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Reindustrialisierung im Osten nur regional geglückt

Dresden ist Halbleiterindustrie-Zentrum, auch der Automobilbau hat sich entwickelt. Nicht überall ist die Reindustrialisierung so gut vorangekommen.

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© ZB

Dresden. Nach dem Zusammenbruch der DDR-Industrie ist die Reindustrialisierung in Ostdeutschland nicht überall geglückt.

Vor allem in Thüringen, aber auch in Teilen Sachsens und Sachsen-Anhalts habe man inzwischen einen Beschäftigungsanteil der Industrie erreicht, der über dem westdeutschen Durchschnitt liege, sagte Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der Dresdner Niederlassung des Ifo-Instituts.

Im Norden Sachsen-Anhalts, Mecklenburg-Vorpommerns und Teilen von Brandenburg habe sich dagegen nur sehr wenig Industrie angesiedelt. Dennoch gebe es im Osten günstige Bedingungen. „Aber die haben wir nicht flächendecken, sondern nur punktuell.“

Als positive Beispiele nannte der Wirtschaftswissenschaftler neben der Automobilindustrie auch die Chipproduktion, die in Dresden eng mit der Technischen Universität und den anderen dort vorhandenen Forschungseinrichtungen verflochten sei. „Dadurch hat man ein Alleinstellungsmerkmal und einen Haltefaktor entwickelt, der dazu führt, dass diese Bereiche hier wirklich das Zentrum der europäischen Chip-Produktion darstellen.“

Weniger erfolgreich sei es in der Solarbranche gelaufen, in der man zunächst ebenfalls ein Zugpferd gesehen habe und die dann von der chinesischen Konkurrenz abgehängt worden sei. „Bei der Solarproduktion hat man sich auf dem ausgeruht, was man ursprünglich mal entwickelt hatte“, sagte Ragnitz.

Daneben gebe es in Ostdeutschland viele Bereiche, „die eher im Verborgenen blühen“, sagte der Wirtschaftswissenschaftler. „Beispielsweise die Metall- und Elektroindustrie. Die gibt es fast in allen Regionen, genau wie das Ernährungsgewerbe, das ebenfalls zur Industrie gehört und das es auch fast überall gibt.“ Außerdem habe sich im Osten eine leistungsstarke Textilindustrie, die sich durch die Entwicklung technischer Textilien enorme Marktchancen erarbeitet habe. Und auch die Chemieindustrie sei zu nennen.

Hoffnungsvoll entwickelten sich Teilbereiche in der Energietechnik sowie der Nano- und Biotechnologie. „Das sind häufig noch sehr kleine Betriebe, die aber zumindest die Möglichkeit haben, zu wachsen und zum Nukleus einer Industrie zu werden, die dann auch langfristig trägt.“ (dpa)