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Coswig: „Seit meinem Debüt 1969 habe ich Lampenfieber“

Die Defa-Legenden Franziska Troegner und Jaecki Schwarz gastieren am Sonntag, 18 Uhr, in der Börse Coswig – ein letztes Mal.

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Kennen sich seit 48 Jahren: Franziska Troegner und Jaecki Schwarz während ihrer Vorstellung von „Mit der Lammkeule auf dem Weg zum Himmel“.
Kennen sich seit 48 Jahren: Franziska Troegner und Jaecki Schwarz während ihrer Vorstellung von „Mit der Lammkeule auf dem Weg zum Himmel“. © Nico Meissner

Zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen liegen hinter Franziska Troegner und Jaecki Schwarz. Als zwei der erfolgreichsten Defa-Schauspieler in der damaligen DDR wurden die beiden einem Millionenpublikum bekannt. Auch deutschlandweit erlangten Troegner und Schwarz nach Rollen in „Polizeiruf 110“, „Der Landarzt“ oder „Charlie und die Schokoladenfabrik“ große Bekanntheit.

Beide debütierten jedoch als Schauspieler am Theater. Franziska Troegner am Metropol-Theater in Berlin, Jaecki Schwarz am Theater Magdeburg. Jetzt zieht es sie mit einem Duo-Programm zurück auf die Bühne. Es wird die letzte gemeinsame Vorstellung sein. Warum, berichtet Filmlegende Jaecki Schwarz exklusiv der Sächsischen Zeitung im Interview.

Herr Schwarz, in Deutschland sind Sie vor allem durch Film- und Fernsehauftritte berühmt geworden. 1969 debütierten Sie am Theater und sind jetzt zurück auf der Bühne. Was reizt Sie am Schauspiel auf der Bühne?

Ich denke, es ist der direkte Kontakt mit dem Zuschauer. Bei Lesungen oder am Theater bemerkt man die sofortige Reaktion des Publikums. Sie reagieren, indem gelacht, die Luft angehalten oder gegähnt wird. Unmut oder Begeisterung werden augenblicklich ausgedrückt, wobei man bei Film und Fernsehen erst viel später – zum Beispiel nach der Ausstrahlung – eine Rückmeldung bekommt. Wenn überhaupt.

In audio-visuellen Produktionen können Fehler rausgeschnitten werden. Auf der Bühne ist natürlich alles live. Jetzt sind Sie seit 53 Jahren dabei. Haben Sie immer noch Respekt vor solch einer Live-Performance?

Ja, das hat man als Schauspieler immer. Ich habe beispielsweise Lampenfieber bis zum Schluss. Ich überlege immer, wann welche Passage kommt, ob ich den Text auch richtig aufsage. Seit meinem Debüt 1969 in Magdeburg habe ich Lampenfieber.

In Coswig werden Sie am Sonntag mit ihrer Schauspielkollegin Franziska Troegner zu Gast sein. Welches Verhältnis haben Sie zueinander und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?

Wir kennen uns seit 1974 – also seit bald 50 Jahren. Sie war schon oft meine direkte Partnerin am Theater. In den einzelnen Rollen haben wir uns geliebt, haben uns gehasst, waren aber immer sehr eng miteinander verbunden. Wir kennen uns gegenseitig sehr gut, kennen unsere Stärken und Schwächen in- und auswendig. Vormachen tun wir uns nie etwas, arbeiten auf Augenhöhe und haben immer sehr viel Spaß, wenn wir miteinander arbeiten. Es ist ein ganz angenehmes und direktes Zusammenspiel. Gezickt wird nie. Es gibt klare Ansagen und manchmal verstehen wir uns sogar wortlos.

„Mit der Lammkeule auf dem Weg zum Himmel“ heißt die Vorstellung. Was darf das Publikum am Sonntagabend erwarten?

Ein bisschen Spannung, etwas Grusel, hin- und wieder Humor. Der Frage, ob sich der Mensch die Zuneigung eines geliebten Wesens ewig erhalten will oder nicht, gehen wir nach. Mehr möchte ich nicht verraten. Es wird aber unsere letzte Vorstellung mit diesem Programm sein. Nach dem Sonntag ist die Lesegenehmigung abgelaufen.

Werden Sie nach dem Auftritt in Coswig noch einmal zusammen auf der Bühne stehen?

Das glaube ich nicht. Franziska Troegner und ich sind beide alt genug. Ich darf auch in ihrem Namen sprechen, wenn ich sage, dass wir nicht die Art von Schauspieler sind, die auf der Bühne oder am Film-Set sterben wollen. Der Sonntag wird also unsere Dernière sein.

Mehrfach wurden Sie für Ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Was ist das Highlight Ihrer Karriere?

Auf die Preise gebe ich ehrlich gesagt nicht allzu viel. Es ist schön, sie zu bekommen, aber notwendig sind diese Ehrungen für die Arbeit eines Schauspielers nicht. Wenn ich mich entscheiden müsste, war die Goldene Henne, die ich 2013 bekam, ein Höhepunkt in meiner Karriere. Sonst kann ich mich nicht auf ein bestimmtes Highlight festlegen. Die Trophäe werde ich aber zugunsten der Ukraine-Opfer versteigern. Wer mitbieten möchte, kann sich bei meinem Management, der Agentur Apitz, melden. Ich engagiere mich dahingehend gern und freue mich auf die Vorstellung am Sonntag.

Das Gespräch führte Julian Wolf

Karten: www.boerse-coswig.de; 24,50 Euro. Zwei Freitickets für die Dernière verlost die Börse Coswig an den ersten Anrufer am Freitag, 13 Uhr, unter 1 03523 700186.

Wer die Goldene Henne von Jaecki Schwarz ersteigern möchte, kann sich auf www.agentur-apitz.de melden.