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Rettender Alarm

Sachsen macht Rauchmelder ab 2016 in Neubauten zur Pflicht. Den Feuerwehren der Region ist das noch nicht genug.

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© dpa

Marleen Hollenbach

Alarm in Bautzen. Am Mittwoch qualmt es aus einer Wohnung an der Reichenstraße. Eine Plastikkiste steht in Flammen. Die Feuerwehr kann den Brand schnell löschen. Der Mieter muss ärztlich versorgt werden und hat doch Glück im Unglück. Dabei hätte sich der Bewohner mit einem kleinen Gerät noch besser schützen können. Gemeint ist der Rauchmelder. Der Lebensretter an der Decke ist nicht größer als eine Untertasse und wacht unbemerkt und leise über die Bewohner. Doch ein solches Gerät hatte der Mieter nicht.

Muss er auch nicht haben. Noch kann jeder selbst entscheiden, ob er seine Wohnung mit Rauchmeldern ausrüsten will. Doch das soll sich jetzt ändern. Ab dem kommenden Jahr macht Sachsen den Rauchmelder zur Pflicht. Das haben CDU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart. „Die Rauchmelderpflicht ist eine gute Sache, weil dann Menschen rechtzeitig gewarnt werden“, sagt Markus Bergander, Leiter der Feuerwehr in Bautzen. Und mit dieser Meinung steht er nicht allein da.

Giftige Dämpfe werden oft unterschätzt

Auch Thomas Scheffel, Leiter der Ortswehr in Milkel, ist froh über diese Regelung. „Wir haben lange für eine Rauchmelderpflicht gekämpft. Gut, dass sich die Regierung jetzt endlich dazu durchgerungen hat“, sagt er. Der Freistaat ist gemeinsam mit Brandenburg und Berlin Schlusslicht. In allen anderen Bundesländern gilt die Pflicht bereits. Thomas Scheffel weiß, wie wichtig ein Rauchmelder ist. „Die giftigen Dämpfe werden oft unterschätzt. Dabei ist dieses Kohlenmonoxid fast gefährlicher als die Flammen und auf jeden Fall lebensbedrohlich“, sagt er. Wenige Atemzüge reichen, um das Bewusstsein zu verlieren. Die meisten Unglücke passieren im Schlaf, denn dann ist der Geruchssinn beim Menschen nicht aktiv. „Bevor man merkt, dass die Wohnung brennt, kann es schon zu spät sein“, sagt der Ortswehrleiter.

Eben weil er um die Gefahr weiß, hat Thomas Scheffel immer wieder für die Rauchmelder geworben. Und das wird er auch in Zukunft machen müssen. Trotz der Rauchmelderpflicht. Denn die gilt erst einmal nur für Neubauten. „Es ist sehr schade, dass man diese Pflicht so eingeschränkt hat“, sagt Steffen Hübner, Gemeindewehrleiter von Sohland. Wenn er sich in seinem Ort umschaut, dann sieht er, dass die neue Regelung hier nur wenige Häuser betrifft. „Es ist zwar gut, wenn Familien, die ein neues Haus bauen, Rauchmelder installieren müssen. Aber vor allem ältere Leute, die auf dem Land meistens auch in älteren Häusern leben, sind weiterhin schutzlos“, sagt er. Handlungsbedarf sieht Steffen Hübner vor allem bei den alten Fachwerkhäusern. „Die müsste man eigentlich zuerst mit Rauchmeldern ausstatten, denn wenn es dort einmal brennt, dann ist das ganze Haus weg“, glaubt er. Eine Rauchmelderpflicht für jeden Haushalt ist seine Vision. Und daran hält Hübner weiter fest.

Großvermieter sehen Probleme bei der Wartung

Den Feuerwehren kann die Rauchmelderpflicht nicht weit genug gehen. Kirsten Schönherr, Chefin der Wohnungsbaugesellschaft Bautzen, ist hingegen froh, dass zunächst nur die Neubauten betroffen sind. „Da wir derzeit keine neuen Häuser bauen, betrifft uns diese Regelung momentan noch nicht“, sagt sie. Doch schon jetzt macht sich Kirsten Schönherr Gedanken darüber, was passiert, sollte die Rauchmelderpflicht irgendwann wirklich auch für bestehende Häuser gelten. „Das Problem ist nicht, die Technik zu beschaffen. Mir geht es da mehr um die Wartung“, sagt sie.

Will die Wohnungsbaugesellschaft die Geräte regelmäßig kontrollieren, dann müssen die Mitarbeiter in die Wohnungen hinein. „Und vielen Mietern reicht es eigentlich schon, wenn sie für den Heizungsableser zu einem bestimmten Termin zu Hause sein müssen“, sagt sie. Außerdem würde es jedem freistehen, selbst einen Rauchmelder bei sich zu installieren.

Rauchmelder als Geburtstagsgeschenk

Auf die Freiwilligkeit setzt auch Thomas Scheffel aus Milkel. „Rauchmelder sind gar nicht mehr so hässlich. Sie eignen sich mittlerweile sogar als Geburtstagsgeschenk“, sagt er und geht mit gutem Beispiel voran. Im Gerätehaus und in der Kita in Milkel haben die Kameraden schon Rauchmelder installiert.

Die modernen Geräte arbeiten heutzutage fotoelektrisch. Die Messkammer wird mit Lichtstrahlen durchleuchtet. Kommt es in der Kammer zur Rauchansammlung, wird das Licht gestreut, fällt auf eine Fotolinse und der Alarm wird ausgelöst. Nicht in jedem Raum muss ein Rauchmelder hängen. „Es reicht, wenn im Schlafzimmer und in den Kinderzimmern ein Gerät ist“, sagt Thomas Scheffel. Um die 20 Euro kostet der kleine Lebensretter.