Olympia-Gold glänzt bis in den Landkreis

Zehren/Tokio. Solche Sternstunden gibt es nicht oft. Innerhalb von 24 Stunden schaffte es die 35-jährige Reiterin aus Oberbayern in der vergangenen Woche bei ihrer ersten Olympiateilnahme sowohl mit dem deutschen Team als auch im Einzel mit traumhaften Bewertungen aufs oberste Treppchen. „Dalera hat alles für mich gegeben“, lobte sie danach ihr Pferd, mit dem sie geradezu spielerisch leicht durch das Viereck geschwebt war. „Das gibt mit das Gefühl, dass sie es gern tut und es ihr Spaß macht.“
Ein aufmerksamer Zuschauer war auch Peter Kunath vom Gestüt am Kirschberg in Zehren. „Natürlich habe ich mir das im Fernsehen live angeschaut“, sagt der passionierte Pferdezüchter. „So etwas hat man im Leben nur einmal. Das ist echt stark.“ Damit meint er nicht nur den zweifachen Sieg bei Olympia. Und die Tatsache, „dass seit 1936 erstmals wieder ein Trakehner Doppel-Gold erreicht hat. Das haben andere Verbände nicht geschafft“.
Für Peter Kunath waren die beiden goldenen Auftritte von Dalera auch ganz persönliche emotionale Momente. Schließlich hat der Züchter aus dem Landkreis Meißen auch einen Anteil an den olympischen Erfolgen. Daleras Mutter - Dark Magic - erblickte 2002 im Gestüt am Kirschberg das Licht der Welt. „Damals hätten wir uns solch einen tollen Erfolg niemals erträumt“, sagt Peter Kunath, der zugleich Silke Druckenmüller, die Züchterin von Dalera, beglückwünscht.
Dark Magic als Jährling verkauft
„An sie haben wir Dark Magic als Jährling verkauft“, erzählt er weiter. Zu welchem Preis, weiß er heute nicht mehr. „Das große Geld macht man in der Regel mit Fohlen aber nicht.“ Der Spitzenpreis von 20.000 Euro, den sein Fohlen Feldstein beim Trakehner Hengstmarkt 2019 in Neumünster erzielte, war da schon etwas Besonderes.
Ist es rückblickend nicht ein bisschen schade, Dark Magic verkauft und nicht selber behalten zu haben? „Nein, ich bin da nicht traurig. Man muss ja auch von etwas leben. Wir hatten uns damals entschlossen, ein anderes Pferd aus der Familie zu behalten, das sehr typvoll und bewegungsstark war.“ Die Dunkelfuchsstute Dance Parade ist zwei Jahre älter als die Mutter des Olympiapferdes und eine Schwester von Dark Magic. Gemeinsamer Vater der beiden ist der Hengst Handryk, der im Gestüt Geschichte geschrieben hat und in seinen sporterfolgreichen Nachkommen weiterlebt.
Einer, der den Züchter vom Gestüt am Kirschberg seit vielen Jahren kennt, ist Matthias Görbert, der einstige langjährige Chef der Sächsischen Gestütsverwaltung. „Dass es ihm gelungen ist, trotz vieler Schicksalsschläge so etwas hier im Landkreis aufzubauen, verdient große Achtung“, sagt der Pferdeexperte.
Peter Kunath habe nicht nur zahlreiche wertvolle Stuten gezüchtet, sondern über viele Jahre für andere Züchter auch das Vormustern der Pferde übernommen. „Das erfordert eine große Athletik, denn das Pferd soll sich ja frei bewegen können und nicht durch die Zügel behindert werden. Das heißt, man muss immer schneller sein, als das Pferd.“
Wie sehr das Wissen und die Arbeit des Züchters von mehr als 230 Fohlen und des Privathengsthalters mit jahrzehntelanger Erfahrung geschätzt werden, zeigte sich auch daran, dass Peter Kunath seit dem vergangenen Jahr zum Kreis der vier gewählten Körkommissare des Trakehner Verbandes gehört. Die Körkommission, zu der noch zwei Stellvertreter und der Zuchtleiter zählen, wählt aus, welche Hengste innerhalb des Verbandes für die Zucht geeignet sind.
Krönung für erfolgreichen Züchter
Dass es nun ein doppelt erfolgreiches Olympiapferd aus dem Stutenstamm von Peter Kunath gibt, ist aus Sicht von Matthias Görbert die Krönung für den Zehrener Züchter. Doch vielleicht hat dieser schon im nächsten Jahr gewissermaßen ein neues Ass im Ärmel.
Denn wie Peter Kunath verrät, hat er in diesem Jahr seine Stute Dance Parade erstmals von Easy Game decken lassen. Der Hengst aus Holland ist auch der Vater von Dalera. Und des Ausnahme-Vererbers Millennium, der sich im Gemeinschaftsbesitz des Landgestüts Moritzburg und des privaten Gestüts Sprehe befindet.
Bis das Fohlen da ist, braucht es allerdings noch Geduld. Im Juni nächsten Jahres wird es so weit sein. Peter Kunath bleibt auch hier bescheiden: „Ich hoffe, es kommt gesund zur Welt.“