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Künstler Reinhard Zabka kämpft um sein Lügenmuseum

Das Domizil im Gasthof Serkowitz sah die Stadt Radebeul immer als Interimslösung an. Mit einer Petition und Offenem Brief wird ein dauerhafter Verbleib gefordert.

Von Silvio Kuhnert
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In seinem Lügenmuseum zeigt Objektkünstler Reinhard Zabka skurrile Gegenstände.
In seinem Lügenmuseum zeigt Objektkünstler Reinhard Zabka skurrile Gegenstände. © Norbert Millauer

Radebeul. Reinhard Zabka hat unter seinem Künstlernamen Richard von Gigantikow eine Online-Petition gestartet. Seine Forderung an den Radebeuler Stadtrat ist, dass das Lügenmuseum im Gasthof Serkowitz ein zu Hause finden soll. Zwar hat das Museum des Objektkünstlers seit 2012 in den historischen Gemäuern sein Domizil. Jedoch handelt es sich hierbei um eine Interimslösung. Die Stadt plant, das Gebäude zu verkaufen.

Unterstützung bekommt Zabka vom Radebeuler Kulturverein. Dieser hat einen Offenen Brief an Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) und die Stadträte geschrieben. 90 Erstunterzeichner gibt es. "Mit dem Lügenmuseum hat Radebeul eine kulturelle Attraktion erhalten, welche europaweit ausstrahlt", steht in dem Schreiben, das in der Aprilausgabe des Monatshefts "Vorschau & Rückblick" abgedruckt ist. Die Unterzeichner verweisen darauf, dass Projekte des Museumsdirektors durch renommierte Einrichtungen wie der Kulturstiftung des Bundes gefördert werden. Für sein Wirken als Objektkünstler und Kunstinitiator habe Zabka im Jahr 2016 den Radebeuler Kunstpreis verliehen bekommen. Im Jahr 2021 erfolgte die Aufnahme des Lügenmuseums in den Sächsischen Landesverband Soziokultur.

Ältester Gasthof der Lößnitz

"Die glückliche Symbiose zwischen einem kulturhistorischen bedeutsamen Baukörper und einem kreativ-schöpferischen Ort mit bundesweiter Ausstrahlung ist ein großer Gewinn für Radebeul", heißt es in dem Offenen Brief weiter. Mit dem Verkauf des Objektes würde diese Symbiose nicht nur zerstört, sondern der überregional anerkannte und Kunstpreisträger Zabka regelrecht aus Radebeul vertrieben. "Die historischen Räume wären dann in ihrer Ursprünglichkeit nicht mehr erlebbar, zumal der attraktive Ballsaal mit Bühne die einzige größere Räumlichkeit dieser Art ist, die sich noch im städtischen Besitz befindet", so die Unterzeichner weiter. Sie appellieren "eindringlich an die Verantwortungsträger der Stadt, gemeinsam mit den unmittelbar Beteiligten und maßgeblichen Vertretern der kulturellen Szene nach einer einvernehmlichen Lösung zu suchen, mit dem Ziel, das historische Gebäude einschließlich Saal zu erhalten und dem Lügenmuseum eine dauerhafte Existenz in Radebeul zu ermöglichen."

Auf weitere kulturpolitische Unterstützung hofft Reinhard Zabka. Nach eigenen Angaben hat er am Donnerstagabend an Bundeskulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) und Sachsens Kultur- und Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) jeweils einen Brief übergeben, worin er auf die aktuelle Situation aufmerksam macht.

Der im Jahr 1337 erstmals urkundlich erwähnte Gasthof Serkowitz ist seit 2007 Eigentum der Stadt Radebeul. Diese hat das historische Gebäude bei einer Zwangsversteigerung für 10.000 Euro erworben. Mit dem Kauf wollte die Lößnitzstadt vorbeugen, dass das Objekt in dubiose Hände kommt. Angeblich Rechte wollten den leerstehenden Gasthof kaufen, um aus ihm einen Versammlungsort zu machen. Oberbürgermeister Wendsche hat wiederholt darüber informiert, dass der Gasthof erneut zum Verkauf oder zur Übernahme in Erbbaupacht ausgeschrieben werden soll. Es liegt ein entsprechender Grundsatzbeschluss des Stadtrates aus dem Jahr 2012 vor.

Hoher Investitionsbedarf

Zur gleichen Zeit suchte Zabka ein neues Domizil für sein Lügenmuseum. Die 1990 ins Leben gerufene Einrichtung war zunächst in Räumlichkeiten im brandenburgischen Gantikow beheimatet. Als der Mietvertrag dort endete, musste Zabka mit seinen Kunstwerken ausziehen. In Radebeul fand er ein neues Domizil. In der Lößnitzstadt war er bereits durch das alljährliche Holzlabyrinth zum Herbst- und Weinfest bekannt. Die Möglichkeit, im Gasthof Serkowitz zu wohnen und das Museum zu betreiben, wurde vonseiten der Stadt von Anfang an als ein vorübergehendes Angebot betrachtet, um Zabka aus der damaligen Notlage zu helfen.

Im Gebäude stehen nun dringende Sanierungen an. Auf zweieinhalb Millionen Euro wird der Investitionsbedarf geschätzt - Geld, was weder die Stadt noch Zabka haben. Laut einem Gutachten hat die Immobilie aktuell einen Wert von 310.000 Euro. Diese Summe ist als Einnahme durch Verkauf im Jahr 2023 im städtischen Haushalt eingeplant.

Derweil hat Zabka ein neues Kulturangebot zusammen mit Künstlerkollegen kreiert. Unter dem Motto "Tatort Radebeul" sind Kurzfilme entstanden. 32 Folgen gibt es. Am 2. April dieses Jahres um 20.15 Uhr wurde der erste Film auf der Internetseite des Lügenmuseums sowie dessen Youtube-Kanal gezeigt.

www.luegenmuseum.de