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Razzia gegen Nazi-Organisation „Werwolf“

Die Bundesanwaltschaft hat in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden Räume von Neonazis durchsuchen lassen. Festnahmen gab es aber nicht.

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© dpa

Von Susanne Kupke

Ihr Vorbild ist offenbar die so sogenannte „Werwolf“-Guerilla der Nazis im Zweiten Weltkrieg. Als die alliierten Truppen 1944 unaufhaltsam auf die Grenzen des Deutschen Reichs vorrückten, rief das NS-Regime eine „Widerstandsbewegung in den deutschen Grenzgebieten“ ins Leben. SS-Chef Heinrich Himmler, Oberbefehlshaber des Ersatzheeres, gab ihr den Namen „Werwolf“. Mit Untergrundkampf auf eigenem Boden und Sabotageakten hinter den gegnerischen Linien sollten die eigenen Kampfverbände entlastet werden.

Die mutmaßlichen Gründer des jetzigen Vereins namens „Werwolf-Kommandos“ erhielten gestern in Norddeutschland, der Schweiz und in den Niederlanden unangemeldeten Besuch von der Polizei. Im Zuge der von der Bundesanwaltschaft angeordneten Razzien wurden gestern Wohnungen, Geschäftsräume und zwei mit insgesamt sechs Männern belegte Gefängniszellen durchsucht. In Deutschland waren die Umgebung von Hamburg, die Region Hannover und Mecklenburg-Vorpommern betroffen. Die Razzien in Gefängniszellen erfolgten in der Schweiz.

Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass es Ziel der rechtsextremistischen Vereinigung gewesen sei, das „politische System der Bundesrepublik Deutschland zu beseitigen“. Es bestehe der Verdacht, dass die Männer zu diesem Zweck terroristische Gewalttaten verüben wollten. Konkrete Anschlagspläne gab es nach Wissen der Behörde aber nicht. Mangels dringenden Tatverdachts wurde niemand festgenommen. Bei den Razzien wurden schriftliche Unterlagen und Computer sichergestellt, die jetzt ausgewertet werden. Den Razzien waren monatelange verdeckte Ermittlungen vorausgegangen. Sie gestalteten sich schwierig, weil die Verdächtigen bereits ein elektronisches Verschlüsselungsprogramm entwickelt hatten.

Die beiden Schweizer Rechtsextremisten gelten als Führungsfiguren. Einer der beiden, der 25-jährige Sebastian N. war im vergangenen Jahr nach knapp 48-stündiger Flucht in Hamburg festgenommen worden – kurz nachdem er im Mai 2012 in Zürich einen jungen Mann niedergeschossen haben soll. Er wurde später an die Schweizer Justiz ausgeliefert. Auch die Zelle seines 54-jährigen Gesinnungsgenossen Robert S. wurde durchsucht. Das Schweizer Bundesamt für Justiz bestätigte gestern lediglich, dass die Staatsanwaltschaft Zürich „Hausdurchsuchungen und Einvernahmen“ vornehmen ließ. (dpa)