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Razzia in Riesaer Kneipen

Ein Großeinsatz sorgte in der Stadt für Aufregung. Es ging um Alkohol und illegale Drogen.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf und Stefan Lehmann

Riesa. Polizeifahrzeuge am Puschkinplatz. An der Friedrich-Engels-Straße. An der Pausitzer Straße. Am späten Mittwochabend hat es in Riesa mehrere Durchsuchungen gegeben. Wie es später heißt, waren Anwohnerhinweise der Auslöser dafür. Es geht um nächtlichen Lärm, um den Verkauf von Alkohol an Jugendliche. Und um Drogen. Mit einem Großaufgebot rücken die Beamten etwa am Café Casablanca an. Der flache Holzbau gilt als Treffpunkt von Asylbewerbern aus den Maghrebstaaten, die dort Wasserpfeifen rauchen.

Aber wird dort auch mit Drogen gehandelt? Das soll die von Stadtverwaltung, Landratsamt und Polizei organisierte Kontrolle an den Tag bringen. Die Beamten durchsuchen das komplette Gebäude. „Meine ganzen Kassenunterlagen wurden untersucht. Mir fehlt seitdem ein wichtiger Bon für die Abrechnung“, sagt die Wirtin mit osteuropäischem Akzent am Tag danach. Der Chef moniert, dass die Beamten ein Kabel beschädigt hätten, als sie einen Fernseher hochhoben, um nach möglichen Drogenverstecken zu suchen.

Sofas auf den Kopf gestellt

Sofas werden auf den Kopf gestellt, Tische gekippt. Die Bereitschaftspolizei ist mit reichlich Kräften in Riesa vertreten. Augenzeugen berichten später, zehn Polizeifahrzeuge auf der Straße gesehen zu haben. Die Wirtin selbst hat nur drei oder vier Polizeibusse wahrgenommen. Fest steht, dass neben der Polizei auch Mitarbeiter des Landratsamts und vier Bedienstete der Stadtverwaltung vor Ort waren.

Im Fokus steht auch die Einhaltung des Jugendschutzes. Bekommen Minderjährige im Café Casablanca Alkohol? Die Wirtin verneint vehement. „Bei uns nie!“ Sie weist auf den großen Zettel an der Tür, der den Einlass erst ab 18 Jahren erlaubt. „Wer jünger aussieht, muss den Ausweis zeigen.“ Ein zweiter Zettel hängt weiter drin, am durch eine transparente Wand abgetrennten Raucherraum, der auch schon am Nachmittag gut mit Asylbewerbern gefüllt ist. Zu hören ist von ihnen kaum etwas. Dabei haben die Kontrolleure auch das Thema Lärm im Fokus: Aus der Nachbarschaft gibt es immer wieder Beschwerden wegen nächtlicher Ruhestörung, heißt es.

Also wird bei der Kontrolle geschaut, ob auch die Riesaer Sperrstunde eingehalten wird: Ab 22 Uhr ist der Ausschank im Freien untersagt, freitags und sonnabends um 24 Uhr. Tatsächlich ist an diesem Mittwoch nach 22 Uhr draußen Ruhe – wohl auch wegen der kühlen Witterung, die nicht gerade zum sitzen im Freien einlädt.

Die Beamten untersuchen nicht nur das Café Casablanca, das nach der größten Stadt Marokkos benannt ist. Sie nehmen auch den Puschkinplatz und die Shisha-Bar „1001 Nacht“ unter die Lupe.

Insgesamt werden 25 Personen kontrolliert. Bei einem einzigen von ihnen – einem 21-jährigen Somalier – wird etwas Haschisch gefunden. „Na, der M. war das“, sagt der Chef im Café Casablanca. Aber man könne eben nicht jeden Gast vorher durchsuchen. „Soll ich die etwa an der Tür bis auf die Unterhose ausziehen?“, fragt die Wirtin. Wenn sie jemanden mit Drogen erwische, schmeiße sie die Betreffenden raus. „Die sollen nie wieder kommen.“

Ansonsten bringt der Einsatz an den verschiedenen Orten in Riesa nur einige kleinere Verstöße an den Tag – gegen Baurechts- und Brandschutz-Vorschriften, das Rauchverbot, die Gaststätten-Verordnung. Tatsächlich hatten sich die Behörden wohl mehr erhofft. Denn zumindest gerüchtehalber gibt es in Riesa wohl den einen oder anderen Drogenumschlagsplatz. „Die Kontrolle war keine Einzelfallmaßnahme“, sagt OB Marco Müller. „Wir werden sie nach unseren Möglichkeiten fortsetzen.“