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Radler rügen Riesa

Trotz der Note vier rangiert die Stadt in einem sachsenweiten Vergleich ziemlich weit vorn.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Wie fahrradfreundlich ist Riesa? Glaubt man dem Fahrradklimatest 2016, lautet die Antwort: „Ausreichend“. Die Schulnote 3,8 haben die Teilnehmer der Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) der Sportstadt gegeben. 73 Fahrradfahrer hatten Riesa im vergangenen Jahr nach Kritisieren wie Winterdienst auf den Radwegen, Ampelschaltung für Radfahrer oder Wegweisung eingestuft. Besonders bei dem letztgenannten Punkt schnitt die Sportstadt eher mau ab – zumindest im Vergleich zu anderen Städten. Dies könnte daran liegen, dass sich immer wieder ortsfremde Radfahrer auf die Fahrbahn der Elbbrücke verirren und somit dem Autoverkehr der B 169 ausgeliefert sind.

Christof Wike aus Riesa: „Es ist ja allgemeinhin bekannt, dass Sachsen die wenigsten und schlechtesten Radwege hat. Hier in Riesa gibt es zwar mittlerweile gute Wege, aber immer nur auf kurzen Stücken. Es gibt keine durchgängigen Strecken für Radfahrer. I
Christof Wike aus Riesa: „Es ist ja allgemeinhin bekannt, dass Sachsen die wenigsten und schlechtesten Radwege hat. Hier in Riesa gibt es zwar mittlerweile gute Wege, aber immer nur auf kurzen Stücken. Es gibt keine durchgängigen Strecken für Radfahrer. I © Sebastian Schultz
Katrin Ebert aus Hamburg: „Meiner Meinung nach ist die Stadt sehr fahrradfreundlich. Alles ist gut ausgeschildert, sodass man sich zurecht findet. Ebenfalls sehr angenehm ist, dass man hier in der Innenstadt mit dem Rad fahren darf. Das ist ja in vielen O
Katrin Ebert aus Hamburg: „Meiner Meinung nach ist die Stadt sehr fahrradfreundlich. Alles ist gut ausgeschildert, sodass man sich zurecht findet. Ebenfalls sehr angenehm ist, dass man hier in der Innenstadt mit dem Rad fahren darf. Das ist ja in vielen O © Sebastian Schultz
Marina Blankenhagen aus Riesa: „Ich finde, die Stadt ist nicht besonders fahrradfreundlich. Es fehlen im allgemeinen Radwege in Riesa, man muss zu oft auf der Straße fahren. Auch in der Fußgängerzone gibt es Probleme. Die Mitte der Hauptstraße ist für Rad
Marina Blankenhagen aus Riesa: „Ich finde, die Stadt ist nicht besonders fahrradfreundlich. Es fehlen im allgemeinen Radwege in Riesa, man muss zu oft auf der Straße fahren. Auch in der Fußgängerzone gibt es Probleme. Die Mitte der Hauptstraße ist für Rad © Sebastian Schultz
Undine Herrmann aus Riesa: „Ein Problem in der Stadt ist, dass es vor den Geschäften auf der Hauptstraße keine ordentlichen Fahrradständer gibt. Ebenfalls empfinde ich die Lange Straße als sehr gefährlich für Fahrradfahrer. Für den Fahrradstreifen ist die
Undine Herrmann aus Riesa: „Ein Problem in der Stadt ist, dass es vor den Geschäften auf der Hauptstraße keine ordentlichen Fahrradständer gibt. Ebenfalls empfinde ich die Lange Straße als sehr gefährlich für Fahrradfahrer. Für den Fahrradstreifen ist die © Sebastian Schultz

Hier hat die Stadt inzwischen nachgebessert. Ob die drei neuen Schilder, die den Weg auf die andere Flussseite grafisch darstellen, helfen, wird sich wohl im Laufe dieser Fahrradsaison zeigen. Als Riesas Schwächen bewerteten die Teilnehmer der Umfragen außerdem, dass viele Fahrräder gestohlen werden und dass es wenig Leihräder in der Stadt gibt. Als Stärken empfanden die Teilnehmer, dass das Stadtzentrum schnell erreicht werden kann und es generell viele Radfahrer in Riesa gibt.

