Meißen
Merken

Bilder vom Krieg haben in die Radebeuler Friedenskirche gefunden

Der Radebeuler Couragepreis e.V. setzt ein Zeichen der Solidarität mit den Kriegsopfern der Ukraine.

 3 Min.
Teilen
Folgen
Unter dem Titel „Bilder und Worte vom Krieg“ hat der Radebeuler Couragepreisverein am 1. April 2022 zu einem Vortrag in die Friedenskirche eingeladen.
Unter dem Titel „Bilder und Worte vom Krieg“ hat der Radebeuler Couragepreisverein am 1. April 2022 zu einem Vortrag in die Friedenskirche eingeladen. © Arvid Müller

Von Andreas Herrmann

Radebeul. Als alle Planungen für die Veranstaltung fertig waren, brach der Krieg in der Ukraine aus, so hatte der Vorsitzende des Radebeuler Couragepreis e.V. Frank Richter seine einführenden Worte am Freitagabend in der Radebeuler Friedenskirche begonnen. Dennoch, das Thema war von den Organisatoren genau richtig gewählt, gerade weil es sich inhaltlich vor allem um Kriegsbilder des Malers Walter Wichmann handelte, der als junger Mann Frontsoldat war und die von der Wehrmacht verübten Verbrechen mit den Mitteln der Malerei persönlich und ästhetisch verarbeitete. Seine Kriegsbilder zeigen zerstörte Gebäude und Straßenzüge in Minsk, Mogilev, Orscha, aber auch verzweifelte Menschen im Alltag zwischen Bombenangst und kleinen Hoffnungen. Sie erinnern an fatal an die Fernsehbilder, welche täglich aus der Ukraine kommen.

Parallelen zum Zweiten Weltkrieg

Dessen künstlerisches Erbe aufgenommen hat Heinz Wehmeier von der Deutsch-Russischen Gesellschaft. Er sprach in Radebeul zum Thema die „Verbrechen der Nazis in Belarus“, nicht ohne auch seine eigenen Kindheitserinnerungen anklingen zu lassen. Wehmeiers Großvater leitete im Zweiten Weltkrieg Ziegeleien. Die Bilder von dort gequälten Kriegsgefangenen sind persönliche Rückblicke von Wehmeier an die Tragödie von damals, die sich heute wiederholt. Er ist Experte für russische Sprache und Literatur und kümmert sich aktuell um den Jugendaustausch mit Belarus. Zu diesem Land hat auch der Radebeuler Couragepreis e.V. Kontakte über die aktuell in Litauen lebende belarussische Oppositionspolitikerin Olga Karatch, welche 2010 den Couragepreis zugesprochen bekam.

Die am Freitag präsentierten Bilder von Walter Wichmeier zeigten den Besuchern der Veranstaltung, darunter Vertreter der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Sachsen e.V., des sorbischen Vereins Stup dale e.V. und des Sächsischen Landesverbandes des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, erschreckende Parallelen zum Krieg in der Ukraine. Dirk Reitz von der Kriegsgräberfürsorge benannte den Konflikt als völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Allerdings sei Russland keine Supermacht im eurasischen Raum, Putin habe sich verzockt.

Der sorbische Schriftsteller Benedikt Dyrlich verwies in dem Zusammenhang auf die Benefiz-Lesungen im Erich-Kästner-Haus Dresden zugunsten der Kriegsopfer in der Ukraine. Wolfgang Hohwald von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft würdigte das große Engagement Polens bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Das historisch nicht immer einfache Verhältnis zwischen Polen und Ukrainern habe durch den Krieg eine Wende erfahren.

Die Vertreter beider Organisationen übergaben in der Friedenskirche Spenden in Höhe von 1.500 Euro an den Verein Lebensfahrten e. V. in Meißen und den dortigen Flüchtlingen aus Tschernihiw.

Erschütternder Bericht von den Nachbarn

Bewegende Worte fanden während der Veranstaltung zwei Frauen aus der Ukraine. Anna Akafieva aus Tschernigov, die seit wenigen Wochen in Radebeul lebt, sagte, dass die Ukrainer hier sind, dankbar sind und mit offenen Armen aufgenommen wurden. Sie selbst hatte vor der Flucht ein kleines Blumengeschäft und organisierte Hochzeiten. Ihre Landsleute seien freundliche und arbeitsame Menschen und möchten arbeiten und nicht auf Kosten der Deutschen leben. Sie hofft, dass die Probleme mit der Bürokratie dazu schnell überwunden werden. Dies sei ein Ruf aller Ukrainer, den sie hier weitergeben möchte.

Die seit 2004 in Radebeul lebende Anna Vogel aus Krywyj Rih gab einen erschütternden Bericht zur Situation in ihrer Heimatstadt. Die letzte Information sei gewesen, dass in der Nachbarschaft ihrer Familie Bomben gefallen seien, seit anderthalb Wochen gebe es nun keine Verbindung mehr. Sie dankte im Namen der rund 1.000 Ukrainer, die jetzt in Meißen leben, besonders den Kirchen und dem SPD-Bürgerbüro von Frank Richter.