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Einfach das Paradies lassen

Am Samstag wurde der neunte Kunstsommer eröffnet. Bis 31. August lädt die Kulturlandschaft Moritzburg ins Rote Haus sowie das Käthe-Kollwitz-Haus ein.

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Künstler Michael Melerski bei der Eröffnung des Moritzburger Kunstsommers im Roten Haus.
Künstler Michael Melerski bei der Eröffnung des Moritzburger Kunstsommers im Roten Haus. © Arvid Müller

Friedewald. Schweißtreibend. So könnte man die Eröffnung des Moritzburger Kunstsommers am Samstag gut beschreiben. Bei strahlender Sonne, einem blauen, wolkenlosen Himmel und heißen 34 Grad Lufttemperatur zog es viele Leute an den Dippelsdorfer Teich und die Teichstraße in Moritzburg. Ein Verkaufswagen mit kalten Getränken und Essen stand kurz vor dem Roten Haus. Und mehrere Hundert Menschen sonnten sich oder gingen schwimmen, obwohl die öffentliche Badestelle geschlossen ist.

Das Bade-Publikum für Kunst zu begeistern, ist den Organisatoren des Kunstsommers gut gelungen. Nicht zuletzt, weil die Combo „Wurzel-Werk“ mit Hartmut Dorschner, Andrea Hofmann und Dirk Hessel mit Saxophon, Violine und Schlagzeug für gute Stimmung vor der Eröffnung gesorgt hatte. Viele Gäste besuchten die feierliche Eröffnung in Badehose oder in einem Handtuch eingewickelt. Natürlich kamen auch Besucher nur für den Kunstsommer Moritzburg an das Rote Haus, der in diesem Jahr unter dem Titel „Paradies einfach lassen ...“ bis zum 31. August veranstaltet wird.

Die Veranstalterin und Geschäftsführerin Gundula Bleul von der Kulturlandschaft Moritzburg (KLM) freute sich, dass der Kunstsommer wie gewohnt stattfinden kann. Im vergangenen Jahr gab es nur ein verhaltenes Programm. Grund dafür war wie sooft die Coronavirus-Pandemie. „Die Herausforderung bei der Planung des neunten Kunstsommers war die Ungewissheit“, so Gundula Bleul. „Wir wussten bis vor drei Wochen selbst nicht, ob wir den Kunstsommer veranstalten können und wie die Rahmenbedingungen aussehen werden. Jetzt ging es plötzlich von Null auf 180.“ Stolz ist sie auf die Künstler, die ihre ganz persönlichen Programme trotzdem bearbeitet haben und in diesem Jahr einmal mehr verschiedenste Facetten der Kunst zeigen.

Möglichst wenig Einschränkungen

Alexandra Wegbahn, Manuela Henschke, Hartmut Dorschner, Viktoria Braun und Michael Melerski sind als Künstler für die Ausgestaltung des diesjährigen Kunstsommers zuständig. Letzterer sprach vor der Ausstellungseröffnung über die Arbeit in Moritzburg. „Wir könnten eigentlich mit der Geschichte anfangen, die uns gestern passiert ist, bei dem Aufhängen der Kunstwerke“, beginnt Michael Melerski. „Ein Mann von der Gemeinde Moritzburg kam zu uns und fragte, wer uns denn die Genehmigung gegeben hätte, Nägel in die Wände schlagen zu dürfen." Das war wohl eine interessante Frage und er überlegte. "Was machen wir eigentlich hier? Was hat die Kunst für eine Bedeutung? Oder sollen wir es einfach lassen?“ Bekannt ist Michael Melerski besonders dafür, dass hinter seinen Bildern und Fotos immer eine Fragestellung steckt. Die Antworten auf diese sollen die Besucher in der Ausstellung ergründen.

Wirft man einmal einen Blick in die Veranstaltungsbroschüre, fällt auf, wie vielseitig die Programmpunkte des Kunstsommers sind. Ausstellungen, Diskussionen, Workshops, Lesungen, Live-Musik, Vorträge, Kino-Vorstellungen und zum ersten Mal sogar eine Wanderung vom Roten Haus bis hin zum Käthe-Kollwitz-Haus. Gundula Bleul will diese Kunst-Erlebnisse mit möglichst wenig Einschränkungen anbieten. Die meisten Events sollen als Freiluftveranstaltungen stattfinden. Maximal zehn Personen können die Innen-Ausstellungen betrachten. Kann der Mindestabstand nicht eingehalten werden, gilt die Maskenpflicht. Das Publikum bleibt aber auch nach dem ganzen Hin und Her treu. Einige Termine waren schon ausverkauft und erhielten Zusatzshows, für die Workshops sollte man sich zeitnah anmelden.

Aktion und Interaktion mit dem Publikum stehen in diesem Jahr im Vordergrund. Deshalb gibt es die Projekte gleich in zwei Ausstellungshäusern. Das Rote Haus und das Käthe-Kollwitz-Haus. Während „Paradies einfach lassen ...“ am Roten Haus stattfindet, eröffnet die zweite Ausstellung „Ich bin echt!“ am 24. Juli in der Meißner Straße. Performance-Art und zahlreiche Workshops sollen die Besucher an der Kunst aktiv teilhaben lassen. Drucktechniken erlernen, Meißner Porzellan bemalen, Musikinstrumente spielen, Rundgänge: tasten, fühlen, lauschen, schauen, entdecken, staunen, handeln. Ein Kunst-Highlight im Sommer. (Julian Wolf)

Gundula Bleul (r.) eröffnet den Kunstsommer in Friedewald, hier mit Alexandra Wegbahn und Michael Melerski.
Gundula Bleul (r.) eröffnet den Kunstsommer in Friedewald, hier mit Alexandra Wegbahn und Michael Melerski. © Arvid Müller
Kunst und Lebensfreude am Roten Haus am Dippelsdorfer Teich in Friedewald. Hier geht man auch gern baden.
Kunst und Lebensfreude am Roten Haus am Dippelsdorfer Teich in Friedewald. Hier geht man auch gern baden. © Arvid Müller
Die Combo Wurzel-Werk mit Hartmut Dorschner/Saxophon, Andrea Hofmann/Violine und Dirk Hessel/Percussion spielt zur Eröffnung.
Die Combo Wurzel-Werk mit Hartmut Dorschner/Saxophon, Andrea Hofmann/Violine und Dirk Hessel/Percussion spielt zur Eröffnung. © Arvid Müller

Die Ausstellung „Paradies einfach lassen…“ findet vom 20. Juni bis 27. August im Roten Haus Friedewald statt, „Ich bin echt!“ vom 24. Juli bis 31. August im Käthe-Kollwitz-Haus Moritzburg. Für die Teilnahme an den Workshops ist eine Anmeldung erforderlich. Infos unter www.kulturlandschaft-moritzburg.de. Über Schlecht-Wetter-Varianten und Zusatz-Termine gibts Infos unter Tel. 035207 8540.