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Rettung für den Schluchtenwald

Seit Jahren spült Starkregen den Boden am Steilhang nahe dem Nixenbad weg. Nun wird endlich etwas dagegen unternommen.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Strehla. Bäume fällen, Sträucher roden, Stämme zersägen – Vorarbeiter Marco Denart und seine Kollegen haben binnen drei Tagen einiges im Strehlaer Schluchtenwald bewegt. Mithilfe von Bagger, Motorsäge und Muskelkraft ist das Team der Riesaer Firma Opti-Bau seit Mitte dieser Woche in dem steilen Hang im Strehlaer Stadtpark zugange und macht die Bahn frei. Denn die Rodungen sind erst der Auftakt für weitere Bauarbeiten, die dort in nächster Zeit noch folgen sollen. Die Schlucht soll dieses Jahr nämlich endlich saniert werden.

Bau einer Krainerwand.
Bau einer Krainerwand. © Bundesheer/GREBIEN

Ein Projekt, auf dessen Umsetzung schon lange gedrängt wird. Stadtrat Hans-Jürgen Grübler (FWG) zum Beispiel warnt seit Jahren vor der zunehmenden Erosion. Die kann laut Experten für die Häuser gefährlich werden, die oben am Hang stehen.

Ursache für die Erosion ist Wasser, das besonders bei Starkregen vom oben gelegenen Feld über die Bundesstraße hinweg weitgehend ungebremst den Schluchtenwald hinunterschießt. Auf einer Strecke von etwa 180 Metern überwindet es dabei gut 30 Höhenmeter. Weil die Treppenstufen und Wege im Laufe der Zeit schon unterspült und zerstört worden sind, hatte die Stadt den Zugang zum Stadtpark am Schluchtenwald schon vor Jahren gesperrt.

In den nächsten Monaten soll nun ein Bauwerk entstehen, das den Hang gegen Erosion sichern soll. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Krainerwand, so Bauingenieur Heiko Zscheile, der das Projekt mit seiner Firma im Auftrag der Stadt vorbereitet hat. Bei dieser Stützwand kommen nicht die üblichen Baustoffe Beton und Stahl zum Einsatz, sondern Baumstämme als Gerüst und Erde oder Steine als Füllmaterial. Die Wand soll die von oben kommenden Wassermassen ausbremsen.

Auf der anderen Seite der B 182 plant das Landesamt für Straßenbau und Verkehr außerdem den Bau eines Regenrückhaltebeckens, das eine ähnliche Funktion erfüllen soll, indem es das vom Feld her kommende Wasser sammelt und kontrolliert in Richtung Schluchtenwald ableitet. Das Bauwerk soll entstehen, wenn der Schluchtenwald fertig ist.

Um ein Haar wäre der Baustart im Schluchtenwald allerdings fast noch verhindert worden. Der Stadtrat hatte in seiner letzten Sitzung grünes Licht für die jetzigen Arbeiten geben sollen. Weil das preiswerteste Bauangebot für die Vorbereitungsarbeiten mit 73 000 Euro mehr als 20 000 Euro über den geschätzten Kosten gelegen hatte, äußerten sich etwa Andreas Haberland und Heinz Schmitt (beide CDU) skeptisch. Sie störten sich daran, dass die als „Baumfällung“ überschriebenen Arbeiten derart teuer sind. Dass die Stadtverwaltung nicht mit Gewissheit sagen konnte, ob die höheren Kosten an der Stadtkasse hängen bleiben oder das Land sie als Fördermittelgeber übernimmt, nährte die Skepsis. Bürgermeister Jörg Jeromin (FWG) hatte in der Diskussion appelliert, er könne nur jedem Stadtrat dringend empfehlen, der Auftragsvergabe trotz allem zuzustimmen. Das tat die Mehrheit dann auch.

Die Bauarbeiter vor Ort halten die Auftragssumme für durchaus gerechtfertigt. Zumal nicht nur große Bäume unter einigermaßen gefährlichen Bedingungen gefällt werden müssten. Zum Auftrag gehört auch noch das Errichten einer mehrere Hundert Meter langen und drei Meter breiten Baustraße, die extra von der Straße Am Nixstein aus neben dem Elbradweg zur Baustelle im Schluchtenwald führt. Eine Vorgabe des Naturschutzes, der für das gesamte Vorhaben eine immense Rolle spielt.