So soll es im Wasapark einmal aussehen

Radebeul. Eigentlich stand der nächste Planungsschritt für ein Wohnquartier auf dem Wasapark-Areal auf der Tagesordnung des Radebeuler Bauausschusses. Doch über Optik und Geschosshöhe der neuen Mehrfamilienhäuser oder Anteil und Größe der Grünflächen haben die Stadträte nicht gesprochen. Sondern Spekulationen über die Eigentümer dominierten die Debatte. „Es verdichten sich Gerüchte, dass der Vorhabensträger das Grundstück verkaufen möchte“, sagte Angela Zscheischler (Bürgerforum/Grüne/SPD).
Der in den 1970er-Jahren erbaute Bürokomplex des damaligen VEB Kraftwerksanlagenbau gehört einer spanische Familie, die mehrere Unternehmen besitzt. Ihr Vertreter vor Ort ist Wolfram Kotte. Wie er auf SZ-Anfrage berichtet, ist das Familienoberhaupt vor rund einem Jahr verstorben. Er hat drei Söhne. Einer von ihnen habe das Erbe als Firmenchef angetreten und müsse nun seine beiden Brüder auszahlen. Deshalb bieten die Iberer den Wasapark samt den Bauplänen zum Verkauf an.

Der Stadtratsfraktion Bürgerforum/Grüne/SPD liegen Informationen vor, dass die spanischen Eigentümer elf Millionen Euro für den Gebäudekomplex mit den großen Bürohausklötzern an der Meißner Straße samt dem Parkplatz an der Pestalozzistraße haben wollen. Das sei fast doppelt so viel, wie sie damals beim Kauf der Flächen bezahlt haben. „Wir ermöglichen den Eigentümern einen Riesengewinn“, meinte Stadträtin Zscheischler.
Fraktion Bürgerforum/Grüne/SPD sieht Verkaufspläne kritisch
Und ihre Fraktionskollegen Eva Oehmichen und Thomas Gey befürchten, dass, wenn die Eigner für den Angebotspreis einen Abnehmer für den Wasapark finden, der neue Besitzer dann versuchen werde, das Geld plus Gewinn wieder reinzuholen. Und zwar, indem er Planänderungen anstrebe, um die vermietbare Fläche zu maximieren, mutmaßten sie und plädierten dafür, den Planungsprozess zu stoppen und nicht in die offizielle Offenlegung im Verfahren für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu gehen.
Mit fünf zu sechs Stimmen wurde diesem Ansinnen ganz knapp nicht gefolgt und das Bebauungsplanverfahren geht weiter. Wichtig ist zu wissen: Nur mit einem rechtskräftig beschlossenen Bebauungsplan kann der Stadtrat Bauwünsche auf dem Areal, die von dem Planpapier abweichen, ablehnen. Ohne können bei einem Nein der Stadt zu Bauanträgen beispielsweise Klagen des neuen Eigentümers drohen, bei denen ungewiss ist, welcher Seite die Gerichte recht geben. Zudem könnte der Besitzer ohne Satzungsbeschluss den jetzigen Planungsprozess beenden und einen neuen mit einer ganz anderen Bebauung anstreben. Die Diskussion beginne wieder bei null.

Eine weitere Option ist, dass alles beim Alten bleibt. Die Bürogebäude werden saniert und vermietet. Das hatte die Eigentümerfamilie auch ursprünglich vor. Jedoch verhängte die Lößnitzstadt eine sogenannte Veränderungssperre über das Grundstück, weil sie den städtebaulichen Schandfleck gern beseitigt sehen möchte. Wegen ihrer Größe empfinden viele Radebeuler die Bürohausriegel als aufgezwungen und nicht in eine Garten- und Villenstadt passend. Der Baustopp ist zeitlich begrenzt.
Nur Blaues Haus bleibt stehen, wird aber gestutzt
Obwohl die Eigentümer nicht die Idee zu einem Wohnquartier hatten, griffen sie diese auf. Bis auf das wegen seiner Fassadenfarbe „Blaues Haus“ bezeichnete Gebäude entlang der Meißner Straße wird die gesamte restliche Bebauung des Wasaparks abgerissen. Das verbleibende Bürohaus wird gestutzt, hat künftig nur noch vier Vollgeschosse und einen zurückgesetzten und verkürzten Staffelgeschossaufbau. Der Riegel soll als Schallschutz für mehrere Mehrfamilienhäuser dienen, die auf der von der Meißner Straße abgewandten Seite hinter dem Blauen Haus entstehen. Die vermietbare Fläche auf dem gesamten Areal reduziert sich von jetzt fast 22.000 auf künftig rund 16.000 Quadratmeter.

Gegenüber den bei der frühzeitigen Bürgerbeteiligung Ende November 2019 vom Planungsbüro Iproconsult aus Dresden vorgestellten Plänen sind nun nicht mehr 151, sondern 140 Wohnungen vorgesehen. Im ersten Bauabschnitt werden acht, im zweiten fünf Häuser errichtet. Sie haben drei Geschosse, plus ein ausgebautes Dachgeschoss beziehungsweise Staffelgeschoss. An der Planung war ein Arbeitskreis des Bauausschusses beteiligt.
Mehr Grünfläche geschaffen
Die ursprüngliche Planung sah nur Mansarddächer vor. „Mehrere Wohngebäude erhalten auf Wunsch der Arbeitsgruppe des Stadtentwicklungsausschusses nun statt geneigter Dächer zurückgesetzte Staffelgeschosse mit Flachdächern“, berichtet Daniel Reich, Abteilungsleiter Architektur bei Iproconsult. Zudem wurden im Ergebnis der Beratungen Verkehrsflächen, soweit dies möglich war, minimiert, der Grünflächenanteil entsprechend erhöht. Dieser wächst von derzeit circa 4.600 auf knapp 8.000 Quadratmeter an. Freie Flachdachanteile werden extensiv mit Blühpflanzen begrünt.
Drei große Bäume bleiben erhalten. Darunter ist auch die Eiche an der Südwestecke des Parkplatzes an der Pestalozzistraße. Dafür wird entlang des Straßenzugs auf den Bau eines Hauses verzichtet. Es entstehen nun drei statt vier Gebäude. „Der Erhalt der Eiche hatte oberste Priorität bei der Überarbeitung der Planung. Die Wohnfläche des ursprünglich dort geplanten Gebäudes wurde durch Flächenoptimierungen auf die anderen Häuser des ersten Bauabschnitts verteilt“, informiert Reich.
Mit dem jetzigen Billigung- und Auslegungsbeschluss beginnt die Beteiligung der Öffentlichkeit. Bürger und Träger öffentlicher Belange können Einwendungen und Hinweise abgeben. Nach Abwägen der Eingaben erfolgt der Satzungsbeschluss. Eigentümervertreter Kotte rechnet damit, dass dies im kommenden Herbst passiert. „Wenn der Plan bis Ende des Jahres Bestandskraft hat, können die Bauarbeiten theoretisch im nächsten Jahr beginnen“, sagt Kotte. Parallel wird ein städtebaulicher Vertrag mit der Stadt verhandelt.