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Kuriose Abstimmung über Straßenleuchte

Die Radeburger Stadträte hatten den Wunsch von Anwohnern abgelehnt, eine zusätzliche Lampe aufzustellen. Jetzt wurde erneut beraten und abgestimmt.

Von Sven Görner
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Auf der Bodener Straße in Großdittmannsdorf wird es bald ein bisschen heller.
Auf der Bodener Straße in Großdittmannsdorf wird es bald ein bisschen heller. © Norbert Millauer

Radeburg. Dass erneut über einen erst kürzlich gefassten Beschluss diskutiert oder dieser gar infrage gestellt wird, ist normalerweise nicht die Art der Radeburger Stadträte. Das kennt man eher von ihren Kollegen im benachbarten Moritzburg. Dennoch hat sich der Technische Ausschuss des Stadtrats der Zille-Stadt in seiner jüngsten Beratung nun noch einmal mit einem Thema befasst, über das bereits im Oktober vergangenen Jahres entschieden worden war.

Der Anlass dafür war nicht etwa eine geplante Großinvestition oder etwas vergleichbar Gewichtiges, sondern eine simple Straßenleuchte. Doch es wird noch kurioser. Aber der Reihe nach: Anwohner der Bodener Straße in Großdittmannsdorf hatten die Stadt um das Aufstellen einer Straßenleuchte an der gemeinsamen Zufahrt zu ihren drei Grundstücken gebeten. Mitarbeiter der Stadt prüften daraufhin die örtlichen Gegebenheiten. Dabei stellten sie unter anderem fest, dass nicht ausreichend öffentliche Fläche zum Aufbauen vorhanden ist. Die Nutzung eines privaten Grundstücks birgt indes Risiken. Zudem wird die vorhandene Beleuchtung durch eine Freileitung gespeist, die künftig möglicherweise durch ein Erdkabel ersetzt werden soll.

Als Alternative zur Verlängerung des Kabels wurde die Montage einer Solarleuchte in Erwägung gezogen. Kostenpunkt einschließlich Tiefbau: fast 7.400 Euro. Das Problem dabei wäre allerdings: Die Solarlampe würde schon normal weniger hell leuchten als eine LED-bestückte. Hinzu kommt, dass sich die Lichtleistung an mehreren aufeinanderfolgenden bewölkten Tagen zusätzlich noch einmal deutlich verringern würde.

Der Technische Ausschuss lehnte daraufhin im Oktober den Antrag zum Aufstellen der Leuchte wegen der unverhältnismäßig hohen Kosten und der möglicherweise zu geringen Lichtstärke in den Wintermonaten ab.

Überraschende Wende

Eigentlich wäre die Sache damit erledigt gewesen. Doch auf Antrag von Rüdiger Stannek (Die Linke) wurde die Stadtverwaltung in der Novembersitzung des Gremiums erneut beauftragt, das Errichten einer Straßenleuchte zu prüfen. Das Rathaus zog als Alternative zur Solarleuchte nun zwei weitere Varianten in Betracht. Beide mit herkömmlichen Leuchten, einmal mit zwei Holzmasten und Anschluss an die Freileitung und einmal mit nur einem Alu-Mast und Kabel. Kostenpunkt: jeweils rund 5.300 Euro und damit deutlich preiswerter als die Solar-Variante.

Dennoch gab die Verwaltung zu bedenken, dass in den nächsten Jahren einige neue Leuchten aus Gründen der Verkehrssicherheit dringend erforderlich sind beziehungsweise andere modernisiert werden müssen. Die angefragte neue Straßenlampe würde dagegen lediglich der Ausleuchtung der Grundstückszufahrt dienen.

Das Rathaus schlug daher vor, den Bau der Leuchte aufgrund der hohen Anschaffungskosten und des fehlenden Gemeingebrauchs gegenüber dem deutlich höheren Bedarf an anderen Stellen abzulehnen. Dass Abstimmungsergebnis lieferte mit drei zu drei ein scheinbares Patt. Da ein Antrag bei Stimmengleichheit aber als abgelehnt gilt, wird die Straßenlampe in der Bodener Straße nun gebaut. Das Kuriose dabei: Hätte die Stadtverwaltung ihren Beschlussvorschlag zustimmend formuliert, wäre bei dem zu erwartenden gleichen Abstimmung der Antrag abgelehnt worden.