Radebeul
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Radebeuler erinnern an Zwangsarbeit

21 Tafeln beleuchten ein noch wenig erforschtes Thema zum Dritten Reich sowie die Situation in Radebeul während des Krieges.

Von Silvio Kuhnert
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Frank Andert hat zum Thema Zwangsarbeit in Radebeul mit geforscht. Die Ergebnisse sind auf Tafeln zusammengetragen.
Frank Andert hat zum Thema Zwangsarbeit in Radebeul mit geforscht. Die Ergebnisse sind auf Tafeln zusammengetragen. © Norbert Millauer

Radebeul. Wissenschaftliche Beiträge, Publikationen, Filmdokumentationen und Ausstellungen über die Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sowie die Gräuel des Zweiten Weltkrieges gibt es viele. Doch ein Verbrechenskomplex, der etwa 13,5 Millionen Opfer zählt, ist erst spät ins öffentliche Bewusstsein gekommen, und zwar Zwangsarbeit. „Bisher gibt es nur wenig Forschung“, sagt der promovierte Radebeuler Historiker Klaus-Dieter Müller.

Er schreibt derzeit nicht nur ein Buch zu dem Thema, was im nächsten Jahr erscheinen soll, sondern hat mit der Arbeitsgruppe zum 75. Jahrestag des Kriegsendes in der Lößnitzstadt eine Ausstellung konzipiert und erstellt.

21 Tafeln mit Bildern, Dokumenten und Informationstexten haben Müller und die AG-Mitglieder Frank Andert, Roland Hering, Norbert Menz sowie Romy Leidhold vom Stadtarchiv in rund drei Monaten zusammengestellt. Die Schau unterteilt sich in drei Teile. Der erste beleuchtet den Zwangsarbeitereinsatz in der deutschen Kriegswirtschaft ab 1939 sowie auch das Schicksal der besonders diskriminierten Gruppen wie Polen und Sowjetmenschen. Im zweiten Teil wird die Situation bis zum Kriegsende 1945 in Sachsen beschrieben. Der dritte Teil der Ausstellung richtet auf neun Tafeln den Blick auf Radebeul.

Wohl einige Tausend Zwangsarbeiter waren im Weinbau oder in Betrieben in der Lößnitzstadt im Einsatz, ohne das die genaue Zahl bekannt ist. Am Beispiel der Chemischen Fabrik von Heyden wird die unterschiedliche Behandlung je nach Herkunft thematisiert. Zudem hat die AG erstmals individuelle Dokumente zur Beschreibung von Ostarbeiterschicksalen und sowjetischen Krieggefangenen zusammengetragen.

An diesem Freitag, 18. September 2020, um 19 Uhr wird die Ausstellung „Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz“ mit einem Vortrag von Dr. Klaus-Dieter Müller im Gymnasium Luisenstift eröffnet. Ab Anfang November sind die Tafeln im Kultur-Bahnhof zu sehen.