Dresden. Man hört sie allerorts tuckern, die Rasenmäher. Selbst bei der sengenden Hitze der vergangene Tage waren Grünpflegefirmen, aber auch Privatpersonen mit den Mähern unterwegs. Dabei sind die meisten Rasenflächen aufgrund der Trockenheit schon vertrocknet und sehen grau aus. "Es wird gemäht, wo es nichts zu mähen gibt. Dadurch wird das Nahrungsangebot für Insekten, Vögel und Fledermäuse nochmals dezimiert und die Böden sind der Sonne schutzlos ausgesetzt", sagt Marion Lehnert vom Naturschutzbund (Nabu) Dresden-Meißen. Das hat auch zur Folge, dass das Wasseraufnahmevermögen des Bodes stark eingeschränkt ist, wenn es regnet. Es läuft alles oberflächlich ab.
Der Nabu bekam gerade in den vergangenen Wochen viele Anrufe von Bürgern, die sich über Mähaktionen dieser Art wundern. "Hinweise haben wir unter anderem vom Gebiet Martin-Anderson-Nexö-Straße 10-16 und dem Rhododendronpark Wachwitz sowie der dortigen Königlichen Villa bekommen", sagt Lehnert in den Hitzetagen Mitte August. Bereits im Vorjahr hatte der Nabu darauf hingewiesen, den Pflegerhythmus der Grünanlagen an die aktuellen Erfordernisse von Nachhaltigkeit, Biodiversität und Klimaschutz anzupassen. Die sollten alle Flächeneigentümer und Wohnungsgesellschaften beachten. "Grünflächen sollten nur noch extensiv und kleinteilig gemäht werden. In Hitzeperioden sollte dies ganz unterlassen werden", sagt Lehnert.
Ihr Appell hat einen ernsten Hintergrund. So stehen Rückgänge bei den meisten Vogel- und Insektenarten um 40 bis 60 Prozent in den letzten Jahrzehnten in direkter Beziehung zur Intensivpflege der Grünflächen. Fast alle Vögel im Siedlungsbereich benötigen zur Aufzucht ihrer Jungen bis zu 95 Prozent Insektennahrung. Im Umfeld von Einheitsrasen können sie keine Nahrung finden. Ohne Blühpflanzen auf den Wiesen sterben Insekten, Vögel und auch Fledermäuse aus. Der Nabu bittet zudem darum, dass die Dresdner auf ihrem Balkon, am Bürofenster oder im Garten Wasserstellen für Vögel aufstellt. Dafür reicht schon ein Teller oder Untersetzer für Blumentöpfe.