Die Friedenskirche hat jetzt ein dichtes Dach

Radebeul. Es ist erst wenige Tage her, da wurde in einem Gottesdienst dem Herrn im Himmel, vor allem aber den Geldgebern, Bauleuten und der Gemeinde gedankt. Gedankt für die gelungenen Arbeiten am neuen Dach der Friedenskirche in Radebeul-Kötzschenbroda.
Pfarrerin Annegret Fischer hat die Predigt gehalten und sie ist erleichtert, dass das mit dem Friedensschluss im Dreißigjährigen Krieg berühmt gewordene Gotteshaus in seiner Hülle jetzt durchsaniert ist. Das seit dem 13. Jahrhundert am Elbufer über die Landschaft ragende Bauwerk ist so bekannt, weil hier im Dreißigjährigen Krieg 1645 zwischen Sachsen und Schweden der erste Waffenstillstand in Europa geschlossen wurde. Deshalb der Name Friedenskirche - das Dokument des Friedensschlusses und der Tisch, worauf die Unterschriften geschrieben wurden, sind in der Kirche zu besichtigen.
Das mit der Dachsanierung hat seinen Ursprung 2013, als der Sturm eine der steinernen Kreuzblumen auf der Turmbalustrade zu Boden stürzte. Ab da schauten sich die Gemeinde und die Pfarrersleute den Bau genauer an und stießen gleich auf eine ganze Latte von Sanierungsbedarf. Zuerst war der Turm dran. Er musste neu gedeckt werden. Umfangreiche Arbeiten am vom früheren sauren Regen verwitterten Sandstein waren notwendig. Alles unter Denkmalschützeraufsicht und teuer.

Letztlich kostete die Turmsanierung 674.000 Euro. Den wesentlichen Batzen Geld hat die Friedenskirchgemeinde durch den Einsatz des damaligen Meißner CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas de Maizière aus Berlin bekommen - aus dem Fond der Bundesmittel für Kultur und Medien. Und eben auch, weil das Gebäude als Friedensschluss-Kirche eine Bedeutung für ganz Sachsen hat.
Doch während der Turmsanierung 2018 gab es einen noch deutlicheren Blick von oben auf das Dach. Die letzte Sanierung der großen Schieferfläche passierte in den 1970er Jahren. Annegret Fischer: „Wir haben im Archiv Briefe von damals, an den Rat des Bezirkes gerichtet, gefunden. Daraus geht hervor, dass aus Mangel noch brauchbare Schiefer mit neuen genutzt worden sind.“
Vor allem die Seitendächer haben sich in den letzten Jahren als Schwachstellen gezeigt. Es regnete schlichtweg rein in den Dachboden der Kirche. Kirchner Toralf Bretschner hatte Planen und Auffangbehälter aufgestellt, was kein Dauerzustand sein durfte. Die Seitendächer waren auch zu DDR-Zeiten saniert worden.
Damals nicht mit Schiefer, weil die Neigung zu gering ist, sondern mit Dachpappeschindeln. Nach fast 50 Jahren war deren Standhaftigkeit gegenüber Regengüssen aber an mehreren Stellen nicht mehr gegeben.

Schiefer aussortieren brachte nichts
Und auch die Idee, wieder, wie vor vielen Jahren, die guten Schiefer erneut zu verwenden, musste verworfen werden. „Der Aufwand, dies beim Abriss auseinander zu sortieren, wäre viel zu aufwendig geworden“, sagt die Pfarrerin. Also sind jetzt gleichmäßig auf beiden Seiten des Kirchenschiffes neue Schiefer drauf. Vorher wurde die Schalung ausgebessert. Wer nach oben blickt, wird die gleichmäßig dunkelgraue Eindeckung deutlich erkennen. Als das Gerüst noch stand, war auch zu sehen, wie aufwendig das Dach des Altarraumes überspannt werden musste. Eine besondere Leistung der Gerüstbauer.
Zu sehen sind beim Blick nach oben auch die vielen kleinen Gauben mit ihren Stein- und Metallblumen als Krönungen. Die sandsteinenen Gauben wurden aufgearbeitet. Der Unterschied zu vorher ist allein an hell und dunkel sichtbar. Die hölzernen Gauben sind neu in der Werkstatt hergestellt und montiert worden.
Die Seitendächer haben jetzt nicht mehr Pappeschindeln drauf, sondern ein Dach aus Titanzinkblech-Bahnen, die miteinander per Falz verbunden sind. Die Seitendächer haben eine Gesamtfläche von 240 Quadratmetern. Das Schieferdach misst 415 Quadratmeter. Auch der Blitzschutz für das gesamte Gebäude ist neu. Ebenso die Tritte, um das Dach begehen zu können.
Ein mieses Erlebnis hatten die Bauherren von der Gemeinde und die Baufirmen noch kurz vor Abschluss der Arbeiten. Vandalismus. Annegret Fischer: „Da sind nachts welche übers Gerüst nach oben geklettert und haben drei metallene Schmucklilien von den Dachrinnen gerissen. Die mussten erneut hergestellt und angeschraubt werden.“
Jetzt ist aber alles wirklich fertig und dicht. Am Ende belaufen sich die Kosten auf 482.000 Euro. Wieder kam die wesentliche Förderung mit 275.000 Euro dank de Maizières Unterstützung aus dem Denkmalschutztopf des Bundes. Die Landeskirche Sachsen hat 143.000 Euro beigesteuert. „Wofür wir sehr dankbar sind“, sagt die Pfarrerin, weil die Kosten 2021 - gegenüber der ursprünglichen Kalkulation - gestiegen sind. Die Gemeinde selbst brachte 63.000 Euro als Eigenmittel auf.
