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Reitverein ausgeraubt

Ausrüstung im Wert von 30 000 Euro haben Diebe in Großhänchen gestohlen. Vor allem die jungen Reiter trifft es hart.

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© Rocci Klein

Von Rocci Klein

Aufsatteln heißt für Sindy Reißig jetzt, dem Tier eine Pferdedecke aufzulegen. Die junge Frau hat so ziemlich alles verloren, was sie für ihr Hobby braucht. Sattel, Gurt, Trense, Halfter, Helm und Handschuhe – alles ist weg. Gestohlen über Nacht. Nur die Satteldecke und den Voltigiergurt ließen die Diebe zurück. Sindy hat sich ihr komplettes Reitzubehör selbst gekauft, teilweise über Jahre dafür gespart. Zu Geburtstagen und Weihnachten wünschte sie sich Geld, um ihren Traum vom Reiten verwirklichen zu können. Auch viele Ersparnisse vom Lohn steckte sie in ihr Hobby. „Auch die anderen Mädels aus unserem Verein hat es hart getroffen,“ sagt Sindy.

Mit Gewalt brachen die Täter mehrere Türen auf.
Mit Gewalt brachen die Täter mehrere Türen auf. © Rocci Klein
Das Markenzeichen des Reitvereins: „Wir geben nicht auf“, sagt die Vorsitzende Katrin Hasler.
Das Markenzeichen des Reitvereins: „Wir geben nicht auf“, sagt die Vorsitzende Katrin Hasler. © Rocci Klein

Der Reitverein Taucherwald im Burkauer Ortsteil Großhänchen wurde Ende vergangener Woche das Ziel von Dieben. Diese verschafften sich Zugang zum Reitstall durch das Fenster einer Pferdebox, welches sie mit Gewalt aufhebelten. In der Box stand sogar noch ein Pferd. Schränke wurden geplündert, weitere Türen aufgebrochen. Stallchefin Claudia Pohle bemerkte am Freitagmorgen den Einbruch und meldete ihn sofort der Polizei. Die Diebe stahlen etwa 20 Sättel, mehrere Helme, Trensen für die Pferde und hochwertige Lederreitstiefel – Gegenstände in einem Gesamtwert von rund 30 000 Euro. Vor und in der Sattelkammer herrschte „das blanke Chaos“, sagt Vereinsvorsitzende Katrin Hasler. Gegenstände, die die Diebe nicht mitnahmen, verstreuten sie im ganzen Raum.

Auch ein ideeller Schaden

Unter den gestohlenen Sätteln befinden sich hochwertige Unikate – Einzelanfertigungen, die so schnell nicht zu ersetzen sind. Zum materiellen kommt der ideelle Schaden. „An manchen Sätteln unserer Mädels hängt ein Stück Geschichte, viele Erinnerungen, gewonnene Turniere und viele tolle Erlebnisse in unserem Verein“, sagt Lisa Schneider. Auch ihr wurde der Sattel samt Zubehör gestohlen.

So kann geholfen werden

Sättel und Reitzubehör: Wer etwas abgeben kann, wendet sich an den Verein.

Geldspenden: Sie werden vor allem gebraucht, um den Reitstall hinsichtlich der Sicherheit aufzurüsten.

Tag der offenen Tür: Eine gute Gelegenheit für alle, die mit guter Absicht kommen, den Reitverein kennenzulernen, aber auch um über Hilfsangebote

zu sprechen – am 8. Mai von 13 bis 15 Uhr in Großhänchen, Leutwitzer Straße 3 A.

Kontakt: Katrin Hasler, Telefon: 0174 9808840,Mail: reitverein-

[email protected]

www.reitverein-taucherwald.de

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Einbrüche in Reitställe häufen sich. Erst vor ein paar Tagen drangen Diebe zum zweiten Mal in einen Reiterhof bei Görlitz ein. Auch aus Dresden wurde ein Fall gemeldet. Die deutschlandweite Initiative „Stoppt den Sattelklau“ weist auf das Problem hin, informiert über aktuelle Fälle, gibt Tipps, wie Reiter ihr Eigentum schützen können, und zeigt auf einer Karte die regionalen Schwerpunkte. Diese konzentrieren sich im Westen Deutschlands – und in Ostsachsen! Vermutet wird, dass der Sättelklau bandenmäßig läuft und das Diebesgut nach Osteuropa geschafft bzw. übers Internet zum Verkauf angeboten wird.

2015 brannte es auf dem Hof

Für den Reitverein Taucherwald ist der Einbruch der zweite Schlag innerhalb von 15 Monaten. Anfang 2015 brannte es auf dem Hof. Weil der Brand zum Glück rechtzeitig bemerkt worden war, blieben die damals 15 Pferde unversehrt, hielt sich der Schaden am Gebäude noch immer in Grenzen. Jetzt werde man in puncto Sicherheit nachrüsten, kündigt Katrin Hasler an. Denkbar seien Gitter an Fenster und Türen, eventuell auch eine Videoüberwachung. Doch all das kostet Geld. Geld, das für den rund 60 Mitglieder zählenden Verein zusätzliche Ausgaben bedeutet. Trotzdem, aufgeben gilt nicht: „Wir machen weiter“, betont die Vereinsvorsitzende. „Die Situation schweißt uns noch mehr zusammen“, sagt Sindy Reißig. Die Mädels stellen das, was noch da ist, auch den anderen Reiterinnen zur Verfügung. Aktuell reitet Sindy zwar ohne Sattel, aber das ist schwieriger. „Auf längere Sicht ist es für das Pferd nicht gesund, wenn es von unerfahrenen Reitern ohne Sattel geritten wird“, sagt Sindy.

www.stoppt-den-sattelklau.de