Radebeul. Es hat schon eine gewisse Tradition in Radebeul: Zu Beginn eines Jahres berichtet Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) über den aktuellen Schuldenstand. Denn die Ausgangslage beim Start seiner Amtszeit als Stadtoberhaupt war keine einfache. Auf 55,3 Millionen Euro hatte sich der Schuldenberg im Jahr 2002 getürmt. Das waren 1.707 Euro je Einwohner. Seither wird Jahr für Jahr getilgt. Zum Stichtag 31. Dezember 2020 lag die Schuldenlast bei knapp 20,2 Millionen Euro, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 596 Euro entspricht.
Durch kontinuierliches Tilgen liegt der Schuldenstand nun auf dem gleichen Niveau wie 1995. Im ersten Nachwendejahrzehnt nahm die Lößnitzstadt jedoch immer neue Kredite für Investitionen auf, um beispielsweise Sportplätze und Straßen zu bauen. Nun arbeitet sie daran, die Schulden auf null zu fahren. Die letzte Tilgungsrate will die Finanzverwaltung im Jahr 2029 an ihre Gläubiger überweisen. Derzeit sind es bis zu 2,5 Millionen Euro samt Zinsen im Jahr.
Durchschnittszinssatz um 3,33 Prozentpunkte gesenkt
Vor zehn Jahren lag der Durchschnittzinssatz noch bei 3,96 Prozent. Durch Umschuldung und Kreditwechsel konnte er aktuell auf 0,62 Prozent im Jahresschnitt beziehungsweise um 3,33 Prozentpunkte reduziert werden. Dadurch sparte die Lößnitzstadt im vorigen Jahr rund 712.000 Euro.
Diese Ersparnis kann aber über einen Fakt nicht hinwegtäuschen. Für den Schuldendienst waren seit 1991 bisher Zinszahlungen in einer Gesamthöhe von 47.268.187,69 Euro zu leisten. „Steuergeld, das dadurch nicht für andere Zwecke zur Verfügung stand“, so OB Wendsche, wie beispielsweise für Investitionen.
Im Schuldenranking der Kommunen im Landkreis Meißen nimmt Radebeul den fünften Platz ein. Spitzenreiter mit den meisten Schulden ist Riesa, gefolgt von Strehla und Moritzburg auf Platz drei.