Neue Zugverbindungen nach Weinböhla geplant

Von Julian Wolf
Weinböhla. Der ehemalige Landrat des Landkreises Meißen, Arndt Steinbach, formulierte schon vor einigen Jahren: „Weinböhla ist der am besten im Landkreis angebundene Ort.“ Neben der Straßenbahnlinie 4 (Dresden-Laubegast - Weinböhla), den Buslinien 411 und 421 nach Meißen, 459 nach Niederau sowie den Linien 403 und M nach Moritzburg und Radeburg fahren auch zahlreiche Nahverkehrszüge der Deutschen Bahn in den staatlich anerkannten Erholungsort.
Der nahe gelegene S-Bahnhof Neusörnewitz bringt halbstündig und zu Hauptverkehrszeiten auch im Viertelstunden-Takt die Fahrgäste aus Weinböhla nach Meißen, Dresden, Pirna und Bad Schandau. Der Verkehrsverbund Oberelbe, kurz VVO, will den Anschluss in die und aus der Gemeinde heraus erweitern und noch dichter takten. Bürgermeister Siegfried Zenker zeigt sich zufrieden mit dem baldigen neuen Angebot zum Haltepunkt Weinböhla und zurück.
„Die bisherige Regionalbahn (RB) 31 wird zur neuen S-Bahn (S) 6“, informiert die Gemeinde. Damit ändert sich die Anschlussverbindung zwischen Großenhain, Elsterwerda, Cossebaude und Dresden maßgeblich. Fährt der RB 31 außerhalb der Stoßzeiten nur alle zwei Stunden, soll die neue Verbindung mit der S 6 nun stündlich bedient werden. Zum Wochenende soll der Zugeinsatz verdoppelt werden, heißt es. Auch wird Weinböhla aus Richtung Dresden eine Stunde eher angebunden — anstelle von 5.35 Uhr dann 4.35 Uhr. Dadurch soll auch eine bessere Verbindung an den Fernverkehr, beispielsweise an die InterCity-Verbindung nach Berlin, entstehen.
Eine komplett neue Linie, die S 5 von Dresden nach Riesa, ist laut VVO ebenfalls in Planung. Noch steht diese unter Finanzierungsvorbehalt, erklärt Marketingleiterin Clauss des Verkehrsverbundes. „Um diese Angebotsverbesserungen dauerhaft finanzieren zu können, setzt der VVO auf die im Rahmen des Klimapaketes erhöhten Bundesmittel für den Eisenbahnverkehr, von denen auch Sachsen profitiert“, sagt Pressesprecher Christian Schlemper. Die zusätzliche S-Bahn-Linie soll Fahrten des RE 50 verstärken und überfüllte Züge verringern.
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Das freut Frau W. aus Weinböhla ganz besonders. „Ich pendle jeden Tag zwischen Weinböhla und Riesa“, beginnt sie. „Oft bekommt man keinen Sitzplatz mehr, der Zug - auch, wenn es ein langer ist - ist übervoll. Gerade vor Arbeitsbeginn und zum Feierabend.“ Mit Ausfällen und Verspätungen müsse ebenfalls gerechnet werden, zum Beispiel, wenn der Bahndamm brennt oder der bereits verspätete Fernverkehr aus Leipzig oder Dresden Vorrang bekommt. Dann kommt man bislang nur stündlich wieder nach Weinböhla zurück.
Der VVO und die Deutsche Bahn wollen mit den neuen S-Bahn-Linien ebenfalls der teilweise mangelhaften oder unzureichenden Sitz- und Fahrradstellplatzverfügbarkeit entgegenwirken. 190 Sitzplätze und 24 Fahrradstellplätze soll es dann in der S-Bahn geben. Die bestehenden Linien RE (Regional-Express) 15, RE 18 und RE 50 „Saxonia-Express“ sollen aufgestockt werden. Einheitliche Lok-Wagen und Personenwagen in der Doppelstock-Ausführung sollen den ganzen Tag über zum Einsatz kommen — mit 475 Sitzplätzen und 48 Abstellplätzen für Fahrräder. Wann genau die neuen Linien jedoch zum Einsatz kommen und wer sie betreibt, ist noch nicht bekannt.
Auf Anfrage der Sächsischen Zeitung antwortet der VVO: „Unter Federführung des Verkehrsverbundes Oberelbe hat das europaweite Vergabeverfahren des Elektronetzes Oberelbe für den Zeitraum Dezember 2026 bis Dezember 2040 begonnen. Partner sind das Land Brandenburg sowie der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL). Die Neuausschreibung ist notwendig, da die aktuellen Verträge für den Saxonia-Express sowie für das Netz Elbe-Elster zu diesem Zeitpunkt enden.“ Für die Kunden soll die Qualität verbessert werden. Die Arbeitsplätze der Mitarbeiter seien sicher: „Die Zugbegleiter und Lokführer des jetzigen Betreibers müssen sich um ihre Zukunft keine Sorgen machen. Der Übergang der Mitarbeiter zu einem möglichen anderen Arbeitgeber ist vorgeschrieben.“ Die Bahngesellschaften haben nun Zeit bis zum Juli, ihre Angebote einzureichen.
Bürgermeister Siegfried Zenker: „Weinböhla ist mit Blick auf den ÖPNV-Anschluss bereits ein bestens versorgter Ort. Dies wird konkret an der Busanbindung, der Regionalbahn-Anbindung - 19 Minuten zum Dresdner Hauptbahnhof, 70 zum Hauptbahnhof Leipzig - sowie am vorhandenen S-Bahn-Halt, weiterhin am erst im letzten Jahr bis mindestens 2035 gesicherten Straßenbahnanschluss und eben auch an den neuen S-Bahnverbindungen deutlich. Diese tragen natürlich auch dazu bei, dass Weinböhla noch attraktiver für unsere Gäste und Bürger wird.“