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Rettung aus der Luft

Bei jedem Hochwasser sind die Helfer der Luftwasserrettung im Einsatz. Nahe Riesa probten sie jetzt für den Ernstfall.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Stefan Lehmann

Riesa. Das Wasser stiebt meterweit zur Seite, als der „Super Puma“ mittig über dem Fluss entlangschwebt. An einem Seil lässt die Mannschaft einen Helfer der Wasserwacht herunter. Der konzentriert sich auf den Mann in der roten Schwimmweste, der auf ihn zutreibt, streckt die Arme aus. Einmal zupacken, dann hängt der „Schiffbrüchige“ auch schon sicher in der Schlaufe. Der Retter gibt ein Handzeichen, schon zieht ihn ein Besatzungsmitglied in den Helikopter. Der schwebt gleich weiter, fliegt eine Schlaufe – dann beginnt das Spiel von vorn.

Mit der orangefarbenen Schlaufe sichert der Helfer die im Wasser treibende Person.
Mit der orangefarbenen Schlaufe sichert der Helfer die im Wasser treibende Person. © Klaus-Dieter Brühl
Fest umklammert geht es nach oben. Im Anschluss werden die Geborgenen dem Rettungsdienst übergeben.
Fest umklammert geht es nach oben. Im Anschluss werden die Geborgenen dem Rettungsdienst übergeben. © Klaus-Dieter Brühl

Zweimal jährlich trainieren die Helfer der Luftwasserrettung für den Ernstfall, diesmal entlang eines etwa zwei Kilometer langen Elbabschnitts auf Höhe des Nünchritzer Chemiewerks. Die neun ehrenamtlichen Helfer von Deutscher Lebensrettungsgesellschaft, Wasserwacht und Deutschem Feuerwehrverband hängen abwechselnd am Seil oder mimen den zu Rettenden. „Die Elbe ist eher gemächlich, da ist die Sache etwas einfacher“, sagt Joachim Weiß. Er ist beim Referent für den Wasserrettungsdienst beim sächsischen Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Gerade einmal 130 Helfer zählt die Luftwasserrettung bundesweit. Verteilt sind sie auf fünf Standorte, die Hubschrauber und Piloten stellt die Bundespolizei.

Nach der Gründung der Luftwasserrettung 2005 musste sich die Kooperation erst einmal einspielen. „2013 hat die Polizei sich aber schon bereit gehalten“, erzählt Ralf Schindler, während er in voller Montur am Elbufer steht und sich auf seinen eigenen Einsatz vorbereitet. Der Freitaler ist seit 1980 im DRK, bei den Luftrettern ist er seit deren Gründung. Auch in der Region um Riesa seien er und seine Kollegen beim Hochwasser 2013 im Einsatz gewesen. „Zuerst in Döbeln, da haben wir Anwohner gerettet, die sich auf ihre Hausdächer geflüchtet hatten.“ Danach ging es nach Zeithain, wo sie ganz andere Hilfe leisteten. „Damals wurden überall Sandsäcke gebraucht“, erinnert sich Schindler. Also bekam der Hubschrauber kurzerhand ein Geschirr um, mit dem die Säcke nach Kreinitz gebracht werden konnten.

Im Prinzip seien die Helfer der Luftwasserrettung seit 2006 bei jedem Hochwasser im Einsatz, erklärt Joachim Weiß. Die Aufgabe ist klar umrissen: Personen aus dem Wasser retten, an Bord nehmen und an einem vereinbarten Treffpunkt dem Rettungsdienst übergeben. „Wir haben zwar alle mindestens die Sanitäterausbildung“, sagt Weiß. Krankenwagen allerdings sind besser für die weitere Versorgung von Patienten ausgerüstet als der Helikopter.

Ehe die Retter überhaupt mitfliegen können, ist jede Menge Ausbildung notwendig. „Ehe man überhaupt die reine Luftretterausbildung machen kann, benötigt man den Rettungsschwimmer, den Sani, den Wasserretter und eine Funkausbildung.“ Dazu kommen noch körperliche Voraussetzungen: ein Körpergewicht bis maximal 90 Kilogramm und Höhentauglichkeit. Die einwöchige Ausbildung findet dann in Bayern oder Nordrhein-Westfalen statt, sagt Weiß.

Dort gebe es auch einige schnellere Flüsse, das mache es für die Anfänger schwerer. „Wobei auch die Elbe eine Herausforderung ist.“ Vor allem für die Piloten und die Männer an der Winde. „Der Pilot sitzt so weit vorn, dass er die Person im Wasser nicht sieht. Er muss sich also völlig auf den Mann an der Winde verlassen.“ Der wiederum kann sich lediglich über Zeichensprache mit dem sogenannten Rescue verständigen, dem Helfer am Seil. Allzu viel Kommunikation braucht es aber sowieso nicht, sagt Ralf Schindler. „Weniger ist mehr.“ Speziell für die Übung an der Elbe genügen drei Handzeichen. Der Rest ist Erfahrung und Einsatzroutine.