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Bei Karl May regnet's rein

Die Villa Bärenfett hat einen Dachschaden. Nässe dringt in das Gebäude. Dennoch läuft der Museumsbetrieb am 1. Februar 2022 wieder an.

Von Silvio Kuhnert
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Das Holzdach der Villa Bärenfett ist marode. Museumssprecher Kevin Sternitzke zeigt auf die besonders geschädigte Nordseite. Diese muss dringend neu gedeckt werden.
Das Holzdach der Villa Bärenfett ist marode. Museumssprecher Kevin Sternitzke zeigt auf die besonders geschädigte Nordseite. Diese muss dringend neu gedeckt werden. © Arvid Müller

Radebeul. "Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu." Dieser Spruch des Fußball-Stürmers Jürgen Wegmann beschreibt in etwa die gegenwärtige Situation des Karl-May-Museums in Radebeul. Die Villa Bärenfett hat einen Dachschaden. Die Reparatur jedoch lässt auf sich warten. Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Die Indianerausstellung ist nicht betroffen. Der Wiedereröffnung am kommenden Dienstag, 1. Februar 2022, steht nichts im Wege.

In der Villa Bärenfett befindet sich die Indianerausstellung sowie der Raum für Sonderschauen.
In der Villa Bärenfett befindet sich die Indianerausstellung sowie der Raum für Sonderschauen. © Norbert Millauer

Komplett aus Holz ließ Karl Mays (1842-1912) Ehefrau Klara die Blockhütte im Wild-West-Stil 1926 im Garten hinter ihrem Wohnhaus, der Villa Shatterhand, errichten. Vor 93 Jahren begann mit der Eröffnung am 1. Dezember 1928 darin die Geschichte des Karl-May-Museums. Selbst das Dach ist mit Holzschindeln gedeckt. Diese Abdeckung kam in den 1950er-Jahren drauf. "Mitte der 1980er-Jahre wurde das Dach das letzte Mal saniert", sagt der Wissenschaftliche Museumsdirektor Robin Leipold, wie er alten Rechnungen entnehmen konnte.

Nordseite ist undicht

Entsprechend hat der Zahn der Zeit an den Schindeln genagt. Wind, Regen und Schnee setzen dem Holz zu. Vor allem auf der Nordseite, wo das Sonnenlicht nicht hinkommt, ist es stark verwittert. Der schützende Anstrich ist an vielen Stellen abgeplatzt. Schindeln wellen sich, weisen Verwerfungen auf. Durch diese dringt Regenwasser unter die Dachabdeckung, läuft auf der Dachabdichtung entlang. An einer Stelle sind die Bahnen undicht. Durch sie dringt Nässe in das Gebäude ein.

Die letzte Dachsanierung war Mitte der 1980er-Jahre. Mit Schindeln aus Holz ist das Blockhaus gedeckt. Das Naturmaterial ist stark verwittert.
Die letzte Dachsanierung war Mitte der 1980er-Jahre. Mit Schindeln aus Holz ist das Blockhaus gedeckt. Das Naturmaterial ist stark verwittert. © Arvid Müller

"Im vergangenen November haben wir den Schaden bemerkt", sagt Leipold. An der Decke des Raums für Sonderausstellung bildete sich ein großer feuchter Fleck. Zudem löst sich die Tapete. Das Zimmer wurde ausgeräumt. Der Ausstellungsbereich mit den Dioramen, Indianerfiguren und ethnografischen Sammlungen sind zum Glück nicht betroffen. Diese stehen vorwiegend in den Anbauten mit Flachdach. Auch dort waren die Schweißbahnen der Dachpappe schon porös und brüchig gewesen. Durch sie drang ebenfalls Wasser in die Villa Bärenfett ein. Die Bahnen auf dem Flachdach wurden vor rund drei Jahren neu verlegt.

