Pfarrer Quentin geht

Coswig. Die Begrüßung hätte besser sein können: Als Matthias Quentin nach 18 Jahren Dienst im Osterzgebirge 2002 endlich wieder nach Hause kommt, bricht das Jahrhunderthochwasser über seine neue Gemeinde herein. Die ist im Coswiger Ortsteil Brockwitz zu Hause und die dortige Niederseite mit gut 20 Häusern wird überflutet. „Hier stand das Wasser einen dreiviertel Meter hoch drin“, erzählt er beim Gang durch das schöne alte Pfarrhaus.“
Wenn die Flut etwas Gutes hatte, dann das, dass Matthias Quentin gezwungenermaßen sofort im Dorf ankam, denn als Ortspfarrer war er nicht nur Ansprechpartner für die Mitglieder der Kirchgemeinde, sondern für alle Brockwitzer. Das zweite „Gute“ der Katastrophe war die Tatsache, dass das Pfarrhaus wieder hergerichtet werden musste, nachdem das Wasser wieder weg war. Das nutzte die Kirchgemeinde, um die Struktur zu verändern. Ein größerer Raum entstand, in dem man etwa mit Kindern und Jugendlichen arbeiten konnte, dazu ein kleiner Versammlungsraum und eine Küche. Außerdem wurde der schöne Flur des Gebäudes, fast eine kleine Halle, als Ausstellungsraum entdeckt. Im Laufe der Jahre gab es hier um die 40 Ausstellungen von Künstlern, aber auch Laien, erzählt Matthias Quentin.
Nun steht die fast 200 Quadratmeter große Pfarrer-Wohnung im ersten Stock des Hauses an der Niederseite leer. Schon vor einem Jahr ist Matthias Quentin mit seiner Frau Angelika in sein Elternhaus nach Weinböhla gezogen. „Wir wohnen jetzt das erste Mal privat, sonst haben wir ja immer auf Arbeit gewohnt.“ Nun hoffen er und die Kirchgemeinde, dass so schnell als möglich ein neuer Pfarrer oder eine neue Pfarrerin ins Haus einziehen, denn bis 2025 ist die Stelle von der Landeskirche erst einmal genehmigt.
Wie wird man in DDR-Zeiten Pfarrer? Indem man zunächst einmal Theologie studiert. Studiengänge gab es auch an den Universitäten, aber die eigentliche Ausbildung fand an den kirchlichen Hochschulen in Berlin, Naumburg und am Theologischen Seminar in Leipzig statt, wo auch Matthias Quentin studierte. Zur ersten Pfarrstelle wird man immer von der Landeskirche geschickt und so landete er in Altenberg, „das war nicht das fromme, sondern das rote Erzgebirge“. Dort hatte er nichts weniger zu tun, als eine nagelneue Kirche zu bauen. Denn das Bergbaurestloch Pinge weitete sich immer mehr aus und bedrohte das Pfarrhaus, das auch als Kirchenraum diente. „Das war für mich als Pfarrer wie für unsere Familie die größte Herausforderung im Berufsleben.“ Und das Werk gelang: Am dritten Advent 1991 wurde die neue Kirche in Altenberg geweiht.