Merken

Rettungswachen werden saniert

Sachsens Sozialministerin hat die ASB-Lehrrettungswache in Görlitz besucht. Zeitgleich beginnt in Weinhübel der Bau einer neuen Außenstelle.

Teilen
Folgen
© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ralph Schermann

Görlitz. So viele kleine Räume! Am Montagnachmittag blickte Sachsens Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) in jeden Winkel der Rettungswache auf der Görlitzer Reichertstraße, inspizierte Lager und Sanitärräume ebenso wie Büros, Desinfektionsstrecke sowie Fahrzeughallen. Ganz schön eng hier.

Nicht mehr lange, verkündete Werner Genau der Ministerin. Der Dezernent des Landkreises Görlitz überbrachte erfreuliche Botschaften: Nach langen Verhandlungen mit den Leistungsträgern, sprich den Krankenkassen, sind 1,16 Millionen Euro für die Sanierung der Rettungswache bewilligt. Bis zum Beginn der Arbeiten wird die neue Außenstelle Weinhübel fertig sein, von der aus dann vorübergehend die Görlitzer Wache geleitet wird. „Der 1,8 Millionen Euro teure Bau auf der Leschwitzer Straße beginnt in diesen Tagen“, sagte Genau und erklärte Ministerin Klepsch ebenso wie „mehrere Jahre lang“ den Krankenkassen, warum die neue Außenstelle notwendig ist: „Die vorgeschriebene Zeit bis zum Eintreffen am Notfallort wird im Görlitzer Süden nicht immer erreicht, mit dem Ausbau des Berzdorfer Sees als Tourismusmagnet aber immer dringlicher.“

Seit 2009 betreibt der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) den hiesigen Rettungsdienst. Die gegenwärtige und bereits zum zweiten Mal erhaltene Ausschreibung gilt bis 2019 für die Hauptwachen Görlitz und Niesky sowie für die Außenstellen Rothenburg, Mücka und Reichenbach, künftig nun auch Weinhübel. „Wir haben insgesamt 87 haupt- und zehn ehrenamtliche Mitarbeiter, darunter 27 Frauen und auch polnische Kollegen“, berichtete der Leiter des Rettungsdienstes, Andreas Wünsche. Und es gibt fünf Auszubildende zum Notfallsanitäter. Es war genau dieser Blick in die Görlitzer Lehrrettungswache, der Ministerin Klepsch zu einem Besuch bewogen hatte: „Notfallsanitäter ist kein Beruf. Es ist Berufung, Menschen in Not zu helfen. Umso wichtiger ist eine hochwertige Ausbildung wie in Görlitz“, sagte sie.

Der Bundestag hatte 2013 das Gesetz über den Beruf Notfallsanitäter beschlossen. Dabei wird ein neues Berufsbild geschaffen, das sich durch gestiegene Kompetenzen gegenüber den bisherigen Rettungsassistenten auszeichnet. „Die Erstversorgung entscheidet oft über Leben und Tod. Die neue Notfallsanitäterausbildung gibt auch den Rettungskräften mehr Sicherheit. Sie können nicht nur mehr, sie dürfen jetzt auch mehr“, so Klepsch, die das Engagement der Görlitzer Verantwortlichen für die Lehrrettungswache würdigte: „Nur mit der Übernahme von Verantwortung für die Ausbildung kann ein leistungsstarker Rettungsdienst gewährleistet werden“, sagte die Ministerin. Zudem führte der Landkreis Görlitz als Träger des Rettungsdienstes Gespräche mit den Krankenkassen zur Durchführung von Ergänzungsqualifikationen. Denn neben zukünftigen Notfallsanitätern aus der Erstausbildung besteht bis Ende 2020 die Möglichkeit, dass sich Rettungsassistenten in besonderen Kursen zu Notfallsanitätern qualifizieren.

Täglich sind beim ASB Görlitz ein Notarztwagen sowie bis vier Rettungs- und fünf Krankentransportfahrzeuge im Einsatz. Und neben der Rettungswache leistet der ASB Betreuungs- und Sozialdienste, ist damit insgesamt Arbeitgeber für 400 Beschäftigte. Umso mehr freute sich da auch Sven Göllnitz, der Leiter der Görlitzer Wache, über die rund drei Millionen Euro für seine Arbeitsstätten. Allerdings nannte er auch die schlechte Nachricht des Tages: Die Reanimierungspuppe ist kaputt, ein teures und vielseitiges Gerät, das der Ministerin nun leider nicht vorgeführt werden konnte. Sie nahm es mit einem Schmunzeln: Die Palette der Notfälle sei eben groß.