Handwerker haben keine Zeit

Nun machen die Holzschindeln auf dem Blockhaus Probleme. Die Lösung: Sie müssen runter, um das Leck in der darunter befindlichen Abdichtung zu finden. Ist die Dachhaut wieder wasserdicht, kommen neue Schindeln oben drauf. Diese Arbeiten sind auf einer Dachhälfte vonnöten, und zwar der Nordseite. "Die Vorderseite ist noch in Ordnung", informiert Leipold. Dennoch fallen kosten von rund 10.000 Euro an.

Im Museumsraum für Sonderausstellungen hat sich an der Decke ein feuchter Fleck gebildet. Zudem löst sich die Tapete von der Wand.
Im Museumsraum für Sonderausstellungen hat sich an der Decke ein feuchter Fleck gebildet. Zudem löst sich die Tapete von der Wand. © Arvid Müller

Eigentlich sollte die Reparatur längst erfolgt sein. Während der erneuten coronabedingten Zwangsschließung von November bis jetzt, hätten Dachdecker den Museumsbetrieb auch nicht gestört. Jedoch stellte sich für das Museumsteam als eine große Schwierigkeit dar, überhaupt einen Dachdeckerbetrieb zu finden. Es hagelte etliche Absagen, weil wegen Lieferengpässen Material fehlt oder keine personellen Kapazitäten vorhanden sind. Die Auftragslage in der Baubranche ist sehr gut. Außerdem haben Betriebe mit dem Ausfall von Mitarbeitern zu kämpfen, die sich mit dem Coronavirus infizierten oder in Quarantäne müssen. Ein Stapel an Aufträgen häuft sich dadurch an, die Handwerker hängen hinterher, diesen Berg abzuarbeiten.

Sonderschau öffnet hoffentlich Ende März

Das Holz für die Dachsanierung ist gesichert, der Auftrag an einen Dachdeckerbetrieb vergeben. Doch wegen Personalnotstands schaute bis jetzt noch kein Mitarbeiter im Karl-May-Museum vorbei, selbst nicht für eine Notreparatur. Wenn der Dachdeckermeister momentan keine Zeit findet für eine komplette Sanierung der Nordseite des Daches, sollte er diese wenigstens mit einer Plane abdichten, damit keine Feuchtigkeit weiter in das Gebäude kriecht. "Wir warten seit November auf die Notreparatur", sagt Leipold. Und bis jetzt sind auch noch keine Rauchzeichen bei ihm angekommen, die ein Kommen der Handwerker ankündigen.

Denn so lange das Dach nicht wieder ganz ist, können die Wasserschäden nicht beseitigt werden. Die geplante Sonderausstellung über die Freundschaft des Abenteuerschriftstellers Karl May mit dem Naturheilkundler Friedrich Eduard Bilz muss warten. Leipold hofft, die Schau Ende März eröffnen zu können. Bis dahin soll nicht nur eine Not-, sondern die komplette Reparatur erfolgt sein. Durch Dachdeckerarbeiten an der Nordseite werden Besucher nicht gestört, liegt diese doch an der Grundstücksgrenze zur ehemaligen Kfz-Werkstatt und Aral-Tankstelle an der Meißner Straße. Das Dach ist für Handwerker erreichbar, ohne dass sie den Museumsgarten in Beschlag nehmen müssen.

Neue Öffnungszeiten

Ab 1. Februar dieses Jahres empfängt das Karl-May-Museum Radebeul wieder Besucher. Es gelten neuen Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag ganzjährig geöffnet von 10 bis 18 Uhr. Montag ist Ruhetag. Außer dieser fällt mit einem Feiertag zusammen, dann ist das Museum auch montags geöffnet. Saniert und auf Vordermann gebracht wurde der Imbissstand. "SAM's BBQ verwöhnt unsere Gäste ab sofort ganzjährig in unserem Museumspark mit Speisen, Getränken und Kaffeespezialitäten", teilt Museumssprecher Kevin Sternitzke mit.

www.karl-may-museum.de