Petition zum Erhalt des Namens Mohrenhaus

Radebeul. Die von einer Gruppe von Schülern aufgemachte Forderung zur Umbenennung von Mohrenstraße und Mohrenhaus stößt in Radebeul auf Widerstand. Am Freitag ist eine Petition online gegangen, die sich an die Stadtverwaltung richtet. Die Petenten fordern: „Mohrenhaus soll Mohrenhaus bleiben“. Bis Dienstagnachmittag gab es laut der Internetplattform Openpetition 665 Unterstützer für die Forderung, davon 399 aus Radebeul.
Nach den Regeln der Plattform muss ein Quorum von 620 Lößnitzstädtern erreicht werden. Erst dann fordert Openpetition eine Stellungnahme von den zuständigen Entscheidungsträgern an.
Die Petition haben Eltern der Kita im Mohrenhaus initiiert. Sie meinen in ihrer Begründung kurz und knapp: „Die Benennung des Hauses hatte nie irgendeinen rassistischen Hintergrund. Mehr Respekt vor der Historie des Denkmals!“
Name bezieht sich auf eine Legende
Die Kommentarspalte füllte sich prompt. Knapp 250 waren es am Dienstagnachmittag, die sich ebenfalls überwiegend gegen eine Namensänderung aussprechen. So schreibt beispielsweise Katrin Loos aus Radebeul: „Die Legende sagt, dass das Mohrenhaus von den zwei Hügeln stammt, auf denen das Gebäude errichtet wurde. Die Hügel hießen Mohrenberge.“
Auf diese Legende verweist auch die Initiative von rund einem Dutzend Jugendlicher, die sich in der Gruppe „Rassismus ist keine Alternative“, kurz Rika, zusammengeschlossen haben und eine Umbenennung fordern. Sie meinen, dass die Bezeichnung der Weinberge davon herrührt, dass sie mit ihrem Buschwerk vom Elbtal ausgesehen wie Mohrenköpfe aussahen.
Stadtrat soll debattieren
Mohr ist für die Schüler „nicht einfach eine Beschreibung oder ein Wort für einen Menschen mit gewissen äußerlichen Merkmalen, sondern die Bezeichnung für eine rassistische, von Weißen erdachte Karikatur schwarzer Menschen, die zur Kolonialzeit ihre Prägung als solche erfuhr“, wie sie in einem Brief an Stadtrat und dem Radebeuler Ortsverband des Deutschen Kinderschutzbundes, der die Kita im Mohrenhaus betreibt, schreiben. Die Schüler wünschen in beiden Fällen Namensänderungen. Denn ihrer Meinung nach werden mit der Bezeichnung „Mohr“ schwarze Menschen auf äußere Merkmale ihres Aussehens wie Hautfarbe und Frisur reduziert.

Auf Antrag der Fraktion Bürgerforum/Grüne/SPD soll die Forderung zur Umbenennung im Stadtrat diskutiert werden. Eine Debatte könnte dort aber noch auf sich warten lassen. Stadträtin Inka Petzold (Freie Wähler) sprach auf der jüngsten Sitzung des Bildungs-, Kultur- und Sozialausschusses davon, das Anliegen mit den Jugendlichen „zu gegebener Zeit“ zu diskutieren. Johannes Albert (AfD) plädierte dafür, die Aussprache nicht während der Kontaktbeschränkungen zu suchen. Und Andreas Kruschel (FDP) empfahl, das Thema zu verschieben und erst nach der Pandemiezeit wieder aufzurufen.
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