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Radfahrer beklagen feindliches Klima

Eine Umfrage ergab, dass sich viele Radfahrer in Freital nicht wohlfühlen. Doch es gibt auch eine positive Entwicklung.

Von Annett Heyse
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Viele Autos, kaum Radspuren: Wie hier auf der Wilsdruffer Straße fühlen sich Radfahrer kaum als gleichwertige Verkehrsteilnehmer akzeptiert.
Viele Autos, kaum Radspuren: Wie hier auf der Wilsdruffer Straße fühlen sich Radfahrer kaum als gleichwertige Verkehrsteilnehmer akzeptiert. © Karl-Ludwig Oberthür

Freitals Straßen sind kein gutes Pflaster für Radfahrer. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). „81 Prozent der Freitaler fühlen sich beim Radfahren in der Stadt gefährdet“, sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. Das habe der Fahrradklima-Test ergeben. Insgesamt sieht Krause in den Ergebnissen der Stadt Freital ein deutliches Verbesserungspotential. „In Freital gibt es noch sehr viel Luft nach oben. Es kann nicht sein, dass sich vier von fünf Freitalern bei ihren Wegen auf dem Rad gefährdet fühlen.“

Die Umfrage: Weltweit größter Vergleich zum Radfahren

Der Fahrradklima-Test ist die größte – allerdings nicht repräsentative – Umfrage zum Radfahren weltweit. Die Befragung wird vom ADFC durchgeführt. Sie umfasst 27 Fragen und findet seit 2012 in jedem zweiten Jahr statt – zuletzt zwischen September und Dezember 2018.

Bei der aktuellen Erhebung wurden außerdem fünf Zusatzfragen zur Familienfreundlichkeit der Städte erhoben. Insgesamt bewerteten 122 Freitaler ihre Stadt nach Fahrradkriterien, deutschlandweit waren es rund 170 000 Teilnehmer. In den Fragen ging es unter anderem um das Radwegeangebot, die Sauberkeit, den Zustand und die Ausschilderung von Radwegen, aber auch die Abstellmöglichkeiten für Räder an Straßen und Plätzen sowie Konflikte mit Fußgängern. Ebenfalls abgefragt wurden die Problematik der Fahrraddiebstähle und die Förderung des Radverkehrs.

Die Ergebnisse: Schlechte Schulnoten für Sicherheit und Komfort

Die Umfrage behandelte fünf Fragekomplexe: das allgemeine Fahrrad- und Verkehrsklima, den Stellenwert des Radverkehrs, den Stellenwert des Radverkehrs, Sicherheit und Komfort beim Radfahren sowie die Infrastruktur des Radwegenetzes. Im Vergleich zu 2016 bewerteten Freitals teilnehmende Radfahrer alle fünf Bereiche etwas besser, aber auf einer Schulnotenskala von eins bis sechs reichte es insgesamt nur zu einer 4,1. 2016 lag der Notendurchschnitt allerdings noch bei 4,4.

Die Probleme: Baustellen, Falschparker und schlechte Ampelschaltungen

Nicht nur das Sicherheitsgefühl bewerten die Freitaler Umfrageteilnehmer kritisch, 84 Prozent fühlen sich mit dem Rad auch an Baustellen unzureichend geschützt und 78 Prozent vermissen einen guten Winterdienst auf den Radwegen der Stadt. Falschparker auf Radwegen werden von 71 Prozent der Radfahrenden als Problem gesehen.

83 Prozent sind mit den Ampelschaltungen für den Radverkehr unzufrieden. 63 Prozent wünschen sich mehr geöffnete Einbahnstraßen in die Gegenrichtung. 74 Prozent der Freitaler Umfrageteilnehmer schätzen die Breite der Freitaler Radwege als zu gering ein und 77 Prozent werden regelmäßig von Autofahrenden bedrängt. Nur neun Prozent fühlen sich als gleichwertige Verkehrsteilnehmer akzeptiert. Darüber wundert sich Sachsen ADFC-Chef Krause nicht: „Wenn ich mir die Dresdner Straße ansehe, wo es nur streckenweise schmale Schutzstreifen gibt und viel gerast wird, dann ist mir klar, dass sich die Freitaler auf dem Rad gefährdet fühlen. Hier muss endlich etwas getan werden.“

Die Familienfreundlichkeit: Eltern haben Angst um ihre Kinder

Ganz schlecht schnitt die Familienfreundlichkeit aus Sicht der Umfrageteilnehmer ab. Sie wurde nur mit einer Schulnote von 4,5 bewertet. 88 Prozent trauen sich nicht, ihre Kinder allein mit dem Rad in Freital fahren zu lassen.

Nur 21 Prozent haben das Gefühl, dass es gewünscht ist und gefördert wird, wenn Kinder mit dem Rad zur Schule fahren. Deshalb radelt auch nur jedes fünfte Freitaler Kind zum Schulunterricht, so zumindest die Aussage der Studie. Die Nutzbarkeit von Freitals Straßen mit Kinderanhänger oder Lastenrad schnitt ähnlich schlecht ab – nur jeder Fünfte traut sich das in der Stadt überhaupt zu.

Die Verbesserungen: Radfahrer honorieren die Investitionen

Immerhin haben Freitals Radfahrer das Gefühl, das etwas für sie getan wird. Die Fahrradförderung in jüngster Zeit bewerteten sie positiver als 2016. 44 Prozent der Befragten gaben dies an. Ebenso werde inzwischen mehr Werbung fürs Radfahren gemacht. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass 56 Prozent eine engagierte Förderung des Radverkehrs vermissen. In der Stadtverwaltung hat man inzwischen erkannt, dass mehr getan werden muss. Druck macht auch die Arbeitsgemeinschaft Rad, deren Vertreter Hans-Gunther Müller im Technischen Ausschuss als sogenannter sachkundiger Einwohner sitzt.

Die Investitionen: Radstreifen auf Dresdner Straße kommt

Die AG Rad hat forciert, dass sich die Situation auf der Dresdner Straße verbessert. Radwege wird es dort zwar auch in Zukunft nicht geben, aber immerhin soll nun pro Fahrtrichtung ein Radstreifen angelegt werden. Es geht um 3,4 Kilometer. Für Planung und Markierungsarbeiten sind eine Million Euro veranschlagt. In der Summe stecken auch Kosten für die Erneuerung der Asphaltdecke in einigen Bereichen, beispielsweise an Kreuzungen.

Die Verschlechterungen: Mehr Angst vor Diebstählen

Nur bei zwei der insgesamt 27 Fragepunkte fielen die Ergebnisse im Vergleich zu 2016 schlechter aus. Zum einen betraf das die Abstellanlagen. Davon gäbe es zu wenige, meinen Freitals teilnehmende Radfahrer. Damit hängt der zweite Kritikpunkt zusammen – das Thema Fahrraddiebstähle. Davor haben die Radfahrer heute mehr Angst als noch vor zwei Jahren. Nicht ganz unberechtigt, wie die neuesten Zahlen aus der Kriminalitätsstatistik belegen: 2018 wurden im Landkreis 387 Räder geklaut – eine Zunahme gegenüber 2017 von fast 59 Prozent.

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