Radebeul
Merken

Radebeul: Zeitreise in ein ganz besonderes Kapitel DDR-Geschichte

Im Kultur-Bahnhof ist jetzt die Ausstellung "Leseland DDR" zu sehen. Das Radebeuler Kulturamt und die Bibliothek bieten dazu ein interessantes Rahmenprogramm an.

 3 Min.
Teilen
Folgen
"Leseland DDR" - die Wanderausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur - zeigt, was die Lesekultur für viele Menschen in der ehemaligen DDR ausmachte.
"Leseland DDR" - die Wanderausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur - zeigt, was die Lesekultur für viele Menschen in der ehemaligen DDR ausmachte. © Ladan Rezaeian

Radebeul. An alle Generationen richtet sich die Wanderausstellung "Leseland DDR" der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die bis zum 2. April 2023 im Radebeuler Kultur-Bahnhof gezeigt wird. 20 Ausstellungstafeln mit Texten und originellen Bildern laden zu einer Zeitreise in ein ganz besonderes Kapitel DDR-Geschichte ein.

„Ein Land, dessen Obrigkeit an die Macht des geschriebenen Wortes glaubte und es zugleich fürchtete. Wo das Lesen und Schreiben mit großem Aufwand gefördert wurde, während politisch unerwünschte Literatur in Bibliotheken nur mit einem Giftschein zugänglich war und Post und Reisende aus dem Westen nach Gedrucktem gefilzt wurden", heißt es von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die Ausstellung erzählt vom Eigensinn der Menschen, die sich ihre Lektüre nicht vorschreiben lassen wollten, die für rare Bücher Schlange standen und auf der Leipziger Buchmesse so manchen begehrten Titel westdeutscher Verlage heimlich in die Tasche steckten. Die Schautafeln führen aber auch in die Welt der Krimis, Märchen und Science-Fiction ein, sie berichten von der Literatur aus der Sowjetunion, den schreibenden Arbeitern des sozialistischen Realismus und sie lassen in alte Kochbücher blicken. Die Schau wirft Schlaglichter auf die grenzüberschreitende Kraft, die die deutsch-deutschen Schriftstellerkontakte, das Radio und Fernsehen, aber auch die Bücher entfalteten, die Weltreisen über die Mauern des Landes hinweg ermöglichten. Mit den Schriftstellern in der friedlichen Revolution und der DDR als Thema in der Gegenwartsliteratur endet die Zeitreise.

Kinderfilme und Vorlesestunde

Die Schau richtet sich an alle Generationen und regt an, vertraute Bücher von damals nochmals zu lesen oder neu zu entdecken. Das städtische Kulturamt und die Bibliothek haben begleitend zur Ausstellung ein interessantes Rahmenprogramm zusammengestellt: Schulklassen können die Kinderliteraturverfilmungen: „Das Schulgespenst“ und „Alfons Zitterbacke“ anschauen. Eingeladen wird am 2., 9., 16. und 23. März 2023 zu einer Vorlesestunde in der Bibliothek Radebeul-Ost mit Büchern von Elizabeth Shaw, der bekanntesten Kinderbuchmacherin der DDR, und beliebten Kindergeschichten, wie „Vom Jörg, der Zahnweh hatte“ oder „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“.

Am 31. März 2023, 19 Uhr, liest der Schriftsteller Lutz Rathenow aus seinem aktuellen Buch "Trotzig lächeln und das Weltall streicheln", in dem auf ein facettenreiches und spannendes Leben zurückblickt. Der Autor und Lyriker war DDR-Dissident. In der Bibliothek Radebeul-Ost ist passend zum Thema eine Ausstellung mit DDR-Literatur für Erwachsene und Kinder zu sehen. (SZ)

  • „Leseland DDR“ ist eine Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur von Stefan Wolle, wissenschaftlicher Direktor des Berliner DDR Museums und einer der besten Kenner der ostdeutschen Zeitgeschichte seit 1945.