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Richtfest in Rekordzeit

Beim Neubau der Zinzendorfschulen arbeiten einheimische Firmen und sogar ehemalige Schüler mit.

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© Matthias Weber

Von Anja Beutler

Für Maik Seeliger ist dieses Richtfest etwas Besonderes. Gerührt und feierlich verliest der Chef der gleichnamigen Holzbau-Firma in Berthelsdorf den Spruch mit all den guten Wünschen für das neue Bauwerk. Dieses Haus baut Seeliger für alle Kinder, besonders aber für seinen Sohn Nick, der hier in die sechste Klasse geht und noch einige Jahre in der neuen Schule vor sich hat. Einem seiner drei Arbeitskollegen geht es ganz genauso, auch seine Tochter lernt in den Herrnhuter Zinzendorfschulen. „Da müssen die Papas natürlich auch die Schule bauen“, sagt er und lächelt den kalten Nieselregen weg, der die Richtfestfeier an diesem Donnerstag vor Weihnachten gänzlich einhüllt. Es fühle sich sehr gut an, wenn ortsansässige Firmen hier mit dabei sind, erklärt er.

Der Bauherr – die Schulstiftung der Brüder-Unität – sowie Architekt Daniel Neuer sehen das genauso. Zwar gab es zu Beginn des Bauprojektes ein paar Verzögerungen, weil der Bescheid für die nötigen Fördermittel des 15-Millionen-Euro-Projektes ein bisschen auf sich warten ließ. Inzwischen aber ist die Vorstandsvorsitzende der Schulstiftung, Katrin Filschke, heilfroh, dass die Arbeiten schon so weit gediehen sind. „Vor einem Jahr haben wir noch auf den Förderbescheid gewartet und gezittert, ob wir dieses Risiko eingehen“, erinnert sie sich.

In der Tat sind es nur rund sieben Monate, in denen die beiden Schulgebäudeteile an der Zittauer und der Löbauer Straße gleich an der Stirnseite des Zinzendorfplatzes in die Höhe gewachsen sind. Maik Seeliger und seine Angestellten arbeiten etwa seit Oktober am Dachgesperre und vor allem auch an den insgesamt 57 Dachgauben, die beide Gebäudeteile dann später einmal zieren sollen. Sein Sohn Nick hat seinem Vater dabei schon mehr als über die Schulter geschaut. „Er hat an einem Sonnabend auch einmal richtig mitgemacht, das Holz gehobelt“, freut sich Seeliger.

Das Bauprojekt ist in der Familie durchaus mal Thema und Nick selbst findet es sehr gut, dass sein Vater mit dabei ist. Eine Herausforderung ist es für die Zimmerei allemal – allein wegen der 60 Meter Gebäudelänge. „Wir kooperieren bei der Technik mit einem Unternehmen in Niederkaina“, erklärt Maik Seeliger und unterstreicht so, dass dieser Auftrag durchaus eine besondere Hausnummer ist.

Mit dabei ist mit Emil Weidner zudem auch ein ehemaliger Schüler der Zinzendorfschulen. 2014 hat der junge Mann aus Dittersbach in Herrnhut sein Abitur gemacht. Viele Lehrer und auch Katrin Filschke kennen ihn noch – und er kennt sie. „Das ist schon ein besonderes Gefühl und ein ganz anderer Blick auf die Schule“, sagt er ein bisschen doppeldeutig, lässt seinen Blick vom Schuldach schweifen und lächelt unter seinem breiten Zimmermann-Hut. Beim Neubau der Förderschule gleich gegenüber war er ebenfalls mit dabei. Als Lehrling damals. In diesem Sommer hat er nun ausgelernt und kann seiner alten Schule erst recht aufs Dach steigen.

Dass der Schulneubau eine Herausforderung ist, spüren im Grunde alle Gewerke auf der Baustelle. Dabei geht es nicht nur um die räumliche Enge, denn die Baustelle wird vom alten Schulbau und der Straße eingeengt. Auch die besonderen Anforderungen bei Umweltverträglichkeit und damit bei den Baustoffen ist nicht alltäglich. Darauf legt Architekt Daniel Neuer Wert – auch, weil der Bau dadurch enorm energieeffizient wird und nochmals eine bessere Förderung erhalten kann. Da mit ungebrannten Lehmsteinen gemauert wird, bremst das Wetter die Baustelle derzeit ein bisschen aus. „Aber es soll eigentlich gutes Bauwetter im Januar werden“, schaut Zimmerer Maik Seeliger mit Blick auf die Langzeitprognose voraus. Und da bereits die nötigen Leitungen verlegt sind und man die Heizung schon zuschalten kann, ist durchaus denkbar, dass man auch im Winter innen weitere Wände mauern kann.

Schulstiftung und Baubetrieben wäre ein milder Winter ohnehin recht, schließlich haben sie einen ehrgeizigen Zeitplan. Zum neuen Schuljahr sollen die Kinder ja dann bereits in der neuen Schule lernen. Die Zimmerer sind jedenfalls bereit: „Am zweiten Januar geht es wieder weiter“, stellt Seeliger in Aussicht.