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Landkreis Meißen: Rock im Schulfoyer

In der Boxdorfer Kurfürst-Moritz-Schule gehört das Spielen in einer Band dazu. Man muss Qualität abliefern, und das wirke sich positiv auf anderen Schulfächer aus, sagt der Direktor.

Von Manfred Müller
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Die Schülerband „Excited“ bei der Probe zum Wettbewerb „Rock im Foyer“ an der Boxdorfer Kurfürst-Moritz-Schule.
Die Schülerband „Excited“ bei der Probe zum Wettbewerb „Rock im Foyer“ an der Boxdorfer Kurfürst-Moritz-Schule. © Arvid Müller

Moritzburg. Sie heißen Laura, Stella, Fenja, Sienna, Finja-Marie, Lilli, Caroline, Elias, und sie haben im vorigen Jahr den Bandwettbewerb der Boxdorfer Oberschule gewonnen. Das ist nicht so leicht, wie es vielleicht klingen mag, denn an der Kurfürst-Moritz-Schule gibt es sage und schreibe 26 Musikgruppen. Das Erlernen von Gitarrenspiel, Bass, Keyboard, Schlagzeug, Saxofon und auch der Gesang sind Teil des Musikunterrichts, ebenso Ton- und Lichttechnik. Die Neuankömmlinge dürfen in Klasse 5 ein Instrument auswählen, in Klasse 6 wird dann eine Band gegründet, und ab Klasse 7 kann man, wenn die Truppe gut genug ist, am Wettbewerb „Rock im Foyer“ teilnehmen. Dort haben die acht Schüler, die den Bandnamen „Excited“, also „Aufgeregt“, tragen, sowohl den Publikums- als auch den Jurypreis abgeräumt.

Die müdeste Truppe des Abends

Jetzt stehen sie auf der Foyer-Bühne und proben noch einmal für den Start in der nächsthöheren Klasse 8/9. Zunächst gibt es ein paar technische Probleme, dann starten „Excited“ mit Adeles „Rolling in the Deep“. Die Performance lässt ein bisschen zu wünschen übrig. „Einen Preis habt ihr schon gewonnen“, flachst Schulleiter Heiko Vogel. „Den für die müdeste Truppe des Abends.“ Das wollen die acht nicht auf sich sitzen lassen. Sie zünden den Song „Riptide“ des Australiers Vance Joy, und schon wippen die Zaungäste im Foyer auf den Hacken; einige beginnen sogar zu tanzen. „Eine Gitarre ist bei uns immer kaputt“, stöhnt Frontfrau Lilli nach der Probe. Dennoch merkt man den Achtklässlern erhebliches Selbstbewusstsein an. Die meisten von ihnen spielen schon länger zusammen und wollen den Preis auch diesmal gewinnen.

Schule kann Spaß machen

Schulleiter Heiko Vogel ist selbst Musiklehrer und schwört auf den pädagogischen Wert, den das Zusammenspiel in einer Band mit sich bringt. „Da muss man Qualität abliefern, und das wirkt sich positiv auf die anderen Schulfächer aus“, sagt er. Außerdem stärke jeder Auftritt das Selbstbewusstsein aller Beteiligten. Und nicht zuletzt vermittle die Mitgliedschaft in einer Rockband das Gefühl: Hey, Schule kann auch Spaß machen! Weil die Bühne im Foyer der Kurfürst-Moritz-Schule ständig aufgebaut bleibt, kommt es schon mal vor, dass ein paar besonders ehrgeizige Jungmusiker in der Pause hochsteigen und ihre Songs zum Besten geben. Das hebt die Stimmung im Schulhaus enorm.

Nach „Excited“ kommen noch drei andere Bands zur Probe. Wenn die Saxofonistin ein Solo spielt, kritisiert Heiko Vogel, guckt man als Sängerin nicht in der Weltgeschichte herum, sondern lächelt ihr zu. „Die Schüler sollen ruhig aufgeregt sein“, erklärt der Boxdorfer Schulleiter. Persönlichkeitszuwachs erlange man nicht im Alltagstrott, sondern in mentalen Ausnahmesituationen wie eben bei einem Bandauftritt.

Die Anfänger beginnen

Das Rockband-Konzept an der Kurfürst-Moritz-Schule ist eher zufällig entstanden. Es begann als Angebot für eine einzige Klasse, für die man sich bewerben konnte. Mit der Zeit fanden es so viele Schüler cool, dass es auf alle ausgeweitet wurde. Beim zweitägigen Wettbewerb „Rock im Foyer“ sind in diesem Jahr 15 Bands dabei. Jede spielt drei bis vier Titel – am Mittwoch die Anfänger, die erfahreneren Bands dann am Donnerstag. „Excited“ werden es zwar nicht leicht haben, gegen die älteren Bands aus der Klassenstufe 9 zu bestehen, aber musikalisch gesehen stehen ihre Chancen nicht schlecht. Und ganz abgesehen von gewinnen oder nicht gewinnen, sagt Frontfrau Lilli, habe jeder Auftritt vor Publikum für sie etwas Magisches.