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Suche nach Rebecca eingestellt - vorerst

Wird das Rätsel um die vermisste Rebecca in einem Wald in Brandenburg gelöst? Dort sucht die Polizei nach einem Hinweis.

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© Christoph Soeder/dpa

Von Anett Indyka, Gisela Gross und Andreas Rabenstein

Sie haben lange Stöcke dabei, Schaufeln und drei Leichenspürhunde. Beamte einer Einsatzhundertschaft der Berliner Polizei durchkämmen auf der Suche nach der vermissten 15-jährigen Rebecca am Donnerstag ein Waldgebiet nahe dem Ort Storkow südöstlich von Berlin. In Reihen nebeneinander durchschreiten sie das Gelände, das knapp 50 Kilometer südöstlich der Hauptstadt liegt. Bäume und Sträucher sind noch kahl. Vermuten die Ermittler hier im Unterholz die Leiche der Schülerin, die am 18. Februar spurlos verschwand?

"Seit 11.00 Uhr gehen wir einem der vielen Hinweise nach, die zuletzt eingingen", sagt eine Polizeisprecherin zur ersten Suchaktion außerhalb Berlins seit Beginn der Ermittlungen. Um was für einen Tipp aus der Bevölkerung es genau geht, möchte sie nicht sagen. Vermutlich hat aber jemand Angaben zu dem verdächtigen Schwager der Vermissten oder zu seinem auffälligen, himbeerroten Kleinwagen gemacht.

Die Suche wurde am Donnerstagabend erfolglos eingestellt. Vorerst. Sie soll weitergehen, sagte eine Sprecherin der Berliner Polizei zum Abschluss des siebenstündigen Einsatzes. Es sei aber noch nicht bekannt, wann und wo.

Mit einer Hundertschaft Polizisten, Suchhunden und einem Hubschrauber wurde am Donnerstag ein Waldgebiet nahe dem Ort Storkow südöstlich von Berlin durchkämmt. 
Mit einer Hundertschaft Polizisten, Suchhunden und einem Hubschrauber wurde am Donnerstag ein Waldgebiet nahe dem Ort Storkow südöstlich von Berlin durchkämmt.  © dpa

Am Mittwoch hatte sich die Mordkommission mit konkreten Fragen dazu an die Allgemeinheit gewandt - unter anderem in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst". Bei dem neuen Aufruf ging es um "zwei seltsame und klärungsbedürftige Fahrten mit dem Auto des Schwagers", wie Kriminalhauptkommissar Michael Hoffmann, Leiter der 3. Mordkommission, sagte.

Demnach fuhr der Verdächtige, ein 27-jähriger Deutscher, am Vormittag des Verschwindens von Rebecca und am Abend des nächsten Tages mit dem Familienauto von Berlin Richtung Frankfurt (Oder) an der polnischen Grenze. Dabei wurde das Auto von einem automatischen Kennzeichenerfassungssystem der Polizei auf der Autobahn nahe der Ausfahrt Storkow registriert.

Daraufhin standen die Telefone bei den Ermittlern wohl nicht mehr still - von Mittwochabend bis Donnerstagmorgen seien rund 150 neue Hinweise bei der zuständigen Berliner Mordkommission eingegangen, sagte eine Polizeisprecherin. "Die werden jetzt alle abgearbeitet. Das wird eine Zeit lang dauern."

Mit diesem Renault Twingo wurde der Schwager der verschwundenen Revbecca auf der Autobahn 12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) von einem automatischen Kennzeichenerfassungssystem registriert.
Mit diesem Renault Twingo wurde der Schwager der verschwundenen Revbecca auf der Autobahn 12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) von einem automatischen Kennzeichenerfassungssystem registriert. © Polizei Berlin/dpa

Bis zum Start der Suche im Kiefern- und Laubwald zwischen Kummersdorf und dem Nachbardorf Wolzig im Nachbarbundesland vergehen dann aber doch nur wenige Stunden. Kriminaltechniker und Ermittler der Mordkommission sind neben den Polizisten der Hundertschaft im Einsatz, als Unterstützung überfliegt ein Hubschrauber die Landschaft. Wonach genau die Besatzung in der Luft Ausschau hält und mit welchen technischen Mitteln, sagt die Polizei nicht.

Von der Autobahn kommend führt eine schmale Landstraße zu dem Gebiet, in dem die Polizei sucht. Es geht durch kleine Dörfer - möglich, dass hier jemand etwas beobachtet und die Beamten alarmiert hat. Die Straße schlängelt sich ansonsten durch Wald und Wiesen, es sind Seen und Bäche zu sehen. An der Abzweigung zum Waldweg haben Menschen Müllsäcke abgelegt.

Es gebe hier in der verlassenen Gegend eine Menge Gelegenheiten, eine Leiche zu verstecken, sagt eine Familie aus Rüdersdorf, die neugierig anhält - eigentlich, um den Hund auszuführen. Sie gibt der Polizei dann aber Hinweise auf weitere mögliche Verstecke.

Hauptkommissar Hoffmann hat nicht viel Hoffnung auf ein gutes Ende des Falls. "Wir gehen inzwischen fest davon aus, dass es sich um ein Tötungsdelikt handelt." Für die Mordkommission ist auch klar, wer der Täter war. Mit dem Auto könne zu der Zeit nur der Schwager gefahren sein. Aber der kann oder will das nicht erklären: "Zu beiden Fahrten kann er keine Angaben machen", sagte Hoffmann. "Die Fahrten passen aber überhaupt nicht zu der Version, die er erzählt hat."

Klar sei inzwischen auch, dass Rebecca an dem Morgen das Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers nicht verlassen habe, sagt Hoffmann. Das ergebe sich aus verschiedenen Informationen, aus der Analyse der Routerdaten und ihrem Telefonverhalten. "Wenn wir dies voraussetzen, dann war der Schwager mit ihr allein zur fraglichen Tatzeit in diesem Haus."

Der Verdächtige, der seit Montag im Untersuchungsgefängnis sitzt, schweigt nach Angaben der Staatsanwaltschaft zu den Vorwürfen. Unterstützung bekommt er von der Familie seiner vermissten Schwägerin. Die Eltern nehmen an, ihre Tochter sei entführt worden, wie sie immer wieder sagen. Über mehrere Medien forderte Rebeccas Vater seinen Schwiegersohn auf, Erklärungen zu den Vorwürfen der Polizei abzugeben. (dpa)