Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Radebeul

Radebeul bekommt einen Friedensweg

Das Thema "Frieden" möchte die gleichnamige Kirchgemeinde in Kötzschenbroda noch stärker sichtbar machen. Dazu wird ein spezieller Weg zwischen Elbe und Dorfanger geschaffen.

Von Silvio Kuhnert
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Carola Schul gestaltet das Projekt des Friedensweges maßgebend mit. Dieser führt zum Friedenstisch in der Friedenskirche. An diesem präsentiert Schul ein Schild,  das an einer von zehn  Stationen zu finden sein wird.
Carola Schul gestaltet das Projekt des Friedensweges maßgebend mit. Dieser führt zum Friedenstisch in der Friedenskirche. An diesem präsentiert Schul ein Schild, das an einer von zehn Stationen zu finden sein wird. © René Plaul

Radebeul. Der Name „Frieden“ ist für die gleichnamige Kirchgemeinde in Radebeul auch Programm. In den 1930er-Jahren tauften die Mitglieder ihr Gotteshaus um. Zuvor hieß dieses einfach Kirche Kötzschenbroda. Doch um der damals vom NS-Regime vorherrschenden Kriegsrhetorik ein Zeichen entgegenzusetzen, wurde aus ihr die Friedenskirche.

Geschichte schrieb das Pfarrhaus von Kötzschenbroda auch. Vor 379 Jahren schlossen Sachsen und Schweden dort einen Waffenstillstand, womit der Dreißigjährige Krieg 1645, noch vor dem Westfälischen Frieden auf dem Gebiet des Kurfürstentums beendet wurde. „Sichtbares Zeichen ist der Friedenstisch“, sagt Carola Schul, stellvertretende Leiterin der Kirchgemeinde. An diesem soll der Friedensvertrag einst unterschrieben worden sein.

Der Tisch bildet das Herzstück eines neuen Projektes, das 2025 eingeweiht werden soll, wenn sich der Friedensschluss zum 380. Mal jährt. Vom Elberadweg wird über verschiedene Stationen ein Friedensweg führen. „Mit diesem Weg wollen wir die Friedensidee noch sichtbarer machen“, so Schul. Was als Gedanke schon längere Zeit reifte, soll jetzt mithilfe von Spenden realisiert werden. Ein Logo hat das Projekt bereits. Es zeigt einen Tisch in einem Kreis.

Ereignisse, Personen und Zitate

An den Stationen werden Tafeln aufgestellt. Diese bestehen aus Emaille und auf ihnen sind Ereignisse, Friedensstifter und Friedensimpulse in Form von Zitaten und Gedanken abgebildet. Zu den geschichtlichen Informationen darf der Friedensvertrag von Kötzschenbroda nicht fehlen. Aber auch auf die Friedensbewegung in der DDR „Schwerter zu Pflugscharen“, die friedliche Revolution oder der Kniefall von Willy Brandt in Warschau wird eingegangen. Unter den Friedensstiftern und ihrer Gedanken sind unter anderem Mahatma Gandhi, Karl May, Nelson Mandela oder Martin Luther King zu finden. Mit regionalem Bezug wird die Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters nicht fehlen. 1819 wurde sie in Meißen geboren.

Insgesamt zehn Stationen wird der Friedensweg umfassen. Sie reihen sich vom Elberadweg entlang der Mauern von Kirche und Gemeindehaus, im Hof, auf dem Dorfanger Altkötzschenbroda bis zum Friedenstisch. Radebeuler und ihre Gäste, Schulen und Touristen sind eingeladen diesen zu beschreiten. „Es ist ein offener Weg“, berichtet Schul. Man kann ihn unten an der Elbe oder oben auf dem Anger beginnen. Einen festen Rundkurs gibt es nicht. Außen ist das Weltliche dargestellt, in der Kirche das Geistliche. So werden Friedenszitate aus der Bibel an den Wänden im Raum mit dem Friedenstisch zu lesen sein. Zudem schmückt das Turmzimmer eine Skulptur und ein Gedicht. Besinnlich Christliches wird es zudem im Raum der Stille geben.

Rund 20.000 Euro sind für das Realisieren des Friedensweges erforderlich. Die Stadt unterstützt das Vorhaben. Auch um eine Förderung wolle man sich bemühen. Zudem ruft die Kirchgemeinde zu Spenden auf.

Informationsabend und Kirchbesichtigungen

Anlässlich des 379. Jahrestages des Waffenstillstands von Kötzschenbroda lädt die Friedenskirchgemeinde an diesem Freitag, 6. September, um 18 Uhr zu einer Festveranstaltung unter dem Titel „Auf den Frieden“ in den Luthersaal der Friedenskirche, Altkötzschenbroda 40, ein. Neben Texten und Musik aus der Zeit des Waffenstillstandes wird an dem Abend das Projekt vorgestellt. So werden unter anderem ausgewählte Ausdrucke der Tafeln des Friedensweges in Originalgröße beim Sektempfang zu sehen sein.

Am kommenden Sonntag, 8. September 2024, können zudem die Gotteshäuser im Kirchspiel in der Lößnitz besichtigt werden: Moritzburg 14 bis 17 Uhr mit Turmbesteigung; Reichenberg nach dem Gottesdienst um 9.30 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr; Lutherkirche Radebeul nach dem Sonntagsgottesdienst um 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr (bereits am Sonnabend um 14 Uhr gibt es eine Turmführung); Friedenskirche nach 10-Uhr-Gottesdienst bis 17 Uhr (zum Abschluss Konzert mit Orgel und Gesang).