Radebeul. Es war ein schwer durchwachsenes Weinjahr 2020. Erst krachten Anfang Mai die Spätfröste in die Weinstöcke, dann gab es zu wenig Regen und zum Jahresende konnte das Weingut Hoflößnitz wegen Corona seine sonst sehr gut besuchten Glühweinbuden nicht aufbauen. Wie es dem Stadtweingut mit seinen 13 Mitarbeitern nach dem turbulenten Jahr geht.
Weinernte 2020 unterscheidet sich deutlich zu Vorjahren
Die letzten Jahre ging es mit den Ernteerfolgen im Weingut Hoflößnitz mit seiner Anbaufläche von rund 10,5 Hektar eigentlich zumeist bergauf. 2009, dem schlimmsten Jahr, wurden nur 5.000 Liter gewonnen. 50.000 und teils sogar mehr Liter waren den letzten Jahren im Weinkeller in den Tanks. Das Erntejahr 2020 war schlecht, sagt Geschäftsführer Jörg Hahn. Es gab gehörige Ernteeinbußen, woran vor allem der Spätfrost Schuld hat. Drei Jahre hintereinander Trockenheit wirken sich auch aus. Das Ergebnis: lediglich 35.000 Liter Wein sind im Keller.
Das Weingut muss jetzt genau überlegen, wie die Weine verkauft werden. Schwerpunkt bleibt die Vinothek. Es wird auch eine leichte Preiserhöhung zwischen fünf und acht Prozent geben, so Hahn.
Glühweinverkauf aus Buden als Umsatzbringer ausgefallen
Glühwein nicht auf Weihnachtsmärkten zu verkaufen, wirkt sich gehörig aus, sagt der Geschäftsführer. Allerdings wurde wesentlich mehr Glühwein in Flaschen verkauft als sonst. Flexibilität und Engagement der Mitarbeiter habe das Weingut in die Lage versetzt, sehr schnell auf den Bedarf des Handels zu reagieren. Mitarbeiter aus dem Weinbau haben in der Glühweinproduktion geholfen. „Die Leute wollten mehr heimischen Glühwein im Supermarkt kaufen. Was sonst in der Herstellung üblicherweise acht Wochen gedauert hat, ist jetzt teils in zwölf Tagen mit dem Einsatz aller gestemmt worden“, sagt Hahn. Aktuell gab es eine weitere Glühweinbestellung von Kaufland, dieser ist gerade ausgeliefert worden.
Wie die Auswirkungen und Veränderungen aber letztlich wirklich zu Buche geschlagen haben, wird auf dem Weingut noch ausgerechnet. Corona zwinge, alles auf den Prüfstand zu stellen.

Wie sich das Geschäft auf dem Gutshof entwickelt hat
Im Sommer lief das Geschäft auf der Freiluftterrasse mit Hygieneregeln ordentlich. Viele Besucher im Weingut bewirken auch mehr Käufe in der Vinothek. Die Wochenenden waren die Liquiditätsbringer, sagt Geschäftsführer Jörg Hahn.
Mit dem Einsatz der Mitarbeiter aus der Stiftung und dem Museum ist es gelungen, die beliebte Konzertreihe hygienegerecht vom Berg- und Lusthaus in den Winzersaal zu verlegen. Dort konnten, trotz Abständen, je Konzert statt 30 nun 60 Plätze aufgestellt werden. „Wir waren ausverkauft und haben - die Künstler waren ja alle gebucht - hier sogar ein ganz leichtes Plus für die Stiftung geschafft“, so Hahn.
Das hat sich im Winter völlig geändert - der Ausschank und Verkauf auf der Terrasse musste abgebrochen werden. Allerdings, die Vinothek bleibt weiter geöffnet. Der Online-Handel ist gewachsen, mit fast fünfmal so vielen Einkäufen wie im Jahr vorher. Mitarbeiter aus der Gastronomie haben dort unkompliziert geholfen und Pakete gepackt. Dieser Umsatz ist inzwischen sechsstellig.
Wie sich das Weingut weiter entwickeln will
Ohne den gerade in der Bearbeitung befindlichen Krapenberg in Zitzschewig gehören derzeit, wie gesagt, reichlich zehn Hektar Rebfläche zur Hoflößnitz. Mit dem Krapenberg wird die Fläche auf fast zwölf Hektar steigen. Mehr Erträge sind dann in drei bis vier Jahren zu erwarten. Jörg Hahn: „Wir sind weiter auf der Suche nach geeigneten Flächen zur Pacht, um unsere Erträge zu stabilisieren und wirtschaftlicher zu werden.“Seit vier Jahren schreibt das Weingut schwarze Zahlen und zahlt seinen von der Stadt gegebenen Kredit kontinuierlich ab. Beginnend 2015 wurden im Weingut die Fehlbeträge reduziert. 2017 waren es noch knapp 625.000 Euro. 2019 noch reichlich 451.000 Euro, von einst 964.000 Euro.
Hahn sagt, dass 15 bis 20 Hektar Rebfläche ein in Zukunft erstrebenswertes Ziel seien. Das Projekt Krapenberg werde komplett aus eigenen Mitteln, ohne jegliche Zuschüsse der Stadt, bewältigt.
Was an Wein noch im Keller liegt, was 2021 zu erwarten ist
Geschäftsführer und Kellermeister wollen das Weinangebot noch vergrößern. Die genauen Pläne für neue Weinsorten sollen erst im Aufsichtsrat vorgestellt werden.
Im Frühjahr, so der Plan, könnten die ersten Weine vom Jahrgang 2020 abgefüllt werden. Die weißen und die Roséweine aus den Vorjahren sind fast vollständig verkauft. Lediglich die besonderen Rotweine - etwa der Cabernet vom Friedensburgweinberg - lagern zum Teil noch im Barrique-Fass. Sie werden frühestens nach 36 Monaten abgefüllt.
Was an Sanierungsarbeiten und Neubau geplant ist
Ein Ausbau der Gastronomie stehe derzeit nicht zur Debatte, so Hahn. Es werde 2021 eine Machbarkeitsstudie erstellt. Das Kavaliers- und Bergverwalterhaus ist als Nächstes dran im Sanierungsplan. Dafür sollen die Bedingungen und Kosten zusammengestellt werden. Ziel sei es, im Kavaliershaus im Erdgeschoss das Sächsische Weinbaumuseum einzurichten. Zeitplan zum Verwirklichen: die nächsten fünf Jahre.