Randale im Lößnitzbad so schlimm wie noch nie

Radebeul. Es ist ein Idyll, das Radebeuler Lößnitzbad. Fast klares Wasser. Die Temperatur in der ehemaligen Kiesgrube mit dem natürlich angesammelten Grund- und Regenwasser liegt derzeit zwischen 20 und 22 Grad - je nachdem, in welchem Bereich man sich aufhält.
Gerade wird das Bad richtig gut besucht. Schon in den Vormittagsstunden am Werktag Montag sind Schichtarbeiter, Rentner und Mütter mit Kindern auf den Wiesen und im Wasser. Bis zum Mittag kommen mindestens einhundert Besucher. Am Nachmittag und am frühen Abend nimmt die Zahl der Abkühlung Suchenden deutlich zu. Am Wochenende geht die Besucherzahl weit über 1.000.
Wer ins Freibad geht, der muss auch mal auf Toilette. Doch in diesen Tagen ist das nur eingeschränkt möglich. Letzte Woche waren sämtliche Toilettentüren komplett verschlossen. Badnutzer riefen bei der SZ an und beschwerten sich.
„Wir mussten die Toiletten vorübergehend einige Tage schließen. Die Verwüstungen waren extrem“, sagt Titus Reime, Geschäftsführer der Stadtbäder und Freizeitanlagen GmbH Radebeul (sbf GmbH Radebeul). Reime spricht von eingetretenen Türen der einzelnen Toilettenabteile. Von abgetretenen Rohrleitungen und Wasserhähnen. Es wurde versucht, Feuer zu legen. So schlimm war es noch nie, sagt der Bäderchef.

Schloss und Klinke fehlen noch
Bis zum Wochenende sei es zumindest gelungen, die Toiletten im grünen Container auf der Südseite - nahe des FKK-Bereiches - wieder so herzustellen, dass sie nutzbar sind. Noch immer sind an den Türen die Beschädigungen zu sehen. Bei der Damentoilette fehlen Schloss und Türklinke komplett.
Die fest gebauten Toiletten für Herren und Damen im Gebäude auf der Ostseite sind weiterhin geschlossen. Aus technischen Gründen steht an der Tür. Auch hier haben Randalierer gewütet wie noch nie. Reime: „Dass ein Toilettendeckel kaputt geht, das ist normal. Aber dass absichtlich Wasserleitungen abgetreten, Becken zerstört und Waschbecken unbrauchbar gemacht werden, das ist in dieser Dimension neu.“
Doch nicht nur auf den WC werde gewütet. Auch Bäume wurden einfach abgesägt und als Brennholz für Feuer genutzt. Darunter sind junge Kiefern und Pappeln. Die Mitarbeiter der sbf GmbH haben extra zwei ordentliche Grillplätze mit Stahlschalen und Sitzbänken eingerichtet. Die Grillkohle muss sich freilich jeder selbst mitbringen.
Seit 2017 ist das Lößnitzbad in den Sommermonaten vom 15. Mai bis 15. September komplett frei geöffnet. Keiner muss Eintritt bezahlen. Lediglich die Badezeit ist von sieben bis 22 Uhr eingeschränkt. Deutlich sichtbar angebrachte Schilder mit Hinweisen dazu sind in regelmäßigen Abständen um das Gewässer angebracht. Bewacht wird allerdings tagsüber im Lößnitzbad nichts mehr. Personalmangel und -kosten bewogen den Bäderchef vor vier Jahren, dieses Bad fortan auf diese Weise zu öffnen und den Service einzuschränken.

Drei Stunden täglich aufräumen
Immer noch seien die Mitarbeiter der sbf GmbH jeden Tag mindestens drei Stunden zu Aufräumarbeiten im Bad. 31 Papierkörbe müssen geleert werden. Sie sind es auch, ist am Montagvormittag festzustellen. Die Grillplätze sind aufgeräumt. Und im grünen Toilettencontainer rauscht wieder das Spülwasser.
Reime: „Wir haben auf die Schnelle glücklicherweise eine tüchtige Handwerkerfirma gefunden, die uns vor dem Wochenende zumindest diese Damen- und Herrentoilette wieder soweit in Ordnung gebracht hat.“ Der Bäderchef rechnet mit Kosten von etwa 2.500 Euro. Die Rechnung sei noch nicht gestellt.
Weitaus höhere Kosten vermutet die sbf GmbH für die stationäre Toilettenanlage auf der Ostseite. Allein die Türen müssen neu installiert werden. Wann diese Anlage wieder geöffnet werden kann, sei derzeit noch nicht zu sagen. „Wir bemühen uns“, sagt Reime.
Der Bäderverantwortliche ist sich ziemlich sicher, dass die Zerstörungen von, vom Alkohol enthemmten Jugendlichen in tiefer Nacht angerichtet werden. „Zwischen zwei und drei Uhr, wenn der Alkoholpegel auf dem Höhepunkt ist.“ Auch Beschwerden von Anwohnern über laut aufgedrehte Bassanlagen gibt es. Reime: „Wir gehen zur Kontrolle abends noch einmal durchs Bad.“ Auch das Ordnungsamt und die Polizei würden vorbeischauen. Aber eine Rundumkontrolle sei nicht leistbar.
Nach ersten Hinweisen seien verdächtige Personen von der Polizei zu den diesjährigen Ereignissen schon festgestellt worden, aber die Ermittlungen würden noch laufen. Am drastischsten waren die Verwüstungen in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag vom 12. zum 13. Juni, heißt es von der Stadtbäder und Freizeitanlagen GmbH Radebeul (sbf GmbH Radebeul).
