Merken

Reden, reden und noch mal reden

Seit Schuljahresbeginn 2019/20 gibt es an Sachsens Oberschulen noch mehr Praxisberater als bisher. Ihre Aufgabe: bei der Berufsorientierung zu helfen.

 3 Min.
Teilen
Folgen
Sebastian Sende arbeitet als Praxisberater an der Oberschule Ottendorf-Okrilla.
Sebastian Sende arbeitet als Praxisberater an der Oberschule Ottendorf-Okrilla. © Foto: privat

„Viele Gespräche mit Schülern, Lehrern, Kollegen und Wirtschaftsvertretern und viel Schreibarbeit. “ So fasst Sebastian Sende seinen Arbeitsalltag zusammen. Seit 2017 ist er als Praxisberater an der Oberschule in Ottendorf-Okrilla im Einsatz. Damit gehört er zu den insgesamt 244 Praxisberatern, die an Sachsens Oberschulen tätig sind. Angestellt werden sie bei externen Bildungsträgern, in Sendes Fall das Sächsische Umschulungs- und Fortbildungswerk Dresden e.V.

Stärken stärken

Aufgabe der Praxisberater ist es, Schüler der Klassen 7 und 8 bei der Berufsorientierung zu unterstützen. „Die Potenzialanalyse legt dabei den Grundstein für meine Arbeit“, erläutert Sende. Dafür werden den Schülern Aufgaben gestellt, die sie teils in der Gruppe, teils alleine bewältigen. „Dabei werden sie von Beobachtern eingeschätzt.“ In einem Gespräch mit dem Schüler werden die Ergebnisse ausgewertet und münden in einen Entwicklungsplan. „Das Augenmerk des Plans liegt auf den Stärken, um mit den individuellen Fähigkeiten aus der Masse herauszuragen.“ In seinen Gesprächen mit Schülern und Eltern werden diese mit den Berufswünschen der Jugendlichen abgeglichen und passende Berufe gesucht.

Schulung und Erfahrung

Für die Kompetenzanalyse wurde Sebastian Sende zuvor umfangreich geschult. Außerdem hat er an einer Praxisberater-Schulung im Sächsischen Ministerium für Kultus teilgenommen. „Zudem benötigt man eine pädagogische Ausbildung, einen Meisterabschluss oder Vergleichbares. In meinem Fall ist es der Abschluss zum staatlich anerkannten Betriebswirt in Kombination mit der über 15-jährigen Erfahrung als Ausbilder.“ Diese Erfahrung hilft ihm bei der täglichen Arbeit. Denn die Teilnahme am Praxisberater-Projekt ist für die Schüler freiwillig. Um von ihnen wahrgenommen zu werden, muss Sende immer präsent sein. „Selbst wenn ich im Büro zu tun habe, lasse ich die Tür offen.“ Zudem treffe er die Schüler bei Infogesprächen in den Klassen oder bei Projektvorstellungen. Auch in den Pausen sucht er den Kontakt zu den Jugendlichen und informiert auf der Website der Schule über seine Themen. „Und im Hausaufgabenheft gibt es eine Seite mit Wegbeschreibung zum Büro und den Kontaktdaten.“

Zu viele Optionen überfordern

Die meiste Hilfe benötigen die Jugendlichen beim Schreiben und Korrigieren von Bewerbungen, beim Herausfinden von Adressen und allgemeinen Informationen zu potenziellen Arbeitgebern. „Aber auch wie man sich in einem Vorstellungsgespräch verhalten sollte, was man anziehen kann und Ähnliches wird gefragt“, erzählt Sebastian Sende. Daneben werden auch andere Themen angesprochen. Jugendliche dieses Alters hätten genug Probleme – wie den schulischen Druck oder die Pubertät an sich. „Jetzt sollen sie sich noch zusätzlich Gedanken um ihren Beruf machen.“ Das größte Problem sei es, alle Möglichkeiten zu haben, alles über jeden Beruf erfahren zu können und auch alles ausprobieren zu dürfen. „Das ist schon zu viel“, beschreibt Sende. Und hier setzt seine Arbeit an. Um die Schüler bei der beruflichen Orientierung zu unterstützen, werden Betriebe besucht, Bewerbertrainings und Projekttage veranstaltet, Messebesuche und schuleigene Messen organisiert. „Eine Besonderheit sind sicherlich auch die Berufe-Abende für Schüler und Eltern. Hierbei stellen regionale Betriebe ihre Ausbildungsmöglichkeiten vor, und Schüler und Eltern können mit den Lehrlingen der Firmen ins Gespräch kommen.“

Bindeglied der Gesellschaft

Als Netzwerker zwischen Schule und Wirtschaft arbeiten Praxisberater wie Sebastian Sende im Arbeitskreis Schule-Wirtschaft, aber auch mit Kammern, Agenturen, dem Landkreis, der Gemeinde und anderen Institutionen, die die Schüler unterstützen wollen. „Ziel meiner Arbeit ist es letztlich, die Quote der Ausbildungsabbrüche zu minimieren“, sagt Sebastian Sende.

Von Silke Rödel