Blumen und Zuckertüte für den Neuen

Zeithain. Die Zuckertüte auf seinem Schreibtisch ist zwar nicht groß, aber Mirko Pollmer hat sich trotzdem riesig darüber gefreut. Er hat sie von einer Frau aus Röderau erhalten, die ihn offenbar gewählt hat und jetzt zum Start ins Bürgermeisterleben viel Glück wünscht. Das tat sie mit einem dezenten Hinweis. Denn die Zuckertüte ziert ein Tyrannosaurus Rex mit großen, spitzen Zähnen. "Beißen Sie sich durch, und zeigen Sie, wenn es sein muss, auch mal die Zähne", soll sie ihm mit auf den Weg gegeben haben.
Zähne zeigen musste Pollmer an seinem ersten Arbeitstag im Zeithainer Rathaus nur zum Lachen mit den neuen Kollegen. Er sei von den Verwaltungsmitarbeitern sehr herzlich aufgenommen worden, berichtet er. Es herrscht eine gute Stimmung.
Aber ganz neu sind ihm die Leute hier nicht. "Ich kenne sie alle schon", sagt er. Seit Mai, also bereits zwei Wochen nach seinem unerwartet deutlichen Wahlsieg, nimmt er an Dienstberatungen teil und konnte die Rathaus-Angestellten kennenlernen. "Sie sind alle sehr offen und freuen sich, dass jetzt die unklare Zeit ohne Bürgermeister vorbei ist", so Pollmer.

Und auch für ihn selbst ist nun mehr Klarheit in sein Berufsleben zurückgekommen. Bis Mittwoch war er offiziell noch im Kultusministerium Potsdam angestellt. Das habe aus irgendwelchen verwaltungstechnischen Gründen darauf bestanden, dass der promovierte Wirtschaftspädagoge nicht vor Mitte Juli aus seinem Dienstverhältnis entlassen werden kann.
Am Donnerstag war es endlich so weit. Vor Arbeitsbeginn brachte er seine Kinder in die Schule. Darauf hatte Pollmer sich besonders gefreut. Denn es bedeutet für ihn ein großes Stück mehr Lebensqualität. In den vergangenen Jahren arbeitete er wochentags meistens auswärts, sah seine Familie nur an den Wochenenden. Jetzt werden zwar viele offizielle Termine wie Dorffeste, Jubiläen oder andere Veranstaltungen am Wochenende sein, aber seine Frau und die vier Kinder werden ihn mehr bei sich haben als vorher.
Außerdem freut sich der neue Bürgermeister darauf, als Gratulant bei hohen Geburtstagen und Hochzeitsjubiläen persönlich vorbeizukommen. "Da lernt man viele Leute kennen", sagt er. "Da bin ich sehr gespannt." In den nächsten Tagen wird der Promnitzer dazu genug Gelegenheit erhalten. Am Freitag war er bei einem 93. Geburtstag zu Gast. Am Montag schaut er in Röderau bei einem goldenen Hochzeitspaar vorbei und am Donnerstag steht sogar eine diamantene Hochzeit in Bobersen auf dem Programm.

Am Nachmittag kommen junge Eltern mit ihren "Neugeborenen" ins Rathaus. Der Bürgermeister überbringt verspätete Glückwünsche. Das habe niemand mehr seit Hänsels Weggang gemacht. Ein paar der Kinder sind deshalb auch schon fast ein Jahr alt. Wie Pollmer erzählt, sei er deshalb extra am Vortag in ein bekanntes Riesaer Spielwarengeschäft gefahren, um Geschenke für Einjährige zu besorgen.
Doch nur zum Gratulieren und Präsentieren hat er sich nicht wählen lassen. Es warte eine Menge Arbeit auf ihn. Vieles sei liegen geblieben, seitdem der ehemalige Zeithainer Bürgermeister Ralf Hänsel die Schlüssel für das hiesige Rathaus abgab, um als Landrat in Meißen ein neues Amt anzutreten.
So gibt es aus Pollmers Sicht viel Redebedarf bei der langfristigen Entwicklung der Gemeinde Zeithain. Dazu zählt auch im besonderen Maße das Wohngebiet Nikopol, das von insgesamt drei Wohnungsverwaltungsgesellschaften vermietet wird. Mit der größten von ihnen hat sich Pollmer an seinem ersten Arbeitstag getroffen. Die Ergebnisse des Gesprächs sind unbekannt. Auch hier ging es wohl eher darum, sich erst einmal kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen.
Das wird auch seine Hauptaufgabe für die kommenden Wochen und Monate sein. Nächster wichtiger Termin ist am Montag. Dann soll Pollmer im Gemeinderat als neuer Zeithainer Bürgermeister vereidigt werden.