Radebeul/Coswig/Meißen. Fast minus 20 Grad hatte das Elbland in der Nacht zum Mittwoch vorzuweisen. Eisnebel zogen über die Elbe bis in die Wohngebiete. Und es soll zumindest nachts zweistellig mit dem klirrenden Frost weitergehen.
Autos: Wenn die Batterie den Anlasser nicht mehr andreht

Die Gelben Engel des ADAC hatten am Mittwochmorgen und -vormittag Schwerstarbeit zu leisten. Wie ADAC-Sprecher Sachsen, Falk Vorhoff, auf SZ-Nachfrage informiert, gab es allein im Kreis Meißen und der Umgebung rund 100 Notrufe mit liegengebliebenen Fahrzeugen. Mit der Landeshauptstadt waren es 150 Pannennotrufe, sachsenweit 447 Einsätze. Das Telefon der ADAC-Pannenhelfer stand schon Montag und Dienstag nicht still - auch da waren es schon 100 Einsätze in Dresden und dem Umland, am Dienstag sogar 218.
Entsprechend gefordert sind derzeit auch die Reparaturwerkstätten, um die Autos der Berufspendler wieder winterfit zu machen. Im Radebeuler Autohaus Gommlich ist Serviceleiter Michael Feigenspan der, der die Übersicht beim Batteriewechsel hat. „Das waren entsprechend der Witterung in dieser Woche noch gar nicht so viele, etwa ein halbes Dutzend“, sagt er. Der Autofachmann warnt aber noch vor etwas anderem: Ab zehn Grad minus bereitet der übliche Diesel dem Auto Probleme, weil er flockt und Pumpen aussteigen könnten. Deshalb könne es nicht schaden, an der Tankstelle nachzufragen, ob es am Zapfhahn schon den Winterdiesel mit den notwendigen Zusätzen gibt, der dieses Ausflocken bis minus 25 Grad verhindert.
In der freien Werkstatt von Kfz-Technik Ronny Heinze in Neusörnewitz sind es in der Woche schon zwischen acht bis zehn Batterien, die gewechselt wurden. Heinze: „Mancher ruft uns an, weil er liegen geblieben ist oder gar nicht loskommt. Bis Coswig und Weinböhla fahren wir auch und helfen schnell.“
Heizung: Wenn es plötzlich kalt in der Wohnung wird
Die Nachfrage trifft den Radebeuler Holm Lamprecht und seinen Monteur von der gleichnamigen Haustechnik-Firma aus Naundorf gerade im Noteinsatz. Im Moritzburger Ortsteil Friedewald ist eine Hausheizung ausgestiegen. „Die Wärmepumpe“, sagt er und muss gleich weiterarbeiten. Bei am Vormittag immer noch minus zwölf Grad dürfe mit der Reparatur nicht gezögert werden. Lamprecht: „Die Notrufe reißen uns immer wieder von der eigentlichen Installationsarbeit weg, aber es geht ja nicht anders.“
Der Fachmann rät jetzt allen, die Heizung eher ein wenig mehr aufzudrehen als womöglich zu sparen. Wichtig sei, dass die Heizflüssigkeiten im Fluss bleiben. „Bei diesen Temperaturen friert das System in spätestens zwei bis drei Stunden ein“, warnt Lamprecht.
Wasser: Wenn die Wasseruhr plötzlich stockt

Die meisten Wasseruhren sind in Kellern angebracht. Und die meisten Privatleute achten auch darauf, dass diese Uhr keinen Schaden nimmt. Olaf Terno, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Elbtal: „Aber eben doch nicht alle. Manche lassen das Kellerfenster offen oder angekippt. Gerade mussten wir einen Zähler ausbauen und erneuern.“ Das koste etwa 70 Euro, sagt Terno.
Ansonsten sei die Lage angesichts der eisigen Temperaturen bei den Stadtwerken Elbtal mit auch etwa 30.000 Stromkunden noch nicht dramatisch. Lediglich zwei Kilometer der Stromleitungen verlaufen noch als Freileitungen oberirdisch - zum Beispiel in Wahnsdorf. Diese seien nur gefährdet, wenn Eisregen und starker Wind aufkomme, so der Stadtwerke-Chef.
Baustellen: Wenn sich kein Bagger oder Kran mehr bewegt

Noch sitzt der Frost gar nicht so tief im Boden. Vor dem großen Schneefall am Wochenende waren es lediglich 15 bis 20 Zentimeter. Dennoch, jetzt gehe draußen nichts mehr, sagt Heinrich Lauber von der gleichnamigen Coswiger Baufirma. Seine zehn Baustellen ruhen. „Meine Mitarbeiter sind in Saisonkurzarbeit, haben vom Sommer Stunden angespart.“ Die letzten Winter habe man fast durcharbeiten können. So hatte sich das mancher Bauherr auch 2021 ausgerechnet. Was jetzt nicht wird, müsse im Frühjahr aufgeholt werden, aber eben nicht, wenn mal nur ein Tag Sonnenschein und Tauwetter ist, so Lauber. Der Aufwand koste nur unnötig Geld.
Helge Harzdorf, einer der zwei Inhaber der Coswiger Baufirma Bauhauf, hat noch einige Baustellen, die nicht wetterabhängig sind, zum Beispiel die neue Mensa der TU Dresden. „Allerdings können auch wir derzeit nur mit 30 bis 50 Prozent der üblichen Kapazität arbeiten. Etwa die Hälfte der Mitarbeiter ist in Kurzarbeit.“ Dass jetzt mal wirklich Winter ist, habe nun wohl auch jeder Bauherr einsehen müssen.
Nahverkehr: Wenn der Bus nicht an die Haltestelle kommt
Die Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM) erreichten in den vergangenen Tagen viele aufgeregte Anrufe von Fahrgästen, ob denn ihre Haltestelle bedient werde. Jörg Weinhardt, Verkehrsleiter des Unternehmens, beruhigt: „Unsere Busse kommen, aber nicht pünktlich“, sagt der Prokurist. Jeder Fahrgast könne sich zudem telefonisch oder online informieren, ob die eigene Haltestelle betroffen ist.
Aufgrund der Witterungsverhältnisse haben die VGM-Busse teilweise Probleme, einige Haltestellen rechtzeitig zu erreichen. Zum Beispiel wegen vereisten Straßen oder Schneeverwehungen. Aber gefahren werde noch in jedem Fall und auf jeder Linie.
Dafür sei bisher noch kein Bus ausgefallen, so Jörg Weinhardt. Die seien so wintertauglich, dass dies kaum passieren könne. Vor 20 Jahren hätte es noch Probleme mit den Lüftungssystemen gegeben, das passiere heute nicht mehr.
Und ADAC-Sprecher Falk Vorhoff hat noch einen Tipp für alle Autofahrer: Ab kommenden Montag ist der Mobile Technische Prüfdienst des ADAC Sachsen in Radebeul zum Wintercheck, auf dem Parkplatz nahe dem Kaufland in Serkowitz.
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