid Müller

Coswig/Dresden. Anzeichnen, abkleben, anstreichen – das sind Nicklas Jendiks Aufgaben. Denn er lässt sich als Maler und Lackierer ausbilden und ist mittlerweile im dritten Lehrjahr. Doch für eine Aktion der Handwerkskammer Dresden tauscht er seine Maler-Rolle mit einem Rolladen, und zwar für die Youtube-Serie "An deiner Stelle! Azubi-Tausch". Sieben junge Handwerker aus Ostsachsen machten mit und wechselten für einen Tag den Beruf. Für den 22-Jährigen, der beim Coswiger Betrieb Gerhardt Malermeister und Ausbau GmbH lernt, war das eine besondere Erfahrung.

Er öffnet eine würfelförmige Box in der ersten Folge, die ihm die Handwerkskammer hingestellt hat. Darin befinden sich Gegenstände, die seinen Tauschberuf beschreiben sollen. Etwas verwirrt und lächelnd nimmt er eine blaue Flasche aus der Kiste. "Sonnencreme. Das heißt, du arbeitest wahrscheinlich fast nur draußen", spricht er seinen Tauschpartner Tobias Kühne an. Weiter noch holt er einen kleinen schwarzen Stab heraus. "Ein Zauberstab?" Kühne erklärt, dass es ein Einstellstift für Motoren ist. "Ich werde Rolladen- und Sonnenschutzmechatroniker", sagt daraufhin Nicklas Jendik etwas ungläubig. Später in der zehnminütigen Folge erklärt er: "Ich war erst mal sehr perplex." Denn er hätte damals den Beruf noch nicht gekannt.

Maler-Beruf: Leicht zu machen, schwierig zu meistern

"Am Anfang dachte ich, der Beruf wäre langweilig", sagt er im Gespräch auf einer Dresdner Baustelle in Gorbitz. Doch er täuschte sich. Er tauschte mit einem Azubi, der sich als Rolladen- und Sonnenschutzmechatroniker ausbilden ließ, und zwar bei Rolladen- & Markisenbau Dresden GmbH. Am Ende hätte Nicklas Jendik sich auch vorstellen können, dort seine Ausbildung zu machen, wäre er nicht so zufrieden mit seinem jetzigen Beruf. "Es hat mir um einiges mehr Spaß gemacht, als ich mir vorstellen konnte."

Auch den Zuschauern erging es wohl so. Etwa 130.000 Aufrufe erzielten bislang die zwei vergangenen Staffeln auf Youtube, teilt die Handwerkskammer Dresden mit. Seit Anfang Juni läuft nun die dritte Staffel auf dem eigenen Kanal. In vier Episoden sollen die sieben Lehrlinge bei Zuschauern die Lust am Handwerk entfachen. In der aktuellen Staffel liegt der Fokus auf Nachhaltigkeit. Das sei für die Generation Z, Jahrgang 1997 bis 2012, besonders wichtig und beeinflusst deren Berufswahl, sagt Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden. "Das Handwerk hat hier Gewerke übergreifend viel zu bieten – denn nicht umsonst heißt es, dass man im Handwerk Klimaschützer von Beruf werden kann."

Die Handwerkskammer drehte im Frühjahr vier Folgen für ihre Serie "An deiner Stelle! Azubi-Tausch". Hier muss Nicklas Jendik einen Rollladen montieren. Erst dachte er, das sei ganz einfach. Doch dann wird es nervenaufreibend.
Die Handwerkskammer drehte im Frühjahr vier Folgen für ihre Serie "An deiner Stelle! Azubi-Tausch". Hier muss Nicklas Jendik einen Rollladen montieren. Erst dachte er, das sei ganz einfach. Doch dann wird es nervenaufreibend. © Handwerkskammer Dresden

Dabei ist Nicklas Jendik eher zufällig auf die Ausbildung gestoßen. Durch eine Arbeitsmaßnahme der Agentur für Arbeit kam er mit dem Beruf des Malers in Kontakt. Daraufhin entschied er, sich beim Coswiger Betrieb zu bewerben. Erst wurde er nicht genommen, doch im darauffolgenden Jahr hat es doch geklappt. Inzwischen sei er dafür dankbar, diese Chance erhalten zu haben. Von sich selbst sagt er, dass er kein Lerntyp sei. "Ich wollte unbedingt mit den Händen arbeiten." Und erst mal Geld verdienen.

"Meine Liebe zum Beruf hat sich erst entwickelt", sagt Nicklas Jendik. Der Beruf des Malers sei zwar leicht zu machen, aber schwierig zu meistern. Neben Tapezieren, Schleifen, Malen und Lackieren liebt er besonders das Spachteln. "Jeder Handwerker hat beim Verputzen seine eigene Handschrift", sagt er begeistert. Inzwischen sei es bei ihm "purer Instinkt", er könne bei der Arbeit seinen Kopf ausschalten. Das sei etwas Gutes. "Denn sobald du anfängst, nachzudenken, leidet unbewusst die Produktivität."

Nur Lehrlinge können authentisch berichten

Sein Anspruch im Beruf ist es, Jüngere für das Handwerk zu begeistern. Gerade die Azubi-Tausch-Aktion der Handwerkskammer fand er deshalb toll. Die Folgen zeigten, wie vielfältig die Berufe im Handwerk seien. Natürlich spiegeln die einzelnen Folgen nur Bruchteile der Hauptaufgaben wider, nicht den Alltag. Das ist in seinen Augen etwas schade. Trotzdem findet er es klasse, dass die Handwerkskammer das macht und junge Leute einlädt. "Wie sich ein Beruf anfühlt, können nur die Lehrlinge beibringen."

Er selbst ist aber wieder nur zufällig zur Youtube-Serie gekommen. Sein Kollege hat ihn, ohne vorher zu fragen, mehr oder weniger dafür angemeldet. "Ich dachte mir nichts dabei, außer, dass es unwahrscheinlich sei, wenn einer von uns beiden genommen wird", sagt Nicklas Jendik später. Daraufhin ist sein Kollege ausgewählt worden, allerdings konnte er wegen eines Pflichtlehrgangs nicht. "Eigentlich hätte er es ausbaden müssen, dachte ich mir." Er lacht. Heute sei er aber froh, dass er die Möglichkeit hatte, mitzumachen.