Von Juliane Richter
Dresden/Freital. Der 31-jährige David K. weiß, dass er eine Tragödie verursacht hat. Und er bereut das zutiefst. Das schreibt er in einem knapp vierseitigen Brief an die Redaktion der Sächsischen Zeitung, abgesendet aus der Justizvollzugsanstalt am Dresdner Hammerweg. Dort sitzt er seit dem 19. Februar in Untersuchungshaft – die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen ihn.
Am Vorabend ist David K. mit seinem alten VW Phaeton in Dresden unterwegs. Am Zelleschen Weg rammt er einen Motorroller. Der 45-jährige Fahrer landet schwer verletzt auf der Straße. David K. fährt noch etwa einen Kilometer weiter – samt dem Roller, der sich in der Front seines Phaeton verkeilt hat. Die Fahrzeuge beginnen zu brennen und können erst von der Feuerwehr gelöscht werden. Vor Ort nimmt die Polizei den in Dresden lebenden Deutschen fest und ermittelt einen Atemalkoholwert von 1,5 Promille. Am nächsten Tag verstirbt der Rollerfahrer im Krankenhaus.
„Mein Bedauern, meine Reue, sowie mein absolutes Scham- und Schuldgefühl gegenüber den Hinterbliebenen, ist derartig groß, dass ich es nicht in Worte fassen kann“, schreibt K. an die SZ und teilt sein „tiefstes Beileid“ mit. Er wünscht sich, die Zeit zurückdrehen zu können und nicht in dieses Auto gestiegen zu sein. Den Hinterbliebenen des 45-jährigen Dresdners, der sich auf dem Weg zur Arbeit befand, bietet er seine Hilfe an, zum Beispiel über eine „Täter Opfer Hilfe oder anderweitig“. „Ich möchte ausdrücken, dass ich mit den Hinterbliebenen trauer und da sein werde, wenn ich helfen kann.“
Der 31-Jährige war der Polizei bereits wegen mehrerer Verkehrsdelikte bekannt. Nach SZ-Informationen wurde er auch wegen einer Alkoholfahrt verurteilt. Und er hatte zum Zeitpunkt des Unfalls keinen gültigen Führerschein. Wieso er an diesem Abend trotzdem betrunken Auto gefahren ist, schreibt er nicht. Aber er positioniert sich zu der ihm vorgeworfenen Fahrerflucht: Der „Schock unter dem Einfluss des Alkohols, welcher meine Reaktionsfähigkeit getrübt hat“, sei der Grund für sein Weiterfahren gewesen. Er habe die noch gefahrene Strecke als nicht allzu weit eingeschätzt. Diese wollte er, als er langsam realisierte, was passiert war, zum Opfer zurückrennen. „Aber ich wurde von mir entgegen kommenden Passanten unter Drohungen aufgehalten, obwohl ich mehrfach betonte, dass ich jemanden angefahren habe und helfen muss“, schreibt er. Zudem habe auch er den Notruf gewählt. „All das rechtfertigt aber die Tat an sich nicht.“
David K. hat im Gefängnis offenbar viel Zeit zum Nachdenken. So schildert es ein Bekannter, der ebenfalls mehrere Briefe von ihm erhalten hat. Auch darin habe David K. Reue gezeigt. Darüber hinaus habe der 31-Jährige, der zuletzt in Freital eine Vermietungsfirma für Mietköche und Servicepersonal geleitet hat, auch um Geld gebeten. Davon wolle er sich im Gefängnis eine Kaffeemaschine und einen Fernseher kaufen.
Wann genau die Staatsanwaltschaft Anklage erheben wird, steht noch nicht fest. Die Ermittlungen laufen, sagt ein Sprecher. David K. schreibt, dass er sich jeder Strafe stellen will, die ihn erwartet. „Ich weiss dass keine Haftstrafe den Menschen ersetzen kann und ich wünschte mir ich könnte mit dem Opfer tauschen.“ Am Unfallort erinnert mittlerweile ein auf dem Mittelstreifen aufgestelltes Kreuz an den tragischen Tod. Familienangehörige, Kollegen und Freunde aus seinem Sportverein haben in den vergangenen Wochen über ihre Trauer gesprochen. David K. übernimmt die Verantwortung für den Tod des Opfers, aber möchte noch eins klarstellen: „Ich möchte nur verdeutlichen, dass ich kein Monster oder dergleichen bin.“
Den vollständigen Brief finden Sie unter: www.sz-link.de/brief