Die Blaubeeren sind reif - die Mai-Beere ist neu

Coswig. Geht man mit Karsten Damme die Reihen der Blaubeersträucher ab - dann weiß er zu jeder der 13 Sorten in seiner Gärtnerei etwas zu sagen. Ganz vorn in der Plantage steht Duke. „Sie wird als erstes im Juni bei uns reif. Sie hat eine schöne runde Form und ist knackig und bringt gute Erträge.“ Ganz am Ende der Plantage wächst Elisabeth, die späteste Sorte: „Sie schafft es bis Ende September, Anfang Oktober, bis zu den ersten Frösten.“ Der Favorit des Autoren dieses Artikels steht mitten drin: Cosmopolitan, nennt er sich, hat große rundlich, abgeplattete Früchte und eine herzerfrischende Säure.
Damit ähnelt er der Neuheit, die Karsten Damme seinen Kunden nun nahe bringen möchte. Die Rede ist von der Mai-Beere. Das ist aber nur einer ihrer vielen Namen: Sie wird auch Haskap, Honigbeere, Kamtschatka-Heckenkirsche oder Sibirische Blaubeere genannte. Die beiden letzten Namen verweisen auf ihre besonderen Eigenschaften. „Die Mai-Beere sieht zwar aus wie eine Blaubeere, nur länglicher, aber sie hat damit überhaupt nichts zu tun, es ist eher eine Heckenkirsche“, erklärt Karsten Damme. Und das Beiwort Sibirische verweist darauf, dass sie aus dem nordöstlichen Russland stammt, aus Japan und Kanada, also aus klimatisch eher rauen Gegenden.
Das ist von Vorteil, erläutert der Gärtnerei-Chef, denn Spätfröste bis Minus zehn Grad in der schon Anfang April einsetzenden Blüte machen dem bis zu zwei Meter hoch werdenden Strauch nichts aus. Und der in der EU seit Ende 2018 als Lebensmittel zugelassenen Frucht werden wahre Wundereigenschaften zugeschrieben. Die Verbraucherzentrale hat die Mai-Beere untersucht und kommt zum Ergebnis, dass sie ähnlich gesund wie heimische Heidel-, Him- oder Brombeeren ist. Ihre Inhaltsstoffe sollen aufgrund des „hohen antioxidativen Potenzials die Zellen vor oxidativem Stress schützen“, wie er beispielsweise durch Rauchen, ungesunde Ernährung oder Alltagsstress entsteht. Außerdem sollen die Beeren eine „Extraportion“ Vitamine und Mineralstoffe liefern und die Zellen stärken.
Karsten Damme hat sich unmittelbar nach der Zulassung 2019 die ersten Pflanzen kommen lassen. 2021 gab es die erste Ernte, die aber noch nicht seinen Ansprüchen - etwa, was die Fruchtgröße betraf - und in diesem Jahr ist alles klar zur Selbstpflücke. Dabei ist die Mai-Beere immer noch ein Zusatzangebot. Angebaut wird sie in Sörnewitz auf einem halben Hektar, dominierend sind immer noch die Blaubeeren, von denen etwa 16.000 Pflanzen auf fünf Hektar wachsen. Dort kann man nicht nur selbst pflücken, Karsten Damme bietet bei Interesse auch Blaubeerführungen an. Und dann hat er noch etwas zur Mai-Beere zu sagen: „Die Kinder lieben sie, obwohl sie doch eher auf Süßes aus sein müssten.“