Von Jana Ulbrich
Bautzen. Was für herrliche Früchte! Monika Heine ist begeistert: „So groß, süß und saftig waren die Erdbeeren schon lange nicht mehr.“ Früh um halb acht ist sie mit ihrem Mann schon auf den Beinen im Erdbeerfeld in Cannewitz. Die ersten fünf Kilo haben sie bereits nach einer Viertelstunde im Korb. So viel wollten sie eigentlich gar nicht pflücken, aber bei diesen superschönen Beeren? Da holen sie sich doch gleich noch mal zwei leere Körbe.
Die polnischen Erntehelfer pflücken schon seit früh um fünf. Jeden Tag kommen sie zu fünft aus Zgorzelec auf die Plantage von Obstbauer Martin Wahode im Demitz-Thumitzer Ortsteil Cannewitz. Der 36-Jährige ist sehr zufrieden mit seinen Saisonkräften. „Sie sind immer pünktlich und zuverlässig“, lobt er. Er zahlt ihnen Mindestlohn. „Nur weil sie so viel leisten, rechnet sich das auch“, sagt er.
Die Erntehelfer pflücken die Erdbeeren gleich vom Feld in handelsübliche 500-Gramm-Schalen. Die Schalen stehen auf einem schmalen Tragebrett Marke Eigenbau, das genau zwischen die Zeilen passt. Auf jedes Brett passen sechs Schalen. So müssen die Früchte nur einmal angefasst und nicht noch mal umsortiert werden. Das spart Zeit und Handgriffe. Denn Zeit ist Geld für die Erdbeerbauern.
Hier gibt’s die süßen Früchtchen
Kurz nach acht lädt Martin Wahode die Stiegen mit den frisch gepflückten Beeren in seinen Kleintransporter. Spätestens um neun will er sie abgeliefert haben in den verkaufsstellen in Demitz-Thumitz und Bischofswerda. Rund 300 Kilo pflücken die Erntehelfer jeden Tag. Er muss sie möglichst auch am gleichen Tag verkaufen.
Rund 200 Kilo holen sich die Selbstpflücker vom Feld. Das ist Wahode sogar noch lieber. Selbstpflücken ist wieder im Kommen, hat er festgestellt. Seit er an der Landstraße nach Bischofswerda sein großes Schild aufgestellt hat, kommen die Kunden bereits zuhauf. Martin Wahode lässt die Selbstpflücker zuerst in die Reihen, in denen die Erntehelfer an diesem Morgen noch nicht waren. Der reichliche Ertrag macht die Erntelust dann noch größer.
Rund zwei Wochen früher als sonst hat die Erdbeer-Saison in diesen Tagen überall im Kreis Bautzen begonnen. Und wenn Petrus keinen Starkregen oder Hagelschauer schickt, stattdessen baldmöglichst einen schönen langsamen Landregen, dann könnte es in dieser Saison auch eine gute Ernte werden. Ein Landregen wäre dringend nötig, sagt Wahode. Auch wenn der gute Lößlehm-Boden, auf dem seine Pflanzen stehen, die Feuchtigkeit bisher noch ausreichend speichern konnte. Andernorts, wie auf den Plantagen von Bernhard Stolle in Schirgiswalde oder vom Lehngut Kaschwitz in Bischofswerda, macht die Trockenheit den Pflanzen bereits zu schaffen.
Auf mehr als 30 Hektar werden im Kreis Bautzen Erdbeeren angebaut und vor allem zum Selbstpflücken angeboten – auch wenn der Obstanbau ein wirtschaftlich immer schwierigeres Geschäft geworden ist. Mit Supermarktpreisen können die Obstbauern der Region nicht mithalten. Dafür mit Frische und bester Qualität.