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Obstbauern kämpfen gegen den Frost

Bei Bioobst Görnitz in Sörnewitz sind Kulturen mit Vlies geschützt worden. Im Meißner Obstgarten, auf der anderen Elbseite, war das nicht möglich.

Von Udo Lemke
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Seltsamer Anblick - mit Hunderte Meter langen Vliesbahnen sind Stachelbeersträucher bei Bioobst Görnitz in Sörnewitz abgedeckt.
Seltsamer Anblick - mit Hunderte Meter langen Vliesbahnen sind Stachelbeersträucher bei Bioobst Görnitz in Sörnewitz abgedeckt. © privat

Blickt man nur flüchtig hin, dann könnte man meinen, das Feld an der Cliebener Straße in Neusörnewitz sei von einer weißen Schneeschicht bedeckt. Es ist kein Schnee, aber mit Kälte hat der Anblick sehr wohl zu tun. Hier hat die Firma Bioobst Görnitz ihre früh blühenden Erdbeeren gegen den Frost der beiden ersten Nächte der Woche mit langen Vliesbahnen abgedeckt. Immerhin seien in der Nacht vom Sonntag zum Montag und vom Montag zum Dienstag noch einmal minus fünf Grad Celsius gemessen worden, erklärt Carmen Stefanie Kaps. Die studierte Gartenbau-Ingenieurin ist Assistentin der Geschäftsführung.

Insgesamt seien knapp zehn Hektar Erdbeeren, ein Hektar Jostabeeren und 1,5 Hektar Stachelbeeren abgedeckt worden, sagt sie. Ein Problem dabei sei gewesen, dass es in der Nacht vom Sonntag zum Montag vor dem Frost noch geregnet habe. „Dadurch hat sich das Vlies vollgesogen, ist schwerer geworden, hat sich auf die obersten Blüten der Erdbeeren gelegt, sodass diese höchstwahrscheinlich trotzdem erfroren sind. Eher ungewöhnlich ist es, dass Stachelbeeren eingepackt werden. Doch auch hier ging es darum, die früh blühenden Sorten zu schützen.

nächsten Tagen sehen. Werden die Blüten braun, dann hat der Frostschutz nicht ausgereicht. Auch was die Apfelplantagen betrifft, wird man sehen müssen, ob das Schließen der Hagelschutznetze Frostschäden bei frühen Sorten verhindert hat. Bei den spät blühenden sind die Knospen jetzt noch geschlossen, sodass sie mehr Minusgrade aushalten.

Zwar seien Fröste im Frühling nicht schön, doch eigentlich ein Problem, mit dem die Obstbauern immer leben müssten, erklärt Carmen Stefanie Kaps. „Wovor uns wirklich graut, sind die Spätfröste im Mai.“ Im vergangenen Jahr fiel ihnen die komplette Aronia-Ernte auf immerhin 60 Hektar zum Opfer. Dafür würden die Sträucher nach einem Jahr Ausruhen nun sehr gut tragen, sagt die Fachfrau. Und auch hierbei seien die Spätfröste nur ein Teil des Problems. Die Hauptursache für die hohen Verluste war, dass durch die vorangegangene warme Witterung die Pflanzen schon sehr weit ausgetrieben hatten.

Und was bedeuten die jüngsten Fröste für die Preise? „Je höher der Arbeitsaufwand, desto höher die Preise“, erklärt Carmen Stefanie Kaps. „Wir müssen ja leben und unsere Mitarbeiter bezahlen.“ Allerdings gehe sie nicht davon aus, dass es etwa bei Erdbeeren riesige Preissprünge geben werde. „Die Selbstpflücke steht wie jedes Jahr an, und wir hoffen, dass es schon zu Pfingsten so weit sein wird.“

Michael Geisler ist Chef des Meissner Obstgartens auf der anderen Elbseite, im Klipphausener Ortsteil Reichenbach. Wie sein Unternehmen die beiden Frostnächte überstanden hat, lautet die Frage. „In der ersten Nacht hatten wir minus drei, in der zweiten bis minus fünf Grad“, erklärt er. Während die Görnitz-Plantagen auf plattem Land liegen, hat er mit Berg und Tal zu tun. Dass er die Hagelschutznetze über den Äpfeln und Kirschen nicht geschlossen hat, begründet der Firmenchef damit, dass „wir jetzt Bienen drin haben, sie fliegen oben in die Netze und verenden“.

Man könne nur abwarten, was die Frostnächte bewirkt haben, ob die Blüten der früheren Sorten braun würden. „Um diese Zeit hatten wir in anderen Jahren beim Apfel schon Vollblüte, jetzt nicht, bei den Süßkirschen sind es etwa 80 Prozent. Ich sage - warten wir es doch einfach ab, denn bei der Apfel- und der Kirschblüte können wir überhaupt nichts machen.“

Versuche, den Frösten beizukommen, gibt es auf den Obstbau-Versuchsflächen des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Pillnitz. Dort sind Beregnungsanlagen installiert, die sich bei minus einem Grad automatisch anschalten und die Bäume mit einem feinen Wassernebel überziehen. Die Kristallisationswärme, die entsteht, wenn das Wasser auf den Blüten gefriert, und die sich bildende dünne Eisschicht selbst schützen die Blüten.

Auf den Erdbeerfeldern liegt die Folie flach auf der Erde bzw. den Pflanzen.
Auf den Erdbeerfeldern liegt die Folie flach auf der Erde bzw. den Pflanzen. © Claudia Hübschmann