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Ab Sommer 2024 wird in Alter Post musiziert

Der Landkreis Meißen ist zuversichtlich, dass der Zeitplan zur Inbetriebnahme der Musikschule in Radebeul-West aufgeht.

Von Silvio Kuhnert
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Seit über 20 Jahren steht die Alte Post in Kötzschenbroda leer. Mit dem Umbau zur Musikschule soll neues Leben in das Gebäude einziehen.
Seit über 20 Jahren steht die Alte Post in Kötzschenbroda leer. Mit dem Umbau zur Musikschule soll neues Leben in das Gebäude einziehen. © Arvid Müller

Radebeul. Es ist ein ehrgeiziges Ziel, was sich der Landkreis Meißen bei der Alten Post in Radebeul-West auf die Fahnen geschrieben hat. Im Sommer 2024 soll die Musikschule in das markante Gebäude an der Meißner Straße einziehen. Bis dahin muss das seit vielen Jahren leerstehende Haus saniert und um Anbauten erweitert sein. Bis zur Inbetriebnahme bleiben noch rund drei Jahre Zeit, bis zum geplanten Baubeginn keine zwei Jahre mehr.

"In Radebeul wird bei vergleichbaren Vorhaben mit deutlich längeren Fristen für die Realisierung gerechnet", meint die Stadtratsfraktion Bürgerforum/Grüne/SPD. Rund fünf Jahre benötige man für Planung und Genehmigung, heißt es wiederholt aus dem Radebeuler Rathaus. Daher bohrte das Fraktionsbündnis nun mit einer Anfrage bei der Kreisverwaltung nach: "Ist der Terminplan mit einem Baubeginn im Jahr 2023 tatsächlich realistisch?", wollen die Räte vom Landratsamt in Meißen wissen.

Fördertopf versiegt Ender 2023

Die Frage ist nicht unbegründet. Denn rund 5,7 Millionen Euro sollen aus dem Fördertopf des Sanierungsgebiets Zentrum Radebeul-West in das Vorhaben fließen. Das Programm läuft Ende 2023 aus. Bis dahin muss der Umbau der Alten Post zur Musikschule begonnen haben, sonst gehen die Fördermillionen flöten.

Seit 2012 habe der Landkreis bereits vier Grundstücke und Gebäude im gleichen Zusammenhang hinsichtlich ihrer Nutzung, Sanierung und Finanzierung geprüft und zudem für die Alte Post im ersten Halbjahr 2018 eine Machbarkeitsstudie vorgelegt. "Aufgrund der langjährigen umfangreichen und detaillierten Vorarbeit geht die Landkreisverwaltung heute davon aus, dass die Hauptbauzeit in 2023 und die Sanierung bis zum Schuljahresende 2023/24 abgeschlossen sein wird, um den Umzug der Musikschule in den Sommerferien 2024 durchzuführen", heißt es im Antwortschreiben aus dem Landratsamt.

Damit diesem Zeitplan nichts in die Quere kommt, muss das Projekt in diesem Frühjahr weiter vorbereitet werden. Der Radebeuler Stadtrat hat hierfür seine Hausaufgaben gemacht und im Februar dieses Jahres einen Grundsatzbeschluss zur Ansiedlung der Musikschule in der Alten Post sowie zum Finanzieren des Projekts über die Stadtbaufördermittel aus dem Sanierungsprogramm gefasst. "Sollte das Projekt jetzt nicht wie geplant und vorbereitet weitergeführt werden können, stünde das Gesamtprojekt vor dem Aus und acht Jahre gemeinsamer Arbeit von Stadt Radebeul und Landkreis wären umsonst gewesen", macht die Kreisverwaltung noch einmal ausdrücklich deutlich.

Beim Kaufpreis gespart

Zwischen Machbarkeitsstudie und Kaufvertrag sind fast drei Jahre verstrichen. Das lag daran, dass der Erwerb des Grundstückes erst im 4. Quartal 2020 mit dem bisherigen privaten Eigentümer konkret ausgehandelt werden konnte. Der Kreis kauft die Alte Post für 1,15 Millionen Euro. Er bekommt das Gebäude damit zu einem etwas günstigeren Preis, als im Verkehrswertgutachten mit 1,23 Millionen Euro angegeben ist.

Allein aus Radebeul lernen rund 1.200 Jugendliche ein Instrument bei der Kreismusikschule. Der Unterricht ist derzeit auf verschiedene Schulgebäude im Stadtgebiet verstreut. Nach dem Umbau erfolgt er konzentriert in der Alten Post. Dort wird auch die Verwaltung der Kreismusikschule Büroräume beziehen. Derzeit ist sie in der Dürerstraße 1 in der Lößnitzstadt untergebracht. Dieses Gebäude ist Eigentum des Eigenbetriebs Musikschule und damit des Landkreises Meißen. "Nach dem 2024 geplanten Umzug an den neuen Standort soll das Grundstück verkauft werden. Der Erlös soll Grundlage der Finanzierung, der am neuen Standort notwendigen Ausstattung der Musikschule sein", informiert die Kreisverwaltung in ihrem Schreiben an die Stadtratsfraktion Bürgerforum/Grüne/SPD.

Stadt mit 1,9 Millionen Euro beteiligt

Das imposante Postgebäude, Meißner Straße 285, ist über 100 Jahre alt. 1914 beschloss der damalige Gemeinderat von Kötzschenbroda, einen repräsentativen Neubau zu errichten. 1917 wurde die Postfiliale darin eröffnet. Bis zum Jahr 2000 konnten Radebeuler dort Briefe und Pakete aufgeben. Dann wurde die Filiale geschlossen. Seit zwei Jahrzehnten wartet das einstige Postamt auf eine neue Nutzung. Durch Sanierung, Umbau und Erweiterung durch zwei Anbauten, einer mit Aufführungssaal, an der von der Straße abgewandten Seite, kann in dem Gebäude ausreichend Platz für Musikschüler und Schulverwaltung geschaffen werden.

Für die Finanzierung des Umbaus haben sich Stadt und Landkreis auf folgendes Modell geeinigt: Der Landkreis finanziert den Kauf des Objekts. Für die erforderlichen Bauarbeiten kommen die bereits erwähnten 5,7 Millionen Euro aus dem Fördertopf des Sanierungsgebiets. Davon stammen jeweils ein Drittel von Bund, Freistaat Sachsen und der Lößnitzstadt. Sprich, die Stadt Radebeul steuert 1,9 Millionen Euro bei.

Die Fördersumme soll in etwa die Baukosten decken. Mehrkosten muss der Landkreis allein tragen. Mit einer Kostenexplosion rechnet die Kreisverwaltung nicht. In der Kostenplanung im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurden bereits Zuschläge für Unvorhergesehenes und soweit möglich, auch die zu erwartende Preisentwicklung der nächsten Jahre berücksichtigt, wie das Landratsamt informiert.

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