Ärger um Seußlitzer Treppenbau

Diesbar-Seußlitz. Gotthard Krause ist Malermeister in Diesbar-Seußlitz. Ein Handwerker vom Scheitel bis zur Sohle. Er ist überzeugt davon, wenn man etwas baut, dann sollte man es richtig machen, damit es lange hält. Doch beim gegenwärtigen Anblick der Baustelle an der Heinrichsburg schwillt ihm der Kamm.
Die Freitreppe, die zu dem barocken Pavillon hinaufführt, wird derzeit erneuert. Nach Ansicht von Krause und selbst der Bauleute vor Ort wird es aber nicht ordentlich gemacht. Die Stufen sollen nach Vorgabe der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Meißen im ursprünglichen Zustand wieder hergestellt werden. Und das bedeutet, ohne ein richtiges Fundament, sondern nur seitlich in die Bruchsteinmauern eingefasst.
Im Gemeinderat, dem Krause angehört, machte der Malermeister jetzt seinem Frust Luft. "Das ist von Anfang bis Ende Pfusch!", schimpfte er. "Es muss ja ein paar Jahre halten und nicht bloß zwei." Nach den Regeln der Baukunst gehöre Beton darunter, damit die Sandsteinstufen einen festen Halt haben und nicht wegrutschen.
Behörde zum Kompromiss bereit
"Entscheidend für die Bauausführung ist die denkmalschutzrechtliche Vorgabe", sagte der Nünchritzer Bürgermeister Gerd Barthold (CDU). "Daran kommen wir nicht vorbei." Die Forderung des Denkmalschutzes sehe vor, dass die Treppe zur Heinrichsburg so wie vor 300 Jahren rekonstruiert wird. Das bedeutet, die Stufen werden auf dem vorhandenen Boden verlegt. Quasi im Dreck.
Immerhin war die Untere Denkmalschutzbehörde zu einem Kompromiss bereit. "Es wurden verschiedene Auflagevarianten für die Stufen diskutiert", heißt es aus dem Landratsamt Meißen. "Ziel war es, den Erhalt der Sandsteinstufen weitgehend zu ermöglichen. Daneben ist der Erhalt des Kulturdenkmals natürlich nur gewährleistet, wenn die Sanierung nachhaltig ist." Das Planungsbüro hatte die Aufgabe, beide Belange zu berücksichtigen.
Das Ergebnis: Die Stufen sollen zwar nicht in Beton verlegt werden, dafür aber einen Unterbau aus Mineralgemisch erhalten. Das soll den Treppenstufen eine gewisse Rutschfestigkeit bieten und gleichzeitig eine Frostschutzschicht sein. Damit war das Landratsamt Meißen einverstanden und erteilte eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung.

Die Baufirma nutzte diese Änderung der Bauleistungen, um einen Nachtrag von rund 61.000 Euro zu fordern. Davon erkannte die Gemeindeverwaltung Nünchritz rund 9.000 Euro für das Mineralgemisch und 26.000 Euro für zusätzliche Bauleistungen an. Doch die Krux ist, dass die Baufirma für die Kompromissvariante keine Gewährleistung übernehmen will.
Das können die Gemeinderäte durchaus nachvollziehen. Holger Rautschek (CDU) schlug deshalb ketzerisch vor, dass doch die Untere Denkmalschutzbehörde die Haftung übernehmen solle, wenn man schon bauen soll, wie es die Fachleute aus dem Landratsamt wünschen.
Nur nicht draufzahlen
Rautschek, Krause und andere Gemeinderäte würden lieber dem Rat der Bauleute folgen und die Treppenstufen in Beton setzen. "Den sieht man doch nicht", so Rautschek. Und auch Altbürgermeister Udo Schmidt (SPD) schimpfte: "Der Denkmalschutz fordert Dinge, die nicht zeitgemäß sind." Sie sind sich einig, lieber etwas mehr Geld ausgeben, als in ein paar Jahren noch einmal von vorn anzufangen und dann richtig draufzuzahlen.
Die Mehrheit des Gemeinderates segnete dennoch die Kompromisslösung mit dem Mineralgemisch und damit verbundene Mehrkosten von 35.000 Euro ab. Aber das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen. Wie Landratsamtssprecherin Anja Schmiedgen-Pietsch mitteilt, habe es bisher gegen den Kompromiss keine Einwände seitens der Gemeinde Nünchritz gegeben. In Kürze soll es aber ein Gespräch geben, bei dem aufgekommene Fragen geklärt werden sollen. Momentan ruht der Bau. Ende Frühjahr soll die Treppe an der Heinrichsburg fertig sein.