Riesa. Riesa gibt es jetzt als Brettspiel: mit Elbe in der Mitte, Stadtteilen und Spielfiguren. Entstanden ist es im Zuge des Projekts „Demografiewerkstatt Kommunen“. Ende 2016 wurde Riesa mit sieben weiteren deutschen Städten vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend als Modellkommune ausgewählt, darunter die sächsische Kleinstadt Adorf an der tschechischen Grenze, aber auch die westdeutsche Großstadt Dortmund. Das Stadtspiel ist Teil des Projekts. Alle acht Kommunen sind in ähnlicher Weise mit Abwanderung und steigendem Durchschnittsalter konfrontiert und werden fünf Jahre lang von Experten begleitet. Sie sollen sich untereinander austauschen können und vor Ort Wege finden, um den demografischen Wandel in Städten und Landkreisen gestalten zu können.
Durch das Stadtspiel will die Verwaltung herausfinden, was sie gegen das Abwandern tun kann, was den Riesaern fehlt. Die Bürger selbst sollen darüber nachdenken. Es ist für alle Altersgruppen konzipiert und soll mit möglichst vielen Menschen gespielt werden: Senioren, Berufsschülern, jungen Familien, Verwaltungsbeamten. Das Spiel ist extra auf Riesa zugeschnitten. 40 Schüler des Rudolf-Stempel-Gymnasiums haben es jetzt als Erste gespielt: Eine achte und eine neunte Klasse, aufgeteilt in kleine Gruppen, in denen jeder zu Wort kommen kann.
Und, was braucht Riesa nun? „Eine Pizzeria, direkt am Fluss, die jeden Tag offen hat. Und sie muss eine Terrasse haben, von der man aufs Wasser schauen kann“, sagt eine Schülerin. Aus gelber Knetmasse formt die 16-Jährige ein Haus und stellt es auf das Spielbrett. Andere wollen Feuerstellen an der Elbe. Ein Schüler schlägt ein „W-Lan-Café, so mit Sofas und freiem W-Lan fürs Handy und Steckdosen zum Akkuaufladen“ vor. „Wo Musik läuft und man nachmittags chillen kann.“ Einige der Jugendlichen können sich durchaus vorstellen, später in Riesa zu bleiben. Allerdings fehlten „Möglichkeiten, was wir hier nach dem Abi machen können“, sagt ein Schüler. „Ich sehe meine Perspektive deshalb im Moment eher nicht hier.“ Im Spiel hat er daher eine Hotline vorgeschlagen, bei der Schüler anrufen und Praktikumsplätze in regionalen Betrieben vermittelt bekommen.
Das Stadtspiel liegt nun im Rathaus und soll bei weiteren Terminen zum Einsatz kommen. (SZ)