Was mit dem Parkhaus in Radebeul-West passieren soll

Radebeul. Roter Klinker zierte einst die gesamte Fassade des Parkhauses in Radebeul-West. Doch jetzt tun sich an dem im Jahr 1996 erbauten und im Februar 1997 eröffneten Gebäude immer größere weiße Flecken auf. Zum Vorschein kommt die Betonhülle. Besonders betroffen ist die West- beziehungsweise Wetterfront.
Die Ästhetik des roten Quaders ist Geschmackssache. Über die Schönheit des Objekts lässt sich streiten. Die bröckelnde Fassade ist auf jeden Fall kein Hingucker. Und mit dem gegenüberstehenden Bahnhofsgebäude Kötzschenbroda, das immer mehr verfällt, wird der Bereich an der Güterhofstraße zur Schmuddelecke. Und nicht zuletzt durch den vom Stadtrat jüngst gefassten Beschluss, in unmittelbarer Nachbarschaft entlang des Bahndammes 94 Stellplätze zu bauen, stellt sich die Frage, was aus dem Parkhaus wird. Denn außerhalb des Gebäudes kostet das Abstellen des Autos nichts.
Großgarage für Dauerparker
Das kostenfreie Parken auf den Straßen ringsum stellte sich bereits kurz nach der Eröffnung als ein Problem heraus. Denn mit Kraftfahrern, die für Einkäufe, Arztbesuche oder anderer Besorgungen im Viertel ihren Wagen nur eine kurze Zeit abstellen wollen, war nicht ausreichend Geld zu machen, um das Parkhaus kostendeckend zu betreiben. Daher funktionierten die Betreiber das Gebäude zu einer großen Garage um und setzten auf Langzeit- bzw. Dauerparker.

An diesem Konzept hält der jetzige Eigentümer fest. Seit 2014 gehört das Parkhaus Ralf Heidig von der RH Beratung und Beteiligung GmbH in Meißen. Über 100 Stellplätze hat er im Angebot, rund die Hälfte ist an Dauerparker vermietet. Unter ihnen seien Pendler, die nicht auf Parkplatzsuche gehen und ihr Fahrzeug an einem sicheren und trockenen Ort wissen wollen, berichtet Heidig. Den Vorteil des Witterungsschutzes schätzen auch Radebeuler, die Parkflächen zum Abstellen ihres Cabrios gemietet haben, vor allem jetzt in der kalten Jahreszeit. Der monatliche Mietpreis für einen Stellplatz beträgt 53,55 Euro.
Klinkerschmuck nur angeklebt
Sozusagen als eine Kinderkrankheit aus den Anfangsjahren erweist sich nun auch der Grund für den bröckelnden Klinkerschmuck. Dieser ist nur angeklebt. Das Parkhaus wurde nicht aus roten Ziegelsteinen gemauert. Sondern es bestehe aus Stahlbetonfertigelementen. "Diese wurden wie Legosteine übereinander geschichtet", berichtet Heidig. Und das Material arbeitet, dehnt sich bei Hitze aus, zieht sich bei Kälte zusammen.

Vor allem an den Verbindungsstellen zwischen den einzelnen Elementen sowie an den Übergängen zu den Trägern passiert das. Die Klinkerriemchen sind darüber nur mit Mörtel angeklebt. Durch die Bewegung werden sie locker. Auf der Wetterseite verstärkt Regenwasser diesen Effekt. Daher fehlen dort die meisten Riemchen.
Oberes Parkdeck offen
Früher hat Heidig die lockeren Klinker immer wieder ankleben lassen. Nun lässt er sie abschlagen. Denn seiner Meinung nach war es ein Fehler, die Fassade auf diese Weise zu verklinkern, weil der Schmuck auf Dauer nie halten wird.
Als eine weitere Kinderkrankheit des Baus erwies sich das vierte Parkdeck mit der dazugehörigen Fahrrampe. Darüber gibt es kein Dach, sie stehen offen und sind Wind und Wetter ausgesetzt. Zwar gibt es eine Heizungsanlage, um sie eisfrei zu halten. Doch sobald man die Fußbodenheizung anstelle, fange der Stromzähler zu rotieren an, so der Parkhausbesitzer. Die dadurch entstehenden Kosten könnten mit den Einnahmen aus der Stellplatzmiete nicht wettgemacht werden. Daher bietet Heidig das vierte Parkdeck nicht zur Miete an. Es bleibt ungenutzt.
Wohnungen oder Büros geplant
Noch, muss man sagen. Denn Heidig hat Pläne. Wegen der bröckelnden Fassade wird eine Sanierung des Parkhauses erforderlich. Diese möchte er für Umbauten nutzen. Es geht um die offene obere Etage. Von hier aus bietet sich ein traumhafter Blick auf die Elbhänge und über Radebeul. Daher kann sich Heidig auf dem oberen Deck Wohnungen beziehungsweise Büros oder eine Kombination aus beidem vorstellen.
Für den entsprechenden Umbau der rund 900 Quadratmeter großen Fläche hat er Planungsarbeiten eingeleitet. Wenn alles gut läuft, feiert er in zwei Jahren die Fertigstellung. Für eine Aussage über die Baukosten ist es noch zu früh. Das Vorhaben steckt noch ganz am Anfang. Die drei überdachten Parkdecks unter der vierten Etage bleiben auch in Zukunft für Autos von Langzeitmietern erhalten. Mit einem Zuschuss aus dem Fördertopf für das Sanierungsgebiet "Zentrum Radebeul-West" kann Heidig nicht rechnen. Mit Baujahr 1996 ist das Parkhaus zu jung für eine Förderung.