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Damit Austs Wein mehr Platz und Zeit zum Reifen hat

Das Weingut in Radebeul wird um einen Weinkeller erweitert. Der Neubau ist die dritte bedeutende Vergrößerung in der Geschichte der Anlage.

Von Silvio Kuhnert
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Wie sich der Neubau (links) an der Hoflößnitzstraße hinter dem markanten Meinholdschen Turmhaus einordnet, illustriert diese Zeichnung.
Wie sich der Neubau (links) an der Hoflößnitzstraße hinter dem markanten Meinholdschen Turmhaus einordnet, illustriert diese Zeichnung. © Weingut Aust

Radebeul. Winzer Karl Friedrich Aust unternimmt den nächsten großen Schritt bei der Entwicklung seines Radebeuler Weingutes. Hinter dem Meinholdschen Turmhaus sowie dem Anbau mit dem Gutsladen sind Bauarbeiten gestartet. Entlang der Hoflößnitzstraße entsteht ein Weinkeller. „Bis Ende dieses Jahres soll der Rohbau stehen“, sagt der Weinbauer, Jahrgang 1978.

Reichlich drei Jahre Planung stecken in dem Vorhaben, das mit der Bauvorbereitung wie dem Rückbau eines Stücks der Grundstücksmauer vorige Woche begann und für das am Dienstag nun offiziell der Startschuss fiel. Über 36 Meter wird die Kellerei lang und um die elf Meter breit. Zwei Geschosse zählt der südliche Kopfbau. Er wird so hoch sein wie die Dachspitze des Gutsladens. „Unten bietet dieser Platz für ein Barriquelager, darüber entstehen Büroräume“, berichtet Aust.

Kellereibau besteht aus drei Teilen

An den Südbau schließt sich ein temperiertes Flaschenlager sowie ein Tankraum an. Darüber kommt eine Dachterrasse mit Pergola für Besucher des Weinguts. „Unsere Gäste können von da aus auf die Landschaft mit Hoflößnitz und den Weinbergen der Lage Goldener Wagen blicken“, informiert Aust. Dem Mittelbau schließt sich ein weiterer Kopfbau an. Im Nordbau befindet sich künftig der Pressraum.

Winzer Karl Friedrich Aust steht am Bagger der Baustelle am Fuße der Weinlage Goldener Wagen mit dem Bismarckturm.
Winzer Karl Friedrich Aust steht am Bagger der Baustelle am Fuße der Weinlage Goldener Wagen mit dem Bismarckturm. © Norbert Millauer

Die sichtbaren Teile der beiden Kopfgebäude bestehen aus Ziegeln. Der niedrigere Mittelbau wird aus Sandwich-Betonplatten errichtet. „Bei ihnen liegt das Dämmmaterial in der Mitte“, so Aust. Die Dämmung ist wichtig für die Kühlung der Lager- und Tankräume. Ein Teil des Kellereigebäudes verschwindet im Erdreich. Denn was ein Besucher des Weinguts nicht weiter bemerkt, ist, dass zwischen dem Hof der denkmalgeschützten Anlage sowie dem Gartenbereich mit dem Weinausschank der Höhenunterschied 2,60 Meter beträgt.

Neubau bringt Erleichterungen beim Pressen

Diese Hanglage nutzt der Winzer aus, um die Arbeitsschritte von der Ernte bis zum Pressen der Trauben künftig zu erleichtern. Durch das Tor am Nordgebäude liefert er und seine vier Mitarbeiter im Weinberg, darunter zwei Auszubildende, die gelesenen Weintrauben an und befördern diese behutsam über eine Rutsche in die Presse.

Derzeit müssen sie noch kräftig schleppen. Denn der jetzige Pressraum ist im Turmhaus anzufinden. Dorthin müssen die Trauben getragen und in die Presse gehievt werden. Das heißt, Aust und sein Team transportieren und heben um die 5.000 Kilogramm Trauben an einem Presstag. Rund 20 Tage im Jahr wird gepresst. Die Rückstände, wie Schalen, Kerne und Stängel, müssen dann wieder aus dem Gebäude herausgebracht werden. Diese Schinderei soll dieses Jahr zum letzten Mal sein und damit ein Ende finden. Denn in der neuen Kellerei mit einer Grundfläche von rund 450 Quadratmeter will Aust im kommenden Winter bereits die ersten Flaschen abfüllen.