Die Gesamtnote 3,8 bewertet Katja Meier, verkehrspolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, als „ernüchternd, aber realistisch: Bis man bequem, sicher und zügig in Riesa Rad fahren kann, muss noch einiges passieren. Allerdings lässt sich auf den Ergebnissen aufbauen.“

„Verpasste Chance“

Die Stadt Riesa hat in den vergangenen drei Jahren zwischen 2014 und 2016 keine Fördergelder beim Land für kommunale Radverkehrsinfrastruktur beantragt. „Das ist eine verpasste Chance. Ich möchte die Stadtverwaltung bestärken, hier ihre Planungen für Radverkehrsinfrastruktur voranzutreiben. Von den jährlich acht Millionen Euro Fördermitteln sind von den Kommunen im letzten Jahr nur 20 Prozent abgerufen worden“, so Meier. Das liege aber auch an der Staatsregierung: „Das Wirtschaftsministerium muss die Kommunen dafür offensiv beraten und zu Anträgen ermutigen.“ Die Information, dass die Staatsregierung den Bau kommunaler Radwege inzwischen mit bis zu 90 Prozent fördert, scheine viele Rathäuser noch nicht erreicht zu haben.

Den Vorwurf, Riesa tue zu wenig für den Radverkehr, weist Stadtsprecher Uwe Päsler zurück. Die Stadt habe in den vergangenen Jahren zwar keine expliziten Fördermittel zum Radverkehr beantragt. „Das bedeutet jedoch nicht, dass keine Radverkehrsanlagen geschaffen wurden. Ein Großteil findet sich an öffentlichen Straßen, sodass die Maßnahmen mit dem Straßenbau zu kombinieren sind“, erklärt Päsler. In der jüngsten Vergangenheit seien mehrere Maßnahmen fertiggestellt worden, so etwa die Beschilderung am Elberadweg, der Radweg Strehlaer Straße oder der Schutzstreifen an der Segouer Straße. Zudem komme die Verbindung Pausitz – Nickritz zeitnah, für die Neubeschilderung Jahnatalradweg liege eine Vereinbarung mit den Nachbarkommunen vor.

Im Vergleich zu anderen Städten in Sachsen kann sich Riesa durchaus sehen lassen: Von 17 bewerteten Kommunen belegte die Sportstadt immerhin Platz drei. Auf Platz zwei landeten Leipzig und Hoyerswerda. Als Sachsens Testsieger ging Delitzsch (3,3) hervor. Im Vergleich zu den fahrradfreundlichsten Städten deutschlandweit hat Sachsen jedoch schlecht abgeschnitten. Am allerbesten ist Reken (Münsterland) mit einer Note von 1,86 weggekommen. Riesa hat es im Übrigen zum ersten Mal in die Wertung geschafft. Noch beim letzten Fahrradklimatest scheiterte die Elbstadt an der erforderlichen Mindestteilnehmerzahl von 50. Das Fahrrad wird offenbar auch in Riesa immer wichtiger.

Gelegenheit, über Riesas Radverkehrspolitik zu diskutieren, gibt‘s am Mittwoch, 24. Mai. Um 18 Uhr lädt die grüne Landtagsfraktion in die Schlossremise (Kirchstraße 46a) zur Diskussion ein. Mit dabei: Tilo Lindner (Baubürgermeister), Thoralf Möhlis (Vorstand des grünen Regionalverbandes Riesa-Gro.) und Konrad Krause (Geschäftsführer ADFC Sachsen). Die Moderation übernimmt Katja Meier (verkehrspolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion).