SZ + Radebeul
Merken

Mit Rucksack und „Carver“ in Radebeul unterwegs

Rolf Jacob kümmert sich um 25 Kilometer Wein-Wanderwege. Er beklagt zunehmenden Vandalismus.

 3 Min.
Teilen
Folgen
Wanderwegewart Rolf Jacob bringt an einer Mauer an der Kreuzung Eduard-Bilz-Straße, Nizzastraße in Radebeul-Ost ein neues Wanderwegezeichen an. Der 71-Jährige behebt kleine Schäden an Hinweisschildern, Wegezeichen und Info-Tafeln.
Wanderwegewart Rolf Jacob bringt an einer Mauer an der Kreuzung Eduard-Bilz-Straße, Nizzastraße in Radebeul-Ost ein neues Wanderwegezeichen an. Der 71-Jährige behebt kleine Schäden an Hinweisschildern, Wegezeichen und Info-Tafeln. © Norbert Millauer

Von Peter Salzmann

Radebeul. Ohne Basecap ist er nie unterwegs, denn völlig ohne Deckhaar auf dem Kopf hätte der Sonnenbrand bei ihm leichtes Spiel. Rolf Jacob schwingt sich oft aufs Treckingrad, um mit seinem „Carver“ umsichtig durch die Radebeuler Weinberg-Wanderwege zu radeln. Im Rucksack und in zwei Fahrradtaschen sind Hammer, Kneifzange, Schrauber, Handsäge und Gartenschere, auch Universalklebstoff verstaut – immer griffbereit.

Seit 2016 ist der gelernte Anlagenkonstrukteur und Familienvater einer Tochter als ehrenamtlicher Wegewart zuständig für 25 Kilometer Wanderwege, die "fast alle durch die Weinberge führen", sagt der 71-jährige Rentner im Unruhestand. Sein Betreuungsgebiet verläuft in der Ost-West-Richtung von der Stadtgrenze zu Dresden bis zum Lößnitzgrund, nord-südlich von der Bahnlinie bis zur Grenze von Boxdorf/Friedewald. Sehenswerte Höhepunkte seien der Eduard-Bilz-Rundweg vom Bilz-Brunnen an der Kreuzung Augustusweg, Hauptstraße bis zum einstigen Kurhaus. "Gute Sicht haben die Wanderer auch von Spitzhaus, Bismarckturm und Friedensburg", empfiehlt Rolf Jacob.

Zuverlässig und kommunikativ

Die Zusammenarbeit mit Tassilo Schmalfeld – der 35 Wegekilometer in Radebeul-West unter seiner Obhut hat – "klappt sehr gut", unterstreicht Rolf Jacob. Er lobt auch die "hervorragende Unterstützung" durch Maja Seidel. Die Sachbearbeiterin der Abteilung Stadtgrün im Radebeuler Rathaus nennt Jacob einen "einsatzbereiten Wegewart, der sein Ehrenamt sehr zuverlässig und kommunikativ ausführt." Jeden Hinweis über Schäden gehe er gründlich nach und sorge für Beseitigung. Immer mal wieder trifft sich Rolf auch mit seinen Ehrenamtsbrüdern Berger aus Dresden und Mayer aus Moritzburg, denn deren Wege sind oft grenzüberschreitend und haben Aufmerksamkeit verdient. "Kleine Schäden an Hinweisschildern, Wegezeichen und Info-Tafeln behebe ich selbst, repariere auch mal ein Geländer oder entferne mit der Säge einen Ast, der den Weg versperrt", gibt Jacob Einblick in sein Tun. Nach wie vor kommt es zu Sturmschäden oder Wegauswaschungen, die er an Maja Seidel meldet, die für Schadenbeseitigung sorgt.

Banausen überpinseln klug-witzige Sprüche

Rolf Jacob ist wahrlich kein Lautsprecher. Seine Worte spricht er ruhig, sachlich, mit Bedacht. Doch er hebt hörbar die Stimme, wenn er von Vandalismus spricht, "der zunimmt und uns Wegewarten Sorgen und Unmut bereitet." Da werden Beschilderungen und Wegweiser beschädigt oder gar abgerissen, auch mit Farbe beschmiert und Geländer umgerissen. Sogar die Beschilderungen am Karl-May-Pfad – der Schattenriss eines Indianers auf weißem Grund – haben Narrenhände verunstaltet. "Beschämend" sei es, wie der liebevoll gestaltete Pavillon – einer Konzertmuschel gleich – oberhalb der legendären Treppe am Bismarckturm von Vandalen verunstaltet wurde. Die Banausen überpinselten sogar klug-witzige Sprüche, die derzeit nur noch schwer lesbar sind: "Wasser gibt den Ochsen Kraft, den Menschen Wein und Rebensaft; drum danke Gott als guter Christ, dass du kein Ochs geworden bist."

In Mohorn geboren, in Radebeul zu Hause: Rolf Jacob ist heimatverbunden und erfreut sich an den Radebeuler Weinbergen – das hat Folgen. "Ich trinke gern, vor allem hiesige Riesling-Weine, und sitze mit meiner Frau oder Freunden in den Weingütern bei einem edlen Tropfen", bekennt er und nennt unter anderem Hoflößnitz oder die neue Straußenwirtschaft oberhalb des Minckwitzschen Weingutes. Dass der Wegewart Rolf Jacob gern wandert, versteht sich von selbst. Er geht immer mal wieder auf Touren, die die Sächsische Zeitung vorschlägt, so in der Sächsischen Schweiz. Doch auch Schwarzwald, Erzgebirge, Tharandter Wald, Südtirol und Alpen haben es ihm angetan.