Prägende Umbauten im 18. und 19. Jahrhundert

Die Wurzeln seines Weingutes reichen bis Mitte des 17. Jahrhunderts zurück. Um 1650 wurde an der Weinbergstraße ein Winzerhaus gebaut. 1720 kam es zum ersten prägenden Umbau mit Turm und Nordflügel. 134 Jahre später erfolgte die zweite große Erweiterung. 1853/54 wurden die Villa errichtet sowie ein Stall an das Meinholdsche Turmhaus angebaut. Letzterer beherbergt heute den Gutsladen. Der Kellereibau ist nun die dritte große Erweiterung. Das neue Haus schließt sich entlang der Hoflößnitzstraße nicht unmittelbar an das bestehende Gebäudeensemble an. Dazwischen liegen eine Toreinfahrt und ein Hof.

Der jetzige Lagerraum mit den Barriquefässern im früheren Kohlekeller unter dem Villengebäude ist zu klein. Dadurch kann der Wein nur eine begrenzte Zeit im Eichenfass reifen.
Der jetzige Lagerraum mit den Barriquefässern im früheren Kohlekeller unter dem Villengebäude ist zu klein. Dadurch kann der Wein nur eine begrenzte Zeit im Eichenfass reifen. © Norbert Millauer

Das Weingut war einst für eine Anbaufläche von rund einem Hektar ausgelegt. Für dessen Bewirtschaftung war entsprechend groß der Pressraum gebaut. Aust baut heute auf fast sieben Hektar Wein an. Für einen Jahresertrag von im Schnitt 30.000 bis 40.000 Liter sind der Pressraum und die Lagermöglichkeiten zu klein. Für das jetzige Barriquelager hat er den früheren Kohlekeller der Villa umgebaut. Länger als ein Jahr kann aus Platzmangel dort beispielsweise sein Spätburgunder-Rotwein nicht reifen. Durch den Erweiterungsbau bietet sich die Möglichkeit, Weine mehrere Jahre im Eichenfass zu lagern.

Seit Mitte der 1970er-Jahre ist das Grundstück Eigentum der Familie Aust. „Meine Eltern stellten im Jahr rund 120 Liter her. Es war für sie ein Hobby“, erinnert sich Karl Friedrich Aust, der dieses Jahr Sohnemann Karl Ulrich begrüßen konnte. Er selbst verlor seinen Vater Hans Ulrich schon sehr früh - 1992. Als damals noch Jugendlicher machte er sich mit Mutter und Geschwistern Gedanken, wie sie das Weingut fortführen könnten. Seinen ersten Wein brachte er 1994 heraus, 1996 übernahm er die Verantwortung für den elterlichen Weinberg ganz.

Sanierung der Weinbergmauern abgeschlossen

Zunächst baute Karl Friedrich Aust neben seiner Lehre zum Steinmetz Wein an. Vor 20 Jahren fiel die Entscheidung zum Haupterwerb als Winzer. Zunächst stand der Aufbau des Weingutes mit Vergrößern der Anbaufläche und Neuaufreben der Weinberge an. Dann kam eine neue Herausforderung. „Beim Augustunwetter 2010 stürzten an einem Tag acht Weinbergmauern ein“, berichtet Aust. Wiederaufbau und Sanierung in der Steillage nahm die vergangenen zehn Jahre in Anspruch.

Nun nimmt Aust den Bau eines größeren Weinkellers in Angriff. „In dessen Entwurf steckt die Erfahrung der vergangenen 25 Jahre“, sagt der Weinbauer. Die Anbaufläche soll nicht weiter wachsen. Der Kellereibau ist so konzipiert, dass er den heutigen Standards und Ansprüchen auch noch in 20 Jahren genügt. „Er ermöglicht die Weiterführung des Weingutes“, sagt Aust. So werden die dazugehörigen Steillagen im Goldenen Wagen gepflegt und als Kulturgut bewahrt. Über eine Million Euro beträgt die Investitionssumme. Für die nächsten Wochen sind Führungen über das Weingut zum Thema Kellereineubau mit anschließender Weinprobe geplant.

www.weingut-aust.de