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Radebeuler Stadtarchiv digitalisiert seinen Zeitungsbestand

Mittels eines Bundesprogramms kann die Stadt Radebeul die historische Tagespresse von 1865 bis 2015 wieder öffentlich einsehbar machen.

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Stadtarchivarin Annette Karnatz hat nicht nur historische Schätze wie eine Kopie der Denkschrift über den Aufbau der Kötzschenbrodaer Kirche nach dem 30-jährigen Krieg vom 25. September 1656, zu bieten.
Stadtarchivarin Annette Karnatz hat nicht nur historische Schätze wie eine Kopie der Denkschrift über den Aufbau der Kötzschenbrodaer Kirche nach dem 30-jährigen Krieg vom 25. September 1656, zu bieten. © Norbert Millauer

Radebeul. Wer sich für die Stadtgeschichte von Radebeul interessiert, soll künftig am heimischen Computer in historischen Tageszeitungen blättern können. Das Stadtarchiv digitalisiert die Zeitungsbestände von Kötzschenbrodaer Zeitung und General-Anzeiger von 1865 bis 1941 sowie Radebeuler Tagblatt 1896 bis 1943. Im Lesesaal des Archivs sind Ausgaben der Sächsischen Zeitung bis 2015 einsehbar. Möglich macht dies ein Förderprogramm des Bundes.

Anfang des Monats erreichte das Radebeuler Stadtarchiv die Nachricht über eine Förderzusage im Rahmen des „Digitalprogramms für Bibliotheken und Archive innerhalb von Neustart Kultur – Wissenswandel“. Die Stadtarchivleiterin Annette Karnatz erläutert den Hintergrund: „Vor über 20 Jahren haben wir – dem damaligen Stand der Technik entsprechend – unsere lokale Tagespresse über ein Förderprogramm des Freistaates Sachsen mikroverfilmen lassen.“ Damit konnte das Archivteam Inhalte der wertvollen Zeitungsbestände vor dem Verlust retten und für eine Nutzung am Mikrofilmscanner im Stadtarchiv zur Verfügung stellen. „Ausdrucke auf Papier waren damit ebenfalls möglich“, so Karnatz.

Mikrofilme sind veraltet

Im Laufe der Zeit wurden die Mikrofilme jedoch brüchig, die Technik veraltete und eine komfortable Nutzung am PC war nicht mehr möglich. Die Originalzeitungen sind ebenfalls unter erschwerten Bedingungen nutzbar und der Erhaltungszustand verbietet diese Nutzung von selbst. „Mikrofilmscanner werden nicht mehr hergestellt und deshalb mussten wir etwas tun“, informiert Karnatz.

Ein kurzfristig ins Leben gerufenes Förderprogramm kam da genau richtig. „ Im Dezember 2020 – mitten in der Corona-Pandemie – stellten wir den Antrag. Die Mikrofilme der lokalen Tagespresse werden digitalisiert, um eine künftige Nutzung über das Internet möglich zu machen. Die Kosten dafür übernimmt zu 90 Prozent der Bund, was für unser Stadtarchiv von großem Vorteil ist und unseren Haushalt schont“, freut sich die Stadtarchivarin.

Kosten von über 10.000 Euro

Die konkreten Kostenangebote für die Digitalisierung werden gerade eingeholt. Es wird mit einer Investitionssumme von über 10.000 Euro gerechnet. Bei einer 90-prozentigen Förderung ist die finanzielle Belastung für die Stadt Radebeul in einem vertretbaren Rahmen. Der historische Zeitungsbestand von 1895 bis 1943 wird ins Internet gestellt. Die Mikrofilme der regionalen Ausgabe der Sächsischen Zeitung bis 2015 werden ebenfalls digitalisiert, können aber aus urheberrechtlichen Gründen nur im Lesesaal des Stadtarchivs, Wasastraße 50, benutzt werden.

„Geplant ist auch, dass Nutzer ihre Forschungsergebnisse dem Stadtarchiv mitteilen. Das hätte einen wunderbaren Effekt, denn damit können mehr belegbare Fakten in die Archivdatenbank einfließen. Auch für Schülerprojekte im Rahmen der historischen Bildungsarbeit eröffnen sich hier große Möglichkeiten“, zeigt Annette Karnatz künftige Möglichkeiten auf und ist auf die Resonanz gespannt. Im vergangenen Jahr stellte das Archiv bereits Namensregister zu Geburten, Hochzeiten und Sterbefällen online. (SZ/sku)