Radebeul. In der jüngsten Diskussion um Rassismus und die sogenannte "kulturelle Aneignung" im Zusammenhang mit Werken von Karl May (1842-1912) melden sich Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) und sein Amtskollege aus der saarländischen Partnerstadt St. Ingbert, Ulli Meyer (CDU), zu Wort. Beide können die Debatte nicht nachvollziehen. "Kultur lebt davon, dass Künstler Fantasie entwickeln und darstellen, die gerade daher nicht die Realität widerspiegeln muss. Das ist der innerste Kern kreativen Schaffens und Handelns! Kunst muss nicht immer jedem gefallen", heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Kunstfreiheit sei keine Gnadengabe des Staates oder der Gesellschaft. "Sie ist durch unser Grundgesetz garantiert!", so die Überzeugung von OB Meyer.
Radebeuls OB Wendsche bekräftigt: „Ich kann mich dem offenen Brief der Karl-May-Gesellschaft und der Karl-May-Stiftung nur anschließen. Gerade auch Mays Spätwerk 'Und Friede auf Erden' ist beredtes Zeugnis seiner humanistischen Geisteshaltung und dem anzustrebenden Völkerfrieden. Die Freiheit des Denkens war ihm wohl ein hohes Gut, dies kann für uns heute nur Vorbild sein. In jedem Fall eine lohnende Lektüre.“
Wegen Kritik Einzelner stoppte Ravensburger kürzlich die Auslieferung zweier neuer "Winnetou-Kinderbücher". Die Karl-May-Gesellschaft plädiert in einem offenen Brief für eine differenzierte
Betrachtung des Werks des Schriftstellers. Die Online-Petition haben bislang 14.874 Personen unterschrieben.