Leisnig. Vom schicken Ballkleid und Anzug bis zu Baströckchen und Unterhosen – ins aktuelle Programm hat der Carnevalclub Leisnig (CCL) nahezu alles eingebaut, was die Menschheit an Kleidungsstilen hervorgebracht hat. Moderator Hansjörg Oehmig trägt den feinen Zwirn zur Begrüßung genauso wie eine Art Schlafgewand als Vater Abraham oder später eine Hose-Sakko-Kombination mit zartem Blumendruck. „Das war Lagerfelds letzter Auftrag“, reagiert er auf die spitzen Anspielungen seiner Vereinskollegen.

Bissig bleibt der Verein auch in der Bütt. Die ist eine der närrischen Traditionen, von denen die Leisniger auch in ihrer 66. Saison nicht lassen wollen. Obwohl Wolfgang Rölle nach 35 Jahren nicht mehr selbst „in die Bütt“ steigt, hat er an den kritischen Zeilen mitgewirkt. Die trägt seit drei Jahren Sebastian Diesmann vor. Er erinnert in Reimform an den Staub, den die Oberflächenbehandlung der Colditzer Straße im wahrsten Wortsinn aufgewirbelt hat. Und auch der Städtebund „Sachsenkreuz“ bekommt den nächsten Seitenhieb ab. Diesmal geht es um Missstimmungen zwischen Hartha und Leisnig wegen der Ansiedlung eines Drogeriemarktes.

Bei aller Kritik kommt das Feiern nicht zu kurz. Passend zum Motto „Ob Dschungel- oder Inselleben – die 66. lässt Leisnig beben“ verwandelt sich das Parkett vor der Bühne in die Insel, auf der Robinson auf Freitag trifft. 

Das Dschungelbuch wird lebendig. Und bei der Insel-Einlage bekommen die Kandidaten des CCL-Dschungelcamps Happen gereicht, die mit den Ekelprüfungen im TV zwar wenig zu tun haben. Trotzdem dürften die Zuschauer dabei ihren Spaß haben. Die Tänze sind spritzig und mitreißend, die Mitwirkenden in ihrem Element. 

Bitte lächeln! – daran mussten Heidi Hynitzsch-Müller und Kristin Meißner die Gardetänzerinnen bei der über Stunden gehenden Generalprobe nur ein einziges Mal erinnern. Die beiden Frauen haben Ines Böhm nach vielen Jahren als tänzerische Leiterin der Garde abgelöst.

Ein wenig gelöst haben sich die Leisniger Karnevalisten auch von ihrem über Jahrzehnte bewährten Konzept. Nach dem Auftakt am Freitag mit der Liveband „Jackpot“ wollen sie am 23. Februar das jugendliche Publikum ansprechen. Dafür sind die DJs von Twixx und JPEG gebucht. „Sie sorgen für jugendgerechte Musik“, verspricht Vorstandsmitglied Hansjörg Oehmig. 

Bei der Hauptveranstaltung am 2. März sei wieder die Liveband dabei. Dann öffne zudem das einzige Mal in dieser Faschingssaison auch das Schützenhaus. Der sogenannte Verbinder ist bereits aufgebaut. Außer an diesem Abend wird nur die mit großem Aufwand dekorierte Karl-Zimmermann-Sporthalle bespielt. 

Mehr lohne sich nicht – zumindest im Moment. Außer beim Jugendfasching versucht der CCL deshalb noch beim Umzug mit anschließendem Kinderfasching, die Lust am Karneval zu wecken. Zum ersten Mal soll eine Liveband den bunten Tross vom Markt zum Sportkomplex am 3. März begleiten. Das wird das Fanfaren- und Trompetenkorps Zschopautal aus Rossau sein.

Im Anschluss regiert das Kinderprinzenpaar Kira und Moritz. Als Kira ihn gefragt hat, ob er ihr Faschingsprinz sein will, habe Moritz nicht lange gezögert. „Obwohl das Tanzen nicht so meins ist“, sagt er frei heraus.

 Das Führen beim Eröffnungstanz übernimmt deshalb die Neunjährige. Dafür passt Moritz sehr genau auf seine Füße auf. Die Begrüßung meistert er souverän, „obwohl ich ganz schön aufgeregt bin“, gibt er nach der Generalprobe zu. Dass ihn das Faschingsfieber packt, glaubt er zu Saisonbeginn nicht: „Ich möchte Zeit für den Fußball und meine kleine Schwester haben“, sagt der Zehnjährige.

Alle Termine unter www.carneval-club-leisnig